Der Schweizer hat seinen Vertrag um zwei Jahre verlängert!
Das Tauziehen um Marcel Koller hat für den Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) ein positives Ende genommen. Der Schweizer entschied sich für einen Verbleib als ÖFB-Teamchef und gegen ein Engagement als Nationaltrainer in seiner Heimat, wo Ottmar Hitzfeld sein Amt nach der WM in Brasilien niederlegt. Kollers neuer Vertrag läuft bis Ende 2015 mit Verlängerungsoption.
Vertrag mit Verlängerungsoption
Der ÖFB besiegelte am Mittwochvormittag die weitere Zusammenarbeit auf zumindest zwei weitere Jahre mit dem 52-Jährigen. Kollers alter Vertrag wäre mit Jahresende ausgelaufen, der neue Kontrakt läuft bis Dezember 2015 mit einer automatischen Verlängerung bis nach der EM 2016 in Frankreich im Falle einer erfolgreichen Qualifikation des ÖFB-Teams.
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"Dies war, auf den Fußball bezogen, die schwierigste Entscheidung, welche ich in meiner Karriere treffen musste", gab Koller in einer Verbandsaussendung zu. Die Entscheidung für den ÖFB erfolgte aus einem ganz einfachen Grund. "Ich habe vor zwei Jahren dieses Projekt beim ÖFB begonnen und ich will es weiterführen", erklärte Österreichs Teamchef, der seit November 2011 im Amt ist.
Freude bei ÖFB-Boss
ÖFB-Präsident Leo Windtner, der am Sonntag noch von einer 50:50-Chance für einen Verbleib des Trainers gesprochen hatte, war hocherfreut. "Ich bin sehr froh, dass die Entscheidung für den Weg mit Marcel Koller gefallen ist. Der ÖFB steht für Kontinuität und diese ist mit dieser Entscheidung des alten und neuen Teamchefs gegeben", meinte der Verbandschef. Diese Entwicklung sei für die Mannschaft, den ÖFB und auch die Fans sehr positiv.
"Wir werden mit voller Kraft die Qualifikation für das nächste Großereignis in Frankreich angehen und ich bin überzeugt, dass dieses Team unter seiner professionellen Führung sehr gute Chancen hat, die nächste EM Endrunde zu erreichen", blickte Windtner optimistisch in die Zukunft.
Erleichterung bei den Spielern
Große Freude herrschte auch bei den Spielern. "Good news from ÖFB...HAPPY!", twitterte Marc Janko. Sebastian Prödl meinte: "Nicht nur ich und die Spieler, ganz Österreich hat Grund zur Freude. Das ist eine wichtige und gute Entscheidung für unseren Fußball. Er hätte Teamchef in seiner Heimat werden können und hat sich für Österreich entschieden, das muss man ihm hoch anrechnen."
Welch hohe Meinung die ÖFB-Internationalen von Koller haben, zeigte sich schon rund um das Färöer-Match vor zwei Wochen, als ein Abgang des Schweizers noch wahrscheinlich schien. Schon damals meinten etwa Christian Fuchs und Martin Harnik, ein Abschied Kollers wäre "fatal", man müsse in diesem Fall wieder bei Null beginnen.
Aufwärtstrend in Koller-Ära
Dieses Szenario bleibt dem ÖFB nun erspart, weil sich Koller gegen einen wohl besser dotierten Vertrag bei der Nummer sieben der Weltrangliste und für die Nummer 53 im FIFA-Ranking entschied. Beim Amtsantritt des ehemaligen Schweizer Teamspielers im November 2011 war Österreich noch um 18 Ränge schlechter klassiert.
Vor seiner überraschenden Bestellung zum Nationaltrainer war der Schweizer zwei Jahre ohne Job gewesen - ein Grund mehr für viele einflussreiche Personen im österreichischen Fußball, diese Personalentscheidung heftig zu kritisieren. Die Skeptiker wurden aber eines Besseren belehrt, denn die Handschrift Kollers zeigte sich schnell.
Koller hat Stamm gefunden
Die ÖFB-Auswahl wirkte unter Koller strukturierter, agierte mit koordiniertem Pressing und schnellem Umschaltspiel und konnte sich vor allem in Pflichtspielen stabilisieren. Dies hatte nicht nur mit einer klaren Spielphilosophie zu tun. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger legte sich der Schweizer schnell auf einen Stamm fest, Änderungen im Teamkader gab es zumeist nur wegen Verletzungen und Sperren.
Dies brachte den Vorteil, dass die Spieler genau über Kollers Vorstellungen bescheid wussten, allerdings auch den Nachteil einer mangelnden "Durchlüftung" durch frische Kräfte. Außerdem geriet der 52-Jährige durch seine Fixierung auf einen bestimmten Personenkreis in die Situation, Spieler einsetzen zu müssen, denen monatelang die Matchpraxis fehlte.
Akribischer Arbeiter
Diesen Umstand führte Koller selbst als möglichen Grund für das Verpassen des WM-Play-offs an - ebenso wie die Tatsache, zu wenig Zeit zum Arbeiten mit der Mannschaft zu haben. Langeweile ließ der akribische Arbeiter trotz des fehlenden täglichen Trainings aber nie aufkommen: Laut ÖFB-Mitarbeitern spulte Koller sehr oft 50-Stunden-Wochen im ÖFB-Büro ab, wo er an Matchplänen und Gegneranalysen tüftelte. Danach ging es am Wochenende auf Beobachtungstour in österreichische und vor allem deutsche Stadien.
Auch durch dieses Arbeitsethos wurde Koller für den Schweizer Verband oder den 1. FC Nürnberg interessant und schaffte, was nur sehr wenigen vor ihm gelang - seinen Marktwert während der Zeit als österreichischer Teamchef zu steigern.
© GEPA
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