Star-Stürmer bei Millionen-Duell im Fokus
Europäisches Gipfeltreffen zwischen Frankreich und England um Halbfinale
09.12.2022
Ein spezielles Duell wartet im letzten Viertelfinale zwischen England und Frankreich. Das Millionen-Duell wird zum Gipfeltreffen der europäischen Großmächte ausgerufen.
Titelverteidiger Frankreich oder England: Ein Topteam des bisherigen Fußball-WM-Verlaufes muss am Samstag (ab 20 Uhr im Sport24-Liveticker) die eigenen Titelhoffnungen in Katar begraben. Die Franzosen nehmen den mit Spannung erwarteten Viertelfinal-Schlager im Al Bayt Stadium von Al Khor als leichter Favorit in Angriff, vor allem auch dank Kylian Mbappe, der am besten Wege ist die Turnier-Torjägerkrone zu holen. Die "Three Lions" sehen sich für den Ansturm von "Les Bleus" aber gerüstet.
"Das sind zwei sehr starke Teams. Das führt zu großartigen Spielen. England gegen Frankreich ist immer speziell", betonte Frankreich-Tormann Hugo Lloris, für den die Partie als Tottenham-Akteur noch zusätzliche Brisanz birgt. Zum 32. Mal treffen die beiden Teams aufeinander, auf WM-Ebene gibt es allerdings keine große Geschichte. Die bisher einzigen beiden Duelle konnte England für sich entscheiden, liegen allerdings mit 1966 (2:0/in der Gruppenphase auf dem Weg zum einzigen Titel) und 1982 (3:1) schon sehr lange zurück.
Die Haupt-Protagonisten von heute waren damals noch nicht einmal auf der Welt. Aufseiten der Franzosen ist das ganz klar Mbappe, der schon beim WM-Titel 2018 eine wichtige Rolle spielte und nun sein Ausnahmekönner-Standing mit bisher fünf Toren untermauerte. Sein Tempo, seine Wucht samt exzellenter Technik und Schusskraft stellen die gegnerischen Abwehrreihen oftmals vor ein unlösbares Problem.
Besonderer Fokus auf Mbappe
"Wir haben auch andere gefährliche Spieler. Das hilft uns, dass wir nicht zu abhängig sind. Aber Kylian ist Kylian - und das wird immer so sein. Er kann den Unterschied ausmachen. Im letzten Spiel hat er nicht seine Topform gezeigt und war trotzdem entscheidend", sagte Frankreich-Teamchef Didier Deschamps. Da hatte der 23-jährige Stürmer beim 3:1 gegen Polen doppelt getroffen. Die Engländer sind jedenfalls gewarnt, darunter auch Kyle Walker, der es als Außenverteidiger schon einige Male auf dem Feld mit Mbappe zu tun bekam und nun neuerlich vor dieser großen Aufgabe steht.
"Ich werde ihm nicht den roten Teppich ausrollen. Ich weiß, was ich zu tun habe, und das ist ihn zu stoppen. Das ist einfacher gesagt als getan, aber ich habe schon gegen viele großartige Spieler gespielt", verlautete der 32-jährige ManCity-Verteidiger. Zudem sei es wichtig, das Thema nicht zu hoch zu hängen. "Mbappe ist aktuell einer der besten Spieler der Welt, wenn nicht der Beste. Das Spiel ist aber nicht England gegen Mbappe, sondern England gegen Frankreich", betonte Walker.
Aufseiten der Engländer sind sehr viele Blicke auf Harry Kane gerichtet, der aber beim 3:0 gegen Senegal erst sein erstes Tor - bei drei Assists - im laufenden Turnier erzielte. Bei Tottenham spielt der WM-Torschützenkönig von 2018, der mit einem weiteren Treffer mit Englands Rekord-Torschütze Wayne Rooney (52 Tore) gleichziehen würde, mit Lloris zusammen. "Er ist ein echter Leader und ein Vorbild. Er macht den Unterschied", sagte Lloris über seinen Clubkollegen in London. Seine Hoffnung geht aber dahin, dass Mbappe das stärkere Ass im Ärmel sein wird.
