ÖFB-Krise
Trainer kritisieren Brückner
18.02.2009
Kärnten-Coach Schinkels fordert offensivere Ausrichtung des Nationalteams. Lindenberger bringt Herzog und Ruttensteiner in Stellung.
Österreichs Fußball-Nationalteam steckt nach dem 0:2 gegen Schweden im freundschaftlichen Länderspiel gegen Schweden am 11. Februar weiterhin in der Krise. Die Bilanz mit drei Niederlagen in Folge, fünf Partien ohne Sieg, 14 Matches en suite mit zumindest einem Gegentor und sieben Jahren ohne vollen Erfolg zum Auftakt eines Länderspieljahres spricht für sich. Verständlich daher, dass in einer Umfrage unter den zehn Bundesliga-Trainern zumindest teilweise auch leise Kritik an Teamchef Karel Brückner durchzuhören war.
Mehr Offensive
Kärntens Frenkie Schinkels fordert vom
ÖFB-Teamchef eine deutlich offensivere Ausrichtung. "Ich kann nicht
verstehen, warum wir gegen eine Viererkette von Schweden mit nur einem
Stürmer spielen. Wir müssen einfach offensiver denken, die beste
Verteidigung ist eben der Angriff", sagte der gebürtige Niederländer. Der
Kärnten-Coach wünscht sich auch mehr Realitätssinn. "Wir wundern uns, dass
wir schlecht sind, ich wundere mich aber nicht, dass noch nie ein Holländer
die Streif gewonnen hat", betonte Schinkels.
Österreich liegt in der FIFA-Weltrangliste derzeit nur auf Rang 83. "Entweder wir ergeben uns, oder wir versuchen die Schlange zu beißen", merkte Schinkels an. Von Brückner erwartet sich der 46-Jährige einen Einblick, warum die tschechischen Star-Spieler wie ein Pavel Nedved, die er als tschechischer Teamchef unter seinen Fittichen hatte, so gut geworden sind.
Seitenhieb aus Kapfenberg
Auch Kapfenbergs Werner Gregoritsch
konnte sich einen kleinen Seitenhieb in Richtung des ÖFB-Teamchefs nicht
verkneifen. "Es ist schade, dass man noch immer nicht alle Bundesligatrainer
kennt, obwohl man schon solange in Österreich weilt", sagte der Trainer des
Bundesliga-Aufsteigers. Unabhängig davon glaubt Gregoritsch aber an eine
rosige Zukunft des ÖFB-Teams. "Die Generationen, die jetzt kommen, die gute
Jugendarbeit wird sich in den nächsten Jahren positiv auswirken",
prognostizierte der KSV-Coach. Zudem sei die Entwicklung der Ersten Liga
positiv und werde die Wirtschaftskrise wohl dazu führen, dass noch deutlich
vermehrt junge österreichische Spieler ihre Chance bekommen.
Ganz große Sprünge dürfe man aber auch nicht erwarten. "Unser Problem ist, dass wir von der Erwartungshaltung vernünftig sein müssen. Für eine WM-Qualifikation in dieser Gruppe muss wirklich alles zusammenpassen", merkte Gregoritsch an. Das sieht auch Mattersburgs Franz Lederer so. "Wir müssen beim Nationalteam die Realität erkennen. Wir waren nicht so gut, wie wir uns nach dem Sieg gegen Frankreich gemacht haben, sind aber auch nicht so schlecht, wie wir uns zuletzt gemacht haben", analysierte der Cheftrainer der Burgenländer. Es bringe zudem nichts, sich nach jedem Spiel selbst zu verdammen.
Pacult kritisiert mangelnde Spielpraxis
Rapids Trainer Peter
Pacult sieht unter anderem in der fehlenden Spielpraxis einiger Teamkicker
ein großes Problem. "Für den Teamchef ist es nicht förderlich, wenn einige
Leistungsträger bei ihren Clubs nicht spielen", sagte der Meistermacher.
Wichtig sei es sich mit Erfolgserlebnissen über einen längeren Zeitraum das
nötige Selbstvertrauen zurückzuholen. "Derzeit sieht man, dass keine
Sicherheit da ist", ergänzte der Rapid-Coach.
Hauptarbeit bei den Vereinen
Ziemlich einig waren sich die
Bundesliga-Trainer in der Meinung, dass bei den Clubs die Hauptarbeit
erledigt werden müsse. "Die Hauptarbeit, um das Nationalteam wieder nach
vorne zu bringen, wird in den Vereinen geleistet. Dort muss gearbeitet
werden, damit bessere Spieler zum Team kommen", brachte es Austria-Coach
Karl Daxbacher auf den Punkt. Der Teamchef könne nur wenig machen.
"Nicht zu einfach machen"
Das sah auch Altachs Georg
Zellhofer ähnlich. "Es ist zu einfach nur Karel Brückner als Sündenbock
hinzustellen", betonte der Ex-Trainer von Austria und Rapid. Man müsse sich
nun entscheiden, in welche Richtung es gehen soll und klare Richtlinien,
hinter denen auch die ganze Bundesliga steht, setzen.
Lindenberger will Herzog
LASK-Trainer Klaus Lindenberger meinte,
dass ein Teamchef immer nur so gut ist, wie die Spieler, die bei den
Vereinen spielen. "Dort muss die Basis gelegt werden", fügte der 51-Jährige
hinzu. Der Ex-ÖFB-Teamtormanntrainer, der anmerkte, dass wir "einen guten
Nachwuchs und unten eine gute Breite mit guter Spitze, die sicher
Nationalspieler werden können", haben, war auch der Einzige, der sich
öffentlich bezüglich einem möglichen Nachfolger äußerte. "Die Entscheidung,
dass Karel Brückner Teamchef ist, ist eine sehr gute Lösung, aber natürlich
bleiben die Erfolge aus. Ich kann mir Andreas Herzog eventuell in Verbindung
mit Willi Ruttensteiner sehr gut vorstellen", gab der Oberösterreicher
preis. Man dürfe in Österreich nicht immer nur das Negative sehen. "Auch ein
junger Trainer hat Qualität", fügte Lindenberger hinzu.
Paul Gludovatz (Ried), Franco Foda (Sturm Graz) und Co Adriaanse (Salzburg) wollten sich zum Team nicht näher äußern.