Zwei Tore und ein herausgeholter Elfer waren zu wenig für die Auszeichnung zum "Spieler des Spiels". Dennoch gab es Lob von Lionel Messi: "Julian war einfach überragend".
Zwei Tore erzielt, einen Elfmeter herausgeholt und nicht "Man of the Match": Das kann einem nur passieren, wenn man einen Superstar wie Lionel Messi als Mitspieler hat. Julian Alvarez hatte am Dienstagabend den größten Anteil am 3:0-Erfolg von Argentinien im Fußball-WM-Halbfinale in Lusail gegen Kroatien, die Auszeichnung für den besten Spieler räumte aber der sechsfache Weltfußballer ab, der ebenfalls glänzte. Ein Schicksal, mit dem Alvarez auch auf Clubebene leben muss.
Bei Manchester City ist die Situation für den 22-jährigen Argentinier noch viel schwieriger, zumal mit dem Ex-Salzburger Erling Haaland einer der aktuell besten Angreifer der Welt als Mittelstürmer in der Rangordnung deutlich vor ihm steht. Für die Startelf reichte es da in den wenigsten Fällen. So ist auch eine wenig imposante Bilanz von drei Toren in der Premier League und zwei in der Champions League in seinem ersten Halbjahr für Englands achtfachen und regierenden Meister zu erklären.
Alvarez spielt sich in K.o.-Phase ins Rampenlicht
In Katar musste sich der 1,70-Meter-Mann zuerst auch hinter Inter-Mailand-Stürmer Lautaro Martinez anstellen, spielte diesen aber mit einer starken Vorstellung samt Tor in der dritten Gruppenpartie beim 2:0 gegen Polen aus der Mannschaft und durfte seither in allen K.o.-Partien beginnen. Im Achtelfinale gegen Australien war er auch erfolgreich, gegen die Kroaten nun gar doppelt. Damit avancierte er zum jüngsten Doppel-Torschützen in einem WM-Semifinale oder -Finale seit dem damals 17-jährigen Brasilianer Pele im Jahr 1958.
Man spürt förmlich, dass Teamchef Lionel Scaloni große Stücke auf ihn setzt und der Angreifer zahlt das Vertrauen mit starken Vorstellungen bei Einsätzen in bisher allen sechs WM-Spielen zurück. Mit der Tatsache, nicht als Spieler des Spiels ausgezeichnet zu werden, kann er scheinbar gut leben. "Ich persönlich bin einfach nur glücklich und freue mich für die Mannschaft", betonte Alvarez. Messi verwandelte zwar den Elfmeter souverän, hatte auch vor Alvarez' Einzelleistung beim zweiten Treffer seine Beine im Spiel und bereitete den 3:0-Endstand sehenswert vor, wusste aber genauso, dass leistungstechnisch jemand über ihm stand.
Lob von Superstar Messi
"Man muss sagen, dass Julian heute einfach überragend war, er hat eine außergewöhnliche Leistung geboten", lobte der 35-jährige Kapitän den "Doppelpacker". Alvarez habe den Weg für den Sieg geebnet. "Er hat gekämpft, ist gelaufen, war extrem wichtig, wie schon während der gesamten WM." Es ist seine erste und sein zweites Großevent nach der Copa America, wo er auf dem Weg zum Titelgewinn nur zu einem 34-minütigen Einsatz gekommen war.
Nun scheint sein Stern im Nationalteam so richtig aufzugehen. Mit vier Toren in Katar mischt er sogar um die Torjägerkrone mit, nur Messi, der im Halbfinale mit seinem 25. Einsatz mit WM-Rekordspieler Lothar Matthäus gleichzog, und der französische Superstar Kylian Mbappe sind ihm voraus - allerdings nur um einen Treffer. Insgesamt hält Alvarez nun bei sieben Toren im Teamdress in 18 Länderspielen. Seinen Marktwert hat er dadurch sicher weiter gesteigert, nachdem er aktuell laut www.transfermarkt.at "nur" bei 32 Millionen Euro liegt.
Priorität hat für ihn aber anderes, das ist der Erfolg des Teams. "Wir haben großartig gespielt und uns den Aufstieg verdient. Wir sind nun im Finale, haben das erreicht, was wir wollten. Das ganze Land wird wie verrückt feiern. Wir sind sehr glücklich darüber, was wir erreicht haben, wollen jetzt aber mehr", sagte Alvarez. Argentinien war bisher zweimal Weltmeister, 1978 und 1986.