Frankreich sieht England-Hit als "größten Test"
"Er ist ein fantastischer Spieler, das hat er bewiesen. Er ist ein Spieler, der eine Bedrohung sein kann", sagte auch Kane über Mbappe. Der fünffache Katar-WM-Torschütze ist laut Lloris voll fokussiert und ignoriert das ganze Gerde um seine Person. "Er braucht das nicht und sieht sehr glücklich aus", so der Tormann. Sein Coach warnte vor dem Gegner, in dem er auf die Schwächen Englands angesprochen antwortete: "Sie haben keine." Die Engländer gewannen bisher nur beim 0:0 gegen die USA nicht und blieben in den jüngsten drei Partien ohne Gegentreffer. Zudem konnten sie bisher die meisten Tore (12 bei 2 Gegentoren) in Katar erzielen.
Das Selbstvertrauen passt also vor dem Duell mit der "L'Equipe Tricolore". Großer Respekt ist trotzdem vorhanden. "Das ist der größte Test, der uns erwarten kann. Sie sind Weltmeister, sie haben Tiefe, sie haben Talent, sie haben herausragende Spieler. Es ist eine fantastische Herausforderung", sagte Coach Gareth Southgate, der sein Team "als Kollektiv" hervorhob. "Wir haben einen enormen Spirit in der Mannschaft und große gemeinsame Erfahrung", so Southgate.
Three Lions wollen es "Le Bleus" nachmachen
In seiner Elf könnte auch der am Freitag ins Teamcamp zurückgekehrte Raheem Sterling eine Rolle spielen; durch seine Abwesenheit in den letzten Trainingstagen wohl aber eher nur als "Joker" einer Ersatzbank mit vor allem offensiv enormer Qualität.
Englands Team erinnert ein bisschen an Frankreich vor vier Jahren. Auch die Franzosen hatte in den Jahren davor schwere Niederlagen in großen Spielen hinnehmen müssen, zum Beispiel im EM-Finale im eigenen Land. So ging es auch den "Three Lions" im Vorjahr. Die dadurch erlangte Reife soll nun helfen, eine 56 Jahre lange Titelflaute zu beenden. "Wir haben das WM-Halbfinale (2018) erreicht, wir haben das EM-Finale (2021) erreicht. Und der Standard unserer Spieler ist noch einmal nach oben gegangen", blickte Walker optimistisch nach vorne. Frankreich hingegen hofft auf die erste erfolgreiche WM-Titelverteidigung seit Brasilien 1962.
Technische Daten und mögliche Aufstellungen
Viertelfinale: England - Frankreich
Al Khor, Al Bayt Stadium
Schiedsrichter: Wilton Sampaio (BRA)
England: 1 Pickford - 2 Walker, 5 Stones, 6 Maguire, 3 Shaw - 4 Rice - 8 Henderson, 22 Bellingham - 17 Saka, 9 Kane, 20 Foden
Ersatz: 13 Pope, 23 Ramsdale - 12 Trippier, 15 Dier, 16 Coady, 18 Alexander-Arnold, 7 Grealish, 14 Phillips, 19 Mount, 25 Maddison, 26 Gallagher, 10 Sterling, 11 Rashford, 24 Wilson
Es fehlt: 21 White (Abreise aus persönlichen Gründen)
Frankreich: 1 Lloris - 5 Koundé, 4 Varane, 18 Upamecano, 22 T. Hernández - 8 Tchouameni, 14 Rabiot - 11 Dembélé, 7 Griezmann, 10 Mbappé - 9 Giroud
Ersatz: 16 Mandanda, 23 Areola - 2 Pavard, 3 Disasi, 13 Fofana, 17 Saliba, 24 Konate, 6 Guendouzi, 15 Veretout, 25 Camavinga, 12 Kolo Muani, 20 Coman, 26 Thuram
Es fehlt: 21 L. Hernandez (Kreuzbandriss)