Iran sorgt für die nächste WM-Sensation und gewinnt mit zwei Toren in der Nachspielzeit gegen Wales 2:0. Abseits des Platzes sorgten die Iranische Proteste abermals für Wirbel.
Der Iran hat sich am Freitag dank zweier später Treffer für die deutliche Auftaktniederlage gegen England rehabilitiert. Das Team von Trainer Carlos Queiroz bezwang in Al Rayyan Wales mit 2:0 (0:0). Die beiden Treffer durch Rouzbeh Cheshmi (98.) und Ramin Rezaeian (101.) fielen in der Nachspielzeit. Damit hält der Iran nach zwei Runden bei drei Punkten und hat im letzten Gruppenspiel gegen die USA gute Chancen auf den erstmaligen Einzug in die K.o.-Phase.
In der ersten Spielhälfte boten die beiden Teams ein äußerst überschaubares Niveau. Kurz nach dem Wiederanpfiff scheiterte der Iran gleich zweimal am Pfosten (52.). Im Laufe des zweiten Spielabschnitts war der Iran dem Siegtreffer näher, der Erfolg dank der beiden Treffer ging am Ende in Ordnung.
Wales-Tormann Wayne Hennessey sah nach einem harten Einsteigen die erste rote Karte der WM-Endrunde. Gareth Bale, der mit seinem 110. Einsatz für die walisische Nationalmannschaft zum Rekordspieler des Landes aufstieg, blieb über das gesamte Spiel wirkungslos. Wales wartet weiterhin auf den ersten WM-Erfolg seit 64 Jahren. In Gruppe B trafen am Abend noch England und die USA (ab 20 Uhr im Sport24-Liveticker) aufeinander.
Erneut Proteste im Vorfeld
Wales-Teamchef Rob Page nahm im Vergleich zum ersten Gruppenspiel nur eine Veränderung vor. Stürmer Kieffer Moore begann in der Offensive an der Seite von Bale. Der Iran veränderte seine Startelf gleich an fünf Positionen. Im Tor startete Seyed Hossein Hosseini, der im Auftaktspiel bereits in der 20. Minute die etatmäßige Nummer eins Alireza Beiranvand verletzungsbedingt ersetzt hatte. Im Angriff vertraute Trainer Carlos Queiroz neben Mehdi Taremi diesmal auf Leverkusens Sardar Azmoun.
Im Vorfeld des Spiels waren alle Augen auf die Spieler des Irans gerichtet. Vor dem England-Spiel sangen die Akteure aus Solidarität zu den Protestierenden in der Heimat bei der Hymne nicht mit. Diesmal bewegten alle elf Spieler relativ regungslos und ohne große Leidenschaft ihre Lippen.
Die Anfangsphase des Spiels gehörte Wales. Bereits in Minute drei näherten sich die "Drachen" in Person von Neco Williams dem Gehäuse der Iraner erstmals an, der Abschluss ging aber über das Tor. Die beste Chance der Waliser in Hälfte eins vergab Moore, als er nach einer Flanke von Connor Roberts artistisch an Tormann Hosseini scheiterte (12.). Wenig später zappelte der Ball nach einem Fehler im Spielaufbau der Waliser erstmals im Netz. Dem Treffer von Irans Ali Gholizadeh wurde aufgrund einer Abseitsposition nach Videostudium die Gültigkeit aberkannt (16.).
Iran besser im Spiel
In der Folge ließ die Intensität des Spiels nach. Die Waliser waren um einen strukturierten Spielaufbau bemüht, brachten aber keine gefährlichen Aktionen mehr zustande. Der Iran hatte seine besten Momente nach einer Standardsituation und im Umschaltspiel. Aktivposten Azmoun setzte einen Kopfball neben das Tor (23.) und verfehlte kurz vor der Pause eine gut getimte Flanke nur um Zentimeter (45+2.).
In der zweiten Hälfte setzte der Iran direkt ein Ausrufezeichen. Zunächst traf Azmoun alleinstehend vor Tormann Hennessey nur die rechte Stange, wenige Sekunden später zog Ali Gholizadeh aus rund 20 Metern ab, sein Schuss krachte diesmal an den linken Pfosten (52.). Der Iran übernahm mit Fortdauer des zweiten Spielabschnitts zunehmend das Kommando und schnürte Wales zeitweise ein. Richtig brenzlig wurde es allerdings erst wieder in Minute 73, als Hennessey einen platzierten Abschluss von Saeid Ezatolahi neben den Pfosten lenken konnte.
Erste Rote des Turniers und später Schock für Wales
Kurz nachdem Ben Davies mit einem Distanzschuss gescheitert war (83.), räumte auf der Gegenseite Hennessey Stürmer Taremi ab. Nach Videostudium verwies Schiedsrichter Mario Escobar, der dem Goalie zunächst Gelb gezeigt hatte, den Schlussmann der Waliser des Feldes (86.) - der erste Platzverweis der Weltmeisterschaft.
In der Nachspielzeit sicherte sich der Iran doch noch den verdienten Sieg. Nach einem missglückten Klärungsversuch von Joe Allen traf Cheshmi per Weitschuss ins rechte untere Eck (98.). Wenig später schloss Rezaeian einen Konter zum 2:0-Endstand ab (101.).