Ausgerechnet der Ronaldo-Ersatz mit Tripplepack
6:1 - PortuGALA gegen löchrige Schweizer
06.12.2022
Portugal löst das letzte Ticket für das Viertelfinale bei der Fußball-WM in Katar 2022. Die Portugiesen sorgen beim 6:1-Sieg für eine Schweizer Rekordpleite. Zum Matchwinner avancierte ausgerechnet Ronaldo-Ersatz Gonçalo Ramos (21) von Benfica Lissabon.
Portugal steht erstmals seit 2006 wieder im Viertelfinale einer Fußball-Weltmeisterschaft. Die Selecao feierte am Dienstag in Lusail einen auch in dieser Höhe verdienten 6:1-(2:0)-Erfolg über die Schweiz. Zum Matchwinner avancierte dabei der anstelle von Cristiano Ronaldo stürmende Goncalo Ramos mit dem ersten erzielten Triplepack bei dieser Endrunde (17., 51., 67.). Die Eidgenossen schieden unterdessen zum dritten Mal in Serie im WM-Achtelfinale aus.
Die weiteren Treffer bei dem souveränen Sieg erzielten Pepe (33.), der mit 39 Jahren und 283 Tagen zum ältesten Torschützen in einem WM-K.o.-Spiel aufstieg, Raphael Guerreiro (55.) und Rafael Leao (92.). Die Portugiesen boten mit dem erst in der 74. Minute eingewechselten Ronaldo ihre bisher beste Turnierleistung, überzeugten im Kollektiv und durch Effizienz. Im Viertelfinale wartet nun Marokko, das Spanien zuvor völlig überraschend im Elfmeterschießen ausgeschalten hatte.
Den zwischenzeitlichen Ehrentreffer der Schweizer erzielte Abwehrchef Manuel Akanji (58.). Das Team von Murat Yakin hatte in keiner Phase des Spiels wirklich Zugriff, zeigte in der Defensive ungewohnte Schwächen und verpasste den ersten Viertelfinal-Einzug seit der Heim-WM 1954.
Ronaldo schmort zu Beginn nur auf der Bank
Superstar Ronaldo stand erstmals seit der EM 2008 und nach 31 Spielen bei einem großen Turnier nicht in der Startelf. Nationaltrainer Fernando Santos hatte seinen etatmäßigen Kapitän am Tag zuvor öffentlich für sein Verhalten bei der Auswechslung im Spiel gegen Südkorea kritisiert, als dieser schimpfend den Platz verlassen hatte. Bei den Eidgenossen kehrte Yann Sommer nach überstandener Erkältung wieder ins Tor zurück, auf der rechten Abwehrseite vertrat Edimilson Fernandes den erkrankten Silvan Widmer. In Hälfte zwei wurde Salzburg-Legionär Noah Okafor eingewechselt.
Die Anfangsphase des Spiels verlief ruhig, beide Mannschafte agierten vorsichtig und neutralisierten sich im Mittelfeld. In Minute 17 trug Portugal den ersten vernünftigen Angriff der Partie vor und nutzte diesen gleich zur Führung. Joao Felix bediente im Strafraum Ramos, und dieser zimmerte den Ball über Sommer hinweg in den linken Winkel. Mit der Führung im Rücken nahm die Selecao das Zepter in die Hand, Otavio und abermals Ramos scheiterten bei Abschlüssen von der Strafraumgrenze diesmal am Schweizer Schlussmann.
Es dauerte eine halbe Stunde, ehe die Eidgenossen offensiv erstmals Gefahr ausstrahlten. Einen Freistoß von Xherdan Shaqiri fischte Diogo Costa aus dem Eck. Abgesehen davon spielte aber nur Portugal. Nach einer Halbfeldflanke von Felix verfehlte Fabian Schär, der auch schon beim Gegentor keine gute Figur machte, bei einem Klärungsversuch das eigene Tor nur um Zentimeter. Der anschließende Eckball landete direkt auf dem Kopf von Pepe, dieser versenkte den Ball wuchtig und platziert im linken Eck. Beim Torjubel beteiligte sich auch Ronaldo.
Kurz vor dem Pausenpfiff hatte Ramos alleinstehend vor Sommer die Vorentscheidung auf dem Fuß, der Schweizer Tormann hielt sein Team mit einer starken Parade noch im Spiel. Die Eidgenossen agierten in Hälfte eins mutlos und lagen verdient zurück, einzig ein Kopfball von Remo Freuler sorgte noch für Gefahr.
