Hicke räumt auf
Teamkader ohne Linz, mit Kienast
05.10.2007
Hickersberger macht seine Drohung wahr: Linz und Prager nicht für nächsten Testspiele einberufen. Ham-Kam-Legionär Kienast und Austrias Schiemer dabei.
Österreichs Fußball-Teamchef Josef Hickersberger hat auf die enttäuschenden Leistungen in den vergangenen beiden Testspielen gegen Japan und Chile reagiert. Im Kader für die bevorstehenden Partien am 13. Oktober in Zürich gegen die Schweiz und am 17. Oktober in Innsbruck gegen die Elfenbeinküste fehlen Roland Linz und Thomas Prager, dafür könnten Roman Kienast und Franz Schiemer ihr A-Team-Debüt feiern.
Lob und Tadel für Linz
Hickersberger äußerte sich zwar
lobend über die Darbietungen von Linz bei seinem Club SC Braga, für den der
Steirer am Donnerstag auch im UEFA-Cup getroffen hatte, mit dem Auftreten
des Stürmers in der ÖFB-Auswahl war der Coach aber alles andere als
zufrieden. "Er hat zuletzt in der Nationalmannschaft nicht die Leistungen
gebracht, die wir alle von ihm erhofft haben, aber auch nicht so trainiert,
wie wir es erwartet haben, vor allem in der Woche vor den Spielen gegen
Japan und Chile."
Die öffentliche Kritik von ÖFB-Präsident Friedrich Stickler hat aber laut Hickersberger nichts mit dem Verzicht auf den Portugal-Legionär zu tun. "Meine Entscheidung, Linz nicht zu nominieren, ist schon nach dem Abschlusstraining für das Chile-Match festgestanden."
Nachdenkpause für Prager
Nur wenige Stunden später war sich
"Hicke" auch darüber im Klaren, Prager eine Nachdenkpause zu verordnen. "Der
Grund ist nicht seine mangelnde Spielpraxis. Mir hat missfallen, wie er sich
nach seiner Auswechslung gegen Chile verhalten hat." Der Mittelfeldspieler
vom SC Heerenveen war unmittelbar nach seinem Austausch in die Kabine
marschiert. "Das zeigt mangelnden Respekt, und dass es ihn nicht
interessiert, wie die Mannschaft ohne ihn spielt."
Die Tür für die beiden Legionäre sei aber nicht zu, so Hickersberger. "Man könnte es als Fingerzeig oder erzieherische Maßnahme interpretieren, aber die Beiden sind sicher nicht die Sündenböcke für die Spiele gegen Japan und Chile", betonte der Niederösterreicher.
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Durch das Fehlen von Linz bekommt Kienast erstmals seine Chance. Der Angreifer des norwegischen Zweitligisten Ham-Kam schien zwar bereits im Kader für das Malta-Match im vergangenen Februar auf, musste aber verletzungsbedingt absagen. Kurz zuvor war einer Sperre wegen rassistischer Beschimpfungen eines Gegenspielers in Norwegen bekanntgeworden.
Vom Ham-Kam-Coach informiert
Der Teamchef hat den Stürmer in
Norwegen noch nie beobachtet, steht aber mit Kienasts Trainer Arne Erlandsen
in ständigem Kontakt, und der Ham-Kam-Coach wusste von Hickersbergers
Ex-Schützling bei Rapid nur Gutes zu berichten. "Er hat mir gesagt, dass er
über die spielerische Entwicklung von Kienast sehr erfreut ist und hat mich
gebeten, ihn nicht zu nominieren, weil er ihn in der Meisterschaft braucht.
Ich kann auf diese Wünsche aber keine Rücksicht nehmen."
Kienast steht seinem Verein, der um den Aufstieg kämpft, aufgrund seiner Einberufung im Liga-Heimspiel am 14. Oktober gegen den Drittletzten Sparta nicht zur Verfügung. Dass der Neffe von Ex-Teamspieler Reinhard Kienast zu Team-Ehren kommt, obwohl er nur in der zweithöchsten norwegischen Spielklasse engagiert ist, stellt für Hickersberger kein Problem dar. "Ich halte die zweite norwegische Liga für stärker als unsere Red-Zac-Liga."
Schiemers verspätetes Debüt
So wie Kienast wäre auch
der zweite mögliche Debütant Franz Schiemer schon früher beim A-Team dabei
gewesen, ihm wurde im vergangenen Mai allerdings eine Acht-Spiele-Sperre
wegen einer Tätlichkeit im Spiel mit den Austria Amateuren zum Verhängnis.
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Comebacks
Schiemers Club-Kollegen Johannes Ertl und Yüksel
Sariyar stehen nach längerer Abwesenheit wieder im Kader. Ein Mitgrund für
die Rückkehr von Ertl war die Tatsache, dass der Steirer sowohl in der
Innen- als auch Außen-Verteidigung einsetzbar ist. Sariyar wiederum soll die
Probleme im zentralen Mittelfeld beheben. "Er hat bei der Austria zuletzt
ständig gespielt und gute Leistungen geboten", so Hickersberger. Im
Teamkader stehen übrigens nicht weniger als sechs Profis von Tabellenführer
Austria.
