Ecuador-Star blüht bei einer WM richtig auf. Der Doppeltorschütze aus dem Auftaktspiel hat bereits fünf Treffer bei Endrunden erzielt.
Vier WM-Einsätze und fünf Tore: Enner Valencia scheint die Bühne Fußball-WM richtig zu liegen. Zum Auftakt der umstrittenen Winter-Endrunde in Katar sorgte der 33-jährige Stürmer am Sonntag mit einem Doppelpack zum mühelosen 2:0-Sieg von Ecuador über den Gastgeber für die Schlagzeilen. Ab sofort darf sich der Fenerbahce-Akteur alleiniger WM-Rekord-Torschütze seines Landes nennen. In den Jubel mischten sich aber auch Sorgen, da der Kapitän von "La Tri" angeschlagen ausschied.
Valencia wurde schon Ende der ersten Halbzeit nach einem Zweikampf am rechten Knie behandelt, konnte danach aber weiterspielen. In der zweiten Hälfte hielt er sich neuerlich am Boden liegend das blessierte Knie, in diesem Fall war ein Weiterspielen nicht mehr möglich. In Minute 76 bekam er seinen Abschiedsapplaus. "Ich habe ein bisschen Schmerzen im Knie und Knöchel", sagte der Matchwinner. Prognose traute er sich keine abgeben. "Die Ärzte werden sich das anschauen und entscheiden, wie ernst es ist. Ich hoffe, dass ich am Freitag bereit sein werde."
Sein Coach geht jedenfalls davon aus. "Enner wird gegen die Niederlande spielen. Da gibt es keine Zweifel", sagte Gustavo Alfaro. Das wäre auch wichtig für sein Team, ist Valencia doch das Um und Auf in der Offensive. Mit seinen zwei Treffern im Al Bayt Stadium in Al Khor untermauerte er zudem seinen Status als nationaler "Superman". 37 Mal hat er im Nationaldress getroffen, so oft wie kein anderer. Auf WM-Ebene gingen die jüngsten fünf Treffer Ecuadors auf sein Konto. 2014 traf Valencia beim 1:2 gegen die Schweiz und 2:1 gegen Honduras (2). Das darauf folgende 0:0 gegen Frankreich war zu wenig für den Aufstieg.
Großes Ziel ist das Achtelfinale
Das soll sich diesmal ändern. Nach der WM-Pause 2018 soll unbedingt die K.o.-Phase erreicht werden. Das beste Abschneiden war bisher das Achtelfinale 2006. "Wir haben gemacht, was nötig war um zu gewinnen. Ich habe der Mannschaft gratuliert, ihr aber auch gesagt, dass wir uns steigern müssen. Denn es ist schon manchmal passiert, dass Teams nach einem Sieg im ersten Spiel noch in der Gruppenphase gescheitert sind", warnte Alfaro. Davon will Valencia nichts wissen. "Wir glauben, dass wir sehr weit kommen können", betonte Ecuadors einziger Kaderspieler, der auch schon bei der WM 2014 dabei war.
Valencias erster Treffer (3.) wurde noch vom VAR aberkannt, dann war er via selbst herausgeholtem Elfmeter (16.) und per Hinterkopfball (31.) erfolgreich. "Die frühen Tore haben uns geholfen, das Spiel zu kontrollieren und die drei Punkte mitzunehmen. Ich habe lange und oft davon geträumt, dieses Spiel mit meinem Team zu gewinnen und zu treffen", verlautete der Routinier. Zum vierten Mal in den jüngsten fünf WM-Auflagen gab es im Eröffnungsspiel einen Doppel-Torschützen nach Deutschlands Miroslav Klose (2006), Brasiliens Neymar (2014) und dem Russen Denis Tscheryschew (2018).
Valencia hatte zuvor in den letzten vier Länderspielen nicht getroffen, was auch für die eine oder andere kritische Stimme gesorgt hatte. "Er hatte eine harte Zeit. Er wurde in Ecuador infrage gestellt, aber jetzt sehen wir, was er uns geben kann", sagte Alfaro. Auf Clubebene war Valencia hingegen schon vor dem Turnier in Topform, was 13 Tore in zwölf Ligaspielen für Fenerbahce samt Führung in der türkischen Schützenliste bezeugen.
"Das Level war einfach zu hoch"
Katar verpatzte den WM-Auftakt. Nur zwei Chancen in 90 Minuten zeugten von der Harmlosigkeit der Gäste, hinzu kam eine alles andere als sattelfeste Defensive rund um den unsicheren Goalie Saad Alsheeb. "Ecuador hatte die besseren Waffen und war uns überall im ganzen Spiel überlegen", resümierte Katar-Teamchef Felix Sanchez. Möglicherweise hätten die Nerven aufgrund der WM-Premiere und dem Heim-Turnier eine Rolle gespielt. "Wir müssen die Partie einfach vergessen und es besser machen", so der Spanier.
Ob das möglich ist, wird sich erst weisen. Viel Selbstvertrauen konnten die Gastgeber-Kicker jedenfalls nicht tanken. "Das Level war einfach zu hoch", gab Abwehrspieler Homam Ahmed zu. Als nächste Hürde wartet am Freitag Senegal, während sich Ecuador mit der Niederlande misst. Die beiden Teams trafen zuvor am (heutigen) Montag im zweiten Gruppe-A-Spiel noch aufeinander.