Sein letztes Training

Toni Polster: "Mein bitterer Abschied"

10.08.2013


Toni: Blitz-Aus nach 56 Tagen - So wurde er abmontiert.

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Nach 56 Tagen war für Toni Polster (49), wie von ÖSTERREICH berichtet, bei der Admira Schluss. Ein ganz bitteres Ende.

Gestern zeigte Toni noch einmal Größe. Er fuhr in die Südstadt, verabschiedete sich um 10 Uhr von der Mannschaft. Als die Admira am Abend gegen Sturm Graz antrat, saß Polster daheim vor dem Fernseher. Toni im Interview: „Die Entscheidung hat mich überrascht. Ich hatte gar keine Zeit, um meine Vorstellungen umzusetzen.“ Und er ist sicher: „Ich hätte Admira gerettet. Wir wären nie und nimmer abgestiegen.“

Freitagabend zogen die Klub-Bosse die Reißleine
Die Admira-Bosse sahen das anders. Freitag, kurz vor 20 Uhr, wurde Polster von Manager Alexander Friedl und dem neuen starken Mann, Karl Cermak (Sponsor und Ex-Fußballer bei Donaufeld, Horn, Baden, Bruck), ins Büro zitiert. Da erfuhr er vom Rauswurf. Cermak sagt: „Eine Gefühlsentscheidung. Ich habe den Toni engagiert, finanziert – und bin auch fürs Ende verantwortlich …“

Polster wurde am 17. Juni in der Südstadt präsentiert. Er sollte der „grauen Maus“ der Liga ein schillerndes Image verpassen. Nach nur vier (!) Pflichtspielen, dem Sieg im Cup gegen Seekirchen und den Pleiten in der Bundesliga gegen Meister Austria, Wacker Innsbruck und Grödig, zog der Chaosklub die Reißleine. Für viele total unverständlich.

Polster ging wie ein „Sir“, bedankte sich sogar auf seiner Facebook-Seite für die tolle Zusammenarbeit in den knapp acht Wochen. Toni zu ÖSTERREICH: „Ich wasche keine Schmutzwäsche. Das ist nicht mein Stil."

Toni Polsters Rauswurf kann Admira richtig viel Geld kosten
ÖSTERREICH erfuhr: Der Startrainer unterschrieb einen Kontrakt bis Ende dieser Saison in der Südstadt. Allerdings mit einer streng geheimen Klausel. Pikant: Sollte die Admira den Klassenerhalt in der Bundesliga schaffen, dann verlängert sich Polsters Vertrag automatisch um ein weiteres Jahr, läuft bis Juni 2015!

Toni: "Ich muss das erst einmal alles verarbeiten"

ÖSTERREICH: Herr Polster, wie geht es Ihnen nach dem Rauswurf bei der Admira?
Toni Polster: Ich gebe zu, die Entscheidung hat mich überrascht. Das muss ich erst einmal verarbeiten.

ÖSTERREICH: Wie ist es dazu gekommen?
Polster: Ich habe meine Mannschaft auf das Match gegen Sturm vorbereitet, die Aufstellung gemacht, mit den Spielern unsere Taktik besprochen. Dann bin ich vom Manager und einem Sponsorvertreter ins Büro zitiert worden. Da hat man mir gesagt, dass Schluss ist. Ich habe gedacht, ich bin im falschen Film.

ÖSTERREICH: Wie lautete die Begründung?
Polster: Ich werde das nicht in der Öffentlichkeit breittreten – diese Dinge sollten intern bleiben. Nur so viel: Es hat Auffassungsunterschiede gegeben. Mehr möchte ich nicht sagen.

ÖSTERREICH: Offenbar hat man Ihnen nicht zugetraut, mit der Admira den Klassenerhalt zu schaffen, oder?
Polster: Was komisch ist. Ich bin nicht einmal acht Wochen Trainer bei Admira gewesen. Im Pokal haben wir gewonnen. Beim ersten Ligamatch gegen die Austria sind wir von allen Seiten mit Lob überschüttet worden, haben den Meister bis zur letzten Sekunde gefordert. Die Heimniederlage gegen Innsbruck war unglücklich – und beim 1:7 in Grödig ging einfach alles schief.

ÖSTERREICH: Hätten Sie den Turnaround geschafft?
Polster: Na klar! Ich hätte die Admira sicher gerettet. Wir wären auf keinen Fall abgestiegen. Nur hatte ich gar nicht die Zeit, um meine Vorstellungen von Fußball umzusetzen. Wenn man als Trainer etwas entwickeln will, muss die Klubführung Geduld haben. Das ist nicht der Fall gewesen. Dabei sind die Umstände schwierig. Die Admira hat wichtige Spieler verkauft. Deshalb hat auch Didi Kühbauer aufgehört. Aber ich wünsche der Mannschaft und dem Verein alles Glück dieser Welt.

ÖSTERREICH: Gar kein Zorn?
Polster: Ich wasche keine Schmutzwäsche und ich trete nicht nach.

ÖSTERREICH: Weil Sie noch einen Vertrag haben und es um viel Geld geht, stimmt’s?
Polster: Mit Geld hat das überhaupt nichts zu tun. Das ist einfach nicht mein Stil. Ich verhalte mich wie ein Gentleman. Außerdem hat mir der Job riesigen Spaß gemacht. Ich habe gern mit den Jungs in der Südstadt gearbeitet. Die sind mir auch richtig ans Herz gewachsen. Schade, dass es so zu Ende geht.

ÖSTERREICH: Haben Sie vom Fußball genug?
Polster: Dumme Frage! Ich liebe den Fußball. Ich bin mit Leib und Seele Trainer. Natürlich ist das hart. Mit solchen Rückschlägen muss man umgehen können.

ÖSTERREICH: Wann sehen wir Sie wieder als Coach in der Bundesliga, Toni?
Polster: Hoffentlich bald. Ich bin zu hundert Prozent davon überzeugt, dass ich mich auch in der höchsten Klasse als Cheftrainer durchsetzen werde – ich mache noch meinen Weg!

 

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