Ein Comeback feiert zudem Kapitän Andreas Ivanschitz nach überstandener Knieverletzung. "Er ist wieder hundertprozentig fit, ihm fehlt aber noch die Spielpraxis", meinte der Teamchef. Auch deswegen wurde ein Testspiel am kommenden Mittwoch im Teamcamp in Schruns/Tschagguns gegen die U19-Auswahl der Akademie Vorarlberg eingeschoben.
Hicke ohne Jobangst
Die Partie soll auch dazu dienen, dass die
Mannschaft Selbstvertrauen für die bevorstehenden Aufgaben tankt und eine
klare Steigerung hinlegt. "Die Einsatzbereitschaft muss sich radikal
bessern, und zwar bei allen Spielern", forderte Hickersberger, der mit dem
auf ihm lastenden Druck gelassen umgeht. "Die Mannschaft muss ganz einfach
gute Leistungen bringen, unabhängig davon, wer der Teamchef ist." Angst um
seinen Job im Falle zweier klarer Niederlagen habe er nicht, "sonst hätte
ich den Job ja nicht angetreten. Außerdem geht es nicht um mich, sondern um
das Nationalteam und die Vorbereitung auf die EURO".
Stranzl fällt aus
In den kommenden beiden Spielen muss
"Hicke" neben Markus Katzer (Kreuzbandriss) und Andreas Ibertsberger (nach
Jochbeinbruch noch nicht völlig fit) auch auf Martin Stranzl verzichten. Die
Sprunggelenksverletzung, die der Burgenländer kurz vor den September-Matches
erlitten hatte, entpuppte sich als Teilabriss des Delta-Bandes. Dazu
gesellte sich auch noch eine Entzündung, wodurch der Innenverteidiger, der
im Moment in München sein Rehab-Programm absolviert, noch Wochen ausfällt
und seinem Club Spartak Moskau wohl in dieser Meisterschafts-Saison nicht
mehr zur Verfügung steht.
Ein Fragezeichen steht noch hinter Martin Hiden und Christoph Leitgeb, die an Muskelproblemen laborieren. Ümit Korkmaz muss wegen eines Muskelfaserrisses wochenlang pausieren, wäre aber ohnehin nur auf Abruf nominiert gewesen.
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Mit Jürgen Macho, Helge Payer und Alexander Manninger wurden wieder jene drei Goalies einberufen, die sich Hoffnungen auf das Einserleiberl machen dürfen. Laut Rotation wären diesmal Manninger und Payer an der Reihe, allerdings könnte sich an dem Wechselspiel etwas ändern. "Manninger hat derzeit keine Spielpraxis. Jetzt ist es davon abhängig, wie er in Form ist. Wir werden im Training überprüfen, ob er Sicherheit ausstrahlt", erklärte Hickersberger.
Hicke bleibt hart
Keinen Zweifel ließ der Teamchef daran, dass
Paul Scharner weiterhin kein Thema ist . "Wir brauchen in der Mannschaft
eine gewisse Stabilität, und ich weiß nicht, wie Scharner nach zwei
Niederlagen reagiert, ob er dann wieder nicht im Nationalteam spielen will."
Keinen Meinungsumschwung gab es auch im Zusammenhang mit den arrivierten
Kickern a la Ivica Vastic, wobei "Hicke" noch ergänzte, dass er bei der EURO
keinen Kicker einberufen werde, der einer Kolumnisten-Tätigkeit nachgeht -
zu groß ist dem Niederösterreicher die Gefahr, dass Internas preisgegeben
werden könnten.
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Tor: Jürgen Macho (AEK Athen/12 Länderspiele), Alexander Manninger (Siena/22), Helge Payer (Rapid/13)
Abwehr: Christian Fuchs (Mattersburg/11/0 Tore), Martin Hiden (Rapid/44/1), Györgi Garics (Napoli/6/1), Jürgen Patocka (Rapid/2/0), Sebastian Prödl (Sturm Graz/5/0), Johannes Ertl (Austria/5/0), Franz Schiemer (Austria/0), Ronald Gercaliu (Austria/6/0)
Mittelfeld: Joachim Standfest (Austria/24/1), Rene Aufhauser (Salzburg/44/9), Christoph Leitgeb (Salzburg/14/0), Michael Mörz (Mattersburg/10/0), Jürgen Säumel (Sturm Graz/7/0), Yüksel Sariyar (Austria/9/1), Andreas Ivanschitz (Panathinaikos/31/4)
Angriff: Martin Harnik (Werder Bremen/2/1), Sanel Kuljic (Austria/16/2), Roman Kienast (Ham-Kam/0)
Auf Abruf: Hans Peter Berger (Ried/0) - Peter Hackmair (Ried/0), Erwin Hoffer (Rapid/2/0), Ümit Korkmaz (Rapid/0), Markus Weissenberger (Eintracht Frankfurt/25/1), Klaus Salmutter (Sturm Graz/4/0)