Spanien-Bezwinger

USA feiern "größten Tag im Fußball"

25.06.2009

Für Teamchef Bradley ist der Erfolg schlicht "Wahnsinn". Der Regisseur der Spanier, Xavi Hernandez spricht nach der Niederlage von einer Schande.

Zur Vollversion des Artikels
© Reuters
Zur Vollversion des Artikels

Vom Punktelieferanten zum Sensationssieger - die anfangs belächelten US-Boys haben im achten Fußball-Turnier um den "FIFA Konföderationen-Cup", der derzeit als WM-Test für 2010 in Südafrika ausgespielt wird, die Fußballwelt auf den Kopf gestellt. "Das war eine große Nacht für uns, Wahnsinn! Nur noch zwei Teams haben die Chance, die Trophäe in Händen zu halten - und eines davon sind wir", schwärmte US-Coach Bob Bradley fast ungläubig.

Krasser Außenseiter
Kurz zuvor hatten seine Boys im Free State Stadium von Bloemfontein als krasser Außenseiter völlig unerwartet den haushoch favorisierten Europameister Spanien im ersten Halbfinale durch ihren 2:0-Triumph jäh aus allen Endspiel-Träumen und Rekordserien gerissen. Und für den größten US-Coup seit dem 1:0 über England bei der WM 1950 in Brasilien. Am Sonntag (20.30 Uhr/live ORF 1) trifft der "Riesentöter" im Endspiel im Ellis Park von Johannesburg entweder auf Titelverteidiger Brasilien oder die Gastgeber.

Während die entzauberte "Fura Roja" nach der ersten Niederlage seit mehr als zweieinhalb Jahren und 35 ungeschlagenen Länderspielen in Serie (davon zuletzt 15 Siege en suite) frustriert in die Kabine flüchteten, tanzten die Yankees unter den "USA, USA"-Rufen der 35.369 Zuschauer über den Rasen. "Das ist vielleicht der größte Tag des US-Fußballs", meinte Stürmer Landon Donovan.

Spanien-Legionär Altidore
Ausgerechnet Spanien-Legionär Jozy Altidore (27.) sowie Clint Dempsey (74.) führten die USA mit ihren Toren erstmals ins Endspiel eines großes Turniers. "Wir haben die Nummer 1 der Welt geschlagen, da haben wir natürlich auch eine Chance im Finale", sagte Donovan, und der Gladbacher Legionär und Teamchef-Sohn Michael Bradley ergänzte: "Das ist ein großer Tag, so emotional - aber unser Job hier ist noch nicht erledigt."

Kurz vor Schluss sah der beherzte Kämpfer im Mittelfeld für ein energisches Tackling die Rote; es war schon der dritte Ausschluss der USA im Turnier. "Die Rote Karte ist egal. Das Team ist im Finale, das allein zählt", erklärte Bradley junior. Die Aggressivität, die gute Organisation, der Kampfgeist, die Willensstärke und die Leidenschaft, das Tempo mit dem die US-Boys den Spaniern zugesetzt hatten, waren der Schlüssel zum Erfolg. "Die anderen Teams hatten viel Respekt vor den Spaniern gezeigt. Wir waren aggressiver, haben ihnen auch mal wehgetan. Sie waren frustriert, haben auf dem Rasen geschimpft" erzählte Donovan.

"Yes, we can"
"Wir wussten, wir haben Waffen, mit denen wir ihnen wehtun können", kommentierte Taktik-Fuchs Bradley. Die US-Kicker leben während des Confed Cup den US-Traum. "Yes we can. In der Tat, die Amerikaner haben ein neues Wunder vollbracht", schrieb anerkennend die spanische Zeitung "Sport". Donovan berichtete von einer Mail seines Vater. Er habe ihn vor dem Spiel an 1980 erinnert, als das US-Eishockeyteam bei den Olympischen Winterspielen in Lake Placid die übermächtigen Russen im Halbfinale besiegte und danach im Endspiel auch die Goldmedaille holte. "Nichts ist unmöglich", dieses Motto beherzigten Donovan & Co.

Enttäuschte Spanier
Die Iberer haderten mit ihrem Schicksal. "Das Spiel um Platz drei war nicht unser Ziel", maulte Torwart Iker Casillas. "Die Niederlage schmerzt. Es ist eine Schande, aber wir müssen deswegen nicht in Panik verfallen", mahnte Spielmacher Xavi. "Dieses Team hat trotzdem eine große Zukunft vor sich", erklärte auch Teamchef Vicente del Bosque nach dem ersten Rückschlag in seiner einjährigen Amtszeit.

"Die Fiesta ist vorbei", schrieb die Zeitung "El País". Der Favorit, dem man etwas die Müdigkeit einer ebenso erfolgreichen wie langen Saison anmerkte, hatte eine Fülle von Chancen, aber auch Torjäger Fernando Torres und David Villa hatten Ladehemmung. "Eines Tages musste die erste Niederlage kommen", meinte Xabi Alonso nach der ersten Pleite seit dem 0:1 gegen Rumänien im November 2006. Und schließlich sei der Confed Cup nur die WM-Generalprobe, beruhigte Torres: "Jetzt müssen wir eine neue Serie starten. Und 2010 wollen wir hier Weltmeister werden."

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel