Teamchef Southgate vor dem Aus

England nach WM-Drama am Boden zerstört

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Der WM-Pokal kommt auch 2022 nicht heim ins Mutterland des Fußballs. England könnte sich nach dem 1:2 im Viertelfinale gegen Frankreich zumindest damit trösten, dass die Zukunft weiter rosig ausschaut, zumal viele Stützen der Mannschaft ihre besten Jahre erst vor sich haben.

Ob Trainer Gareth Southgate künftig noch dabei sein wird, wird sich erst klären. Der 52-Jährige hat sich nach dem bitteren Exit am Samstag erst einmal eine Nachdenkpause verordnet. Vorerst sind alle in England aber vor allem untröstlich. Die BBC stellte fest: "Es fühlt sich noch schmerzhafter an." Noch schmerzhafter als die Halbfinal-Niederlage vor vier Jahren gegen Kroatien, noch brutaler als das verlorene EM-Finale im vergangenen Jahr gegen Italien. Dieses Mal wurden die "Three Lions" nicht von der heimischen Presse zerfleischt, nicht vom Erwartungsdruck der Fans zermalmt. Im Al Bayt Stadium war die Mannschaft entschlossen, engagiert und hat nie resigniert.

Dementsprechend konnte Southgate seinen Spielern direkt nach dem Match keine Vorwürfe machen. "Heute Abend war es wahrscheinlich unsere beste Leistung des Turniers. Wir haben eine riesige Nation herausgefordert. Das Ergebnis ist aber alles, was zählt", sagte der Chefcoach in Al Khor. Aurélien Tchouaméni hatte Frankreich in Führung gebracht, der englische Rädelsführer Harry Kane per Penalty den Ausgleich erzielt. Weil er aber einen zweiten Foulelfmeter in den Zuschauerrang der Wüstenzelt-Arena jagte, schied England aus. Denn weitere Chancen machten Torhüter Hugo Lloris oder die französischen Abwehrspieler zunichte.

"Das wird uns eine Weile verfolgen, aber wir werden auch das hinter uns lassen. Als Kapitän übernehme ich die Verantwortung, auch für die Ausführung des Elfmeters", betonte Kane. Mit seinem Treffer hatte er auf 53 Tore im Teamtrikot gestellt und damit mit dem bisherigen Rekord-Goalgetter Wayne Rooney gleichgezogen. Dazu hat kein Spieler in der WM-Geschichte mehr Elfmeter aus dem Spiel verwandelt als der Profi von Tottenham. Vier Treffer erzielte er bei Weltmeisterschaften vom Punkt - einen fünften zumindest vorerst nicht.

Jungstars machen Hoffnung

"Er ist der beste Schütze. Aber selbst die Besten verschießen einmal. Das ist Fußball. Für mich ist er ein fantastischer Anführer, er hat sein bestes Spiel gemacht bei dieser WM", sagte Southgate. Auch die Youngsters wie Jude Bellingham (19), Phil Foden (22) und Bukayo Saka (21) zeigten abermals starke Leistungen, doch mit dem ersten Titel seit 1966 wurde es wieder nichts. "Es gibt so viele gute Dinge, die sie gemacht haben, man kann sich über so viel freuen - etwa das Alter der Spieler", meinte der Trainer.

"Es haben Kleinigkeiten entschieden zwischen diesen beiden Teams. Dieses tolle junge englische Team hat alles gegeben und wird nur noch besser. Ihre Zeit wird kommen", prophezeite Englands Fußball-Ikone Gary Lineker auf Twitter. Für die EM 2024 in Deutschland hätte Southgate in der Tat beste Voraussetzungen. Das Team ist bereits über mehrere große Turniere gereift. Das war auch bei den bisher letzten Weltmeistern Deutschland (2014) und Frankreich (2018) der Werdegang, bevor der ganz große Triumph gelang.

Restart mit neuem Coach

Doch ob Southgate überhaupt an Bord bleiben wird, wird sich vermutlich erst in den kommenden Wochen zeigen. Der Trainer hat einen Vertrag bis 2024, stand aber vor der WM nach einem schwachen Jahr in der Kritik. Rund um die Spiele in Katar verstummte diese, weil England souverän ins Viertelfinale kam. "Immer nach solchen Großveranstaltungen braucht man Zeit, um korrekte Entscheidungen zu treffen. Man durchlebt emotional so viel dabei", erklärte er. "Die Energie, die solche Turniere kosten, ist enorm. Ich möchte die richtige Entscheidung für das Team treffen, wie immer die ausschaut."

Der Unglücksrabe und neue Rekordtorschütze wird wohl auf Nationalteam-Ebene weitermachen - mit 29 Jahren ist Kane auch noch nicht in einem gehobenen Alter. Auch wenn ganz England "Haus und Hof auf Kane gewettet hätte" ("The Guardian"), steht der Kapitän nicht in der Kritik. "Er ist ein Weltklasse-Stürmer. Ohne ihn kann ich mir unser Spiel nicht vorstellen", sagte Routinier Jordan Henderson (32), bei dem die biologische Uhr schon etwas lauter tickt.

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