Nach dem sensationellen Aufstieg ins Achtelfinale der Fußball-WM in Katar sprach Australiens Teamchef Graham Arnold ein ungewöhnliches Machtwort.
"Keine Feiern heute!", forderte der Trainer der "Socceroos" nach dem 1:0 gegen Dänemark von seinen WM-Helden. "Deswegen haben wir auch gewonnen nach dem großartigen Sieg gegen Tunesien. Nur Schlaf und keine sozialen Medien." Zumindest die Fans in der Heimat durften den zweiten Einzug in die K.o.-Phase einer WM ausgiebig bejubeln.
Auf dem Federation Square, einem großen Platz im Herzen von Melbourne, feierten Tausende Anhänger ausgelassen den unerwarteten Erfolg. Im ganzen Land herrschte Feierstimmung, nachdem Mathew Leckie mit seinem Goldtor nach einer Stunde ins Glück traf und die Australier zum erst zweiten Mal seit 2006 in ein WM-Achtelfinale schoss. Einzig die Uhrzeit verhinderte wohl einen nationalen Party-Stillstand: Als die Partie in Al-Wakra abgepfiffen wurde, war es in Melbourne schon vier Uhr morgens.
Im Achtelfinale wartet nun Mitfavorit Argentinien, der mit einem bärenstarken 2:0 gegen Polen endgültig im Turnier angekommen ist. Eines ist sicher: Superstar Lionel Messi will auf seiner wahrscheinlich letzten WM-Mission nicht über die Socceroos stolpern, die Australier haben indes wenig zu verlieren. "Vielleicht reden wir jetzt über eine neue goldene Generation. Weil lange über die goldene Generation von 2006 gesprochen wurde, die vier Punkte geholt hat. Wir haben jetzt sechs", betonte Arnold. Und: Nach dem Auftakt-1:4 gegen Frankreich imponierten die Australier mit Teamgeist und Effizienz, feierten mit zwei 1:0-Erfolgen gegen Tunesien und Geheimfavorit Dänemark erstmals zwei Siege bei einer WM hintereinander.
Ob sich die australischen Spieler an die Feier-Vorgaben ihres Trainers hielten, blieb unklar. Leckie war nach dem wichtigsten Treffer seiner Karriere jedenfalls überglücklich. "Als kleiner Bub hat man große Träume. Man sieht die Bilder, sieht eine WM - und möchte selbst einmal dabei sein. Alles, was ich heute erreicht habe, wollte ich als kleiner Bub sein", sagte der 31-Jährige, der nach vielen Jahren in Deutschland nun in der Heimat bei Melbourne City kickt. Kapitän und Tormann Mathew Ryan schwärmte von Leckie: "Er ist so ein wichtiges Mitglied unseres Teams, so ein Tier, so ein Biest."
Nach dem Schlusspfiff blickte Arnold emotional Richtung Heimat. "Ich glaube wirklich, dass die Socceroos das Team sind, das eine Nation vereint", sagte er. Solch einen Hype sehe man nicht, "wenn die Cricket-WM läuft, nicht auf dem Federation Square, nicht in den Kneipen, auch nicht beim Rugby oder sonst wo. Aber die Fußball-WM vereint eine Nation."
Einem der Protagonisten war am Mittwochabend aber nicht nach Feiern. Der in der Schlussphase eingewechselte Sunderland-Akteur Bailey Wright wusste vom schlechten Gesundheitszustand seiner Schwiegermutter Bescheid, am Donnerstag bestätigte der australische Verband dann ihr Ableben.