Ronaldo-Ersatz schnürt Tripplepack
Was vor der Pause nicht gelungen war, glückte wenige Minuten nach dem Seitenwechsel. Ramos schnürte nach einer präzisen Hereingabe von Diogo Dalot aus kurzer Distanz seinen Doppelpack (51.). Wenig später kam es für die Schweiz noch dicker. Einen schnell vorgetragenen Konter schloss Linksverteidiger Guerreiro mit einem satten Schuss unter die Latte ab (55.).
Praktisch im Gegenzug betrieb die Schweiz in Person von Akanji Ergebniskosmetik. Der Abwehrchef brachte den Ball nach einer Ecke aus kurzer Distanz im Tor unter (58.). Wer jetzt an ein Aufbäumen der Eidgenossen glaubte, wurde neun Minuten später enttäuscht. Ramos chippte das Leder nach einer sehenswerten Kombination über den herauslaufenden Sommer zum Triplepack ins Netz (67.).
In der 74. Minute kam Ronaldo ins Spiel, bis auf einen Abseitstreffer blieb er aber unauffällig. Kurz vor Schluss traf der ebenfalls eingewechselte Leao mit einem sehenswerten Schlenzer zum Endstand (92.).
Die Stimmen zum Spiel:
Fernando Santos (Portugal-Teamchef): "Es war nicht perfekt, aber wir haben sehr gut gespielt, waren gut eingestellt und sehr konzentriert."
Goncalo Ramos (Portugal-Dreifachtorschütze): "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist ein Traum, der in Erfüllung geht. Ob ich das nächste Spiel starten werde, weiß ich nicht, das muss der Trainer entscheiden."
Murat Yakin (Schweiz-Teamchef): "Wir sind traurig. Wir hatten vor, ein gutes Spiel zu zeigen. Wir konnten nicht das umsetzen, was uns in den letzten Partien stark gemacht hat. Das hat sicher auch mit dem Gegner zu tun, der dominanter aufgetreten ist als wir. Wir müssen akzeptieren, dass vieles nicht aufgegangen ist. Aber ich mache der Mannschaft keinen Vorwurf. Sie haben alles probiert, aber es ist nicht aufgegangen."
Xherdan Shaqiri (Schweiz-Spieler): "Wir sind sehr enttäuscht. Wir wollen uns im Namen der Mannschaft bei den Fans entschuldigen. Das war nicht unser wahres Gesicht. Wir haben uns viel vorgenommen. Aber so ist Fußball. Ab und zu werden einem die Grenzen aufgezeigt. Das war heute der Fall. Der Trainer gibt uns einen Plan mit. Wir versuchen ihn umzusetzen. Heute ist der Plan leider nicht aufgegangen. Im Fußball sagt man, man soll immer etwa so spielen, wie es bis dahin gut gelaufen ist."
Manuel Akanji: (Schweiz-Torschütze): "Wir sind eigentlich gut ins Spiel gestartet. Wir hatten alles unter Kontrolle. Dann darf man nie in so einer Situation, nach einem Einwurf so ein Tor bekommen. Das gleiche beim zweiten Gegentor. Aber auch dann war noch alles offen. In der zweiten Halbzeit hat sicherlich die Müdigkeit und die Enttäuschung bei den Gegentoren mitgespielt."
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Fußball-WM in Katar, Achtelfinale:
Portugal - Schweiz 6:1 (2:0)
Lusail, Lusail Stadium, 83.720 Zuschauer, SR César Arturo Ramos (MEX)
Tore: 1:0 (17.) Ramos, 2:0 (33.) Pepe, 3:0 (51.) Ramos, 4:0 (55.) Guerreiro, 4:1 (58.) Akanji, 5:1 (67.) Ramos, 6:1 (92.) Leao
Portugal: Costa - Dalot, Pepe, Dias, Guerreiro - William, Otavio (73. Vitinha) - B. Fernandes (87. Leao), B. Silva (81. Neves), J. Felix (73. Ronaldo) - Ramos (73. Horta)
Schweiz: Sommer - E. Fernandes, Akanji, Schär (46. Comert), Rodriguez - Xhaka, Freuler (54. Zakaria) - Shaqiri, Sow (54. Seferovic), Vargas (66. Okafor) - Embolo (89. Jashari)
Gelbe Karten: keine bzw. Schär, Comert
Die Besten: Ramos, Felix, Pepe, B. Fernandes