Späte Abrechnung

Van Gaal zieht über Hoeneß her

31.10.2012

Ex-Bayern-Trainer lässt kein gutes Haar am Bayern-Boss: "Hat viel Macht und nutzt sie auch."

Zur Vollversion des Artikels
© GEPA
Zur Vollversion des Artikels

Eineinhalb Jahre nach seinem Rauswurf beim FC Bayern München hat Louis van Gaal noch einmal mit Uli Hoeneß abgerechnet. "Der Einzige im Club, der immer auf meinen Abschied gedrängt hat, war Uli Hoeneß. Kein anderer. Darum wird auch keine weitere Zusammenarbeit mehr zwischen uns beiden möglich sein", sagte der niederländische Fußball-Coach in einem Interview für die Mittwoch-Ausgabe der "Sport Bild".

Zu viel Macht bei Hoeneß
Van Gaal war im April 2011 beim deutschen Rekordmeister beurlaubt worden. Zwar verstehe er die Bedeutung des heutigen Präsidenten Hoeneß für den Club von David Alaba. "Es war nicht Beckenbauer, Breitner oder jemand anderes, der den Club so groß gemacht hat. Das war allein das Werk von Uli Hoeneß." Trotzdem sei es keineswegs eine gute Sache, wenn die Macht bei so einem großen Club nur bei einer Person liegt.

Der Verein habe eine Struktur, in der der Präsident bis runter zum Trainer alles beeinflussen könne. Franz Beckenbauer habe das nicht gemacht, Uli Hoeneß dagegen sehr viel. "Er hat viel Macht und benutzt diese auch." Selbst um die Trainer-Arbeit habe er sich gekümmert. "Der Präsident kann das nicht, weiß auch nicht, was in der Mannschaft wirklich passiert", argumentierte Van Gaal. "Darum sollte er sich nicht einmischen."

Rummenigge kämpfte für Van Gaal
Der Bayern-Vorstand könne auf Dauer nicht gegen Hoeneß sein, sagte der niederländische Nationaltrainer, der den FC Bayern im ersten Jahr zum Double aus Meisterschaft und Pokal sowie ins Finale der Champions League geführt hatte. "Karl-Heinz Rummenigge hat sehr lange für mich gestritten", erinnerte Van Gaal. Am Ende habe Rummenigge aber "eben den Schulterschluss mit Hoeneß suchen müssen".

"Hatte eine schöne Zeit"
Dennoch zog Van Gaal im Rückblick eine positive Bilanz: "Ich hatte in München eine sehr schöne Zeit, habe dort einen neuen Fußball eingeführt." Nach Ende der Ära Hoeneß könne er sich eine zweite Trainer-Amtszeit bei Bayern vorstellen. "Ob Ajax, Barcelona oder Alkmaar, in all meinen Clubs bin ich als Trainer zurückgekommen - so wie in der Nationalelf. Jetzt bleibt nur Bayern übrig. Ich würde es schön finden."

Vor dem Test-Duell in zwei Wochen gegen die deutsche Nationalelf lobte der Oranje-Coach Joachim Löw. "Er macht für Deutschland einen sehr guten Job." Das deutsche Team spiele unter dem Bundestrainer jetzt so, "wie ich es beim FC Bayern eingeführt habe", erklärte Van Gaal. "Ich habe zwar das System beim FC Bayern eingeführt, aber er war dafür verantwortlich, dass es bei Deutschland eingeführt wurde."

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel