Die Sitzungen des Bayern-München-Aufsichtsrats waren bislang für die Sportwelt von keiner großen Relevanz. Der Steuerskandal von Bayern-Präsident und Vorstandsvorsitzendem Uli Hoeneß änderte alles. Gestern, um 15.30 Uhr, traf Hoeneß mit seinem Audi, gefahren von Chauffeur Bruno Kovacevic, an der Allianz-Arena ein. Obwohl der Zeitpunkt geheim war, warteten bereits zahlreiche Kamerateams bei seiner Ankunft. Zur Überraschung kamen auch Matthias Sammer und Karl-Heinz Rummenigge zur Schicksalsitzung für Hoeneß.
Acht Männer (darunter Ex-Bayern-Ministerpräsident Edmund Stoiber oder VW-Chef Martin Winterkorn) sollten über Uli Hoeneß’ Zukunft richten. Seit 34 Jahren lenkt Hoeneß erfolgreich die Geschäfte des Millionenklubs Bayern München.
Zuerst war es nur ein heißes Gerücht, aber um 17.40 Uhr war es offiziell: Steuersünder Hoeneß (er hat drei Millionen Euro an Steuern an die Finanz überwiesen) hat bei der brisanten Sitzung von selbst seinen Rücktritt angeboten. Er entschuldigte sich vor den Aufsichtsräten für die Steuerhinterziehung.
Der Canossagang des Uli Hoeneß scheint gewirkt zu haben. Denn gegen alle Erwartungen lehnten die acht Aufsichtsräte das Hoeneß-Angebot ab. Der Bayern-Präsident bleibt im Amt. Die Begründung: Solange die Staatsanwaltschaft keine Anklage gegen den mächtigen Bayern-Boss erhebt, gibt es keinen Grund zum Rücktritt. Bei einer Anklage wird der Aufsichtsrat neu entscheiden – so das offizielle Statement.
Die Anwälte von Hoeneß bemühen sich derzeit um einen Deal mit den Staatsanwälten.