Finaler Showdown gegen Messi
Frankreich will nichts von Titelverteidiger-Fluch wissen
15.12.2022An angebliche Flüche für den Titelverteidiger bei einer Fußball-WM verschwendet bei Frankreich schon lange keiner mehr Gedanken.
Der Weltmeister von 2018 in Russland steht auch vier Jahre später in Katar im Finale und setzt am Sonntag gegen Argentinien in Lusail (ab 16 Uhr im Sport24-Liveticker) zur ersten WM-Pokal-Verteidigung seit 1962 (Brasilien) an. Die Elf von Teamchef Didier Deschamps glänzte am Mittwoch beim 2:0-Halbfinalerfolg gegen Marokko nicht, zeigte sich aber abgebrüht.
Theo Hernandez und Kolo Muani Randal schossen "Les Bleus" ins Endspiel, die französische Defensive hielt mit etwas Glück gegen die anstürmenden Nordafrikaner. "Es war kein einfacher Sieg", gestand Deschamps. "Wir mussten herausfordernde Momente überstehen." Auf den zweiten Finaleinzug in Serie sei er "natürlich stolz. Wir wissen alle, dass wir jetzt die Chance haben, unseren Titel zu verteidigen", erklärte der 54-Jährige. "Wir werden alles geben, was wir können, um sicherzustellen, dass wir am Sonntag noch glücklicher sind."
Deschamps: "Schlüsselspieler müssen den Unterschied machen"
Zum vierten Mal nach 1998, 2006 und 2018 steht die Équipe Tricolore im Endspiel einer WM. Nun soll der dritte Titel her. Dabei gilt es, keinen Geringeren als Lionel Messi und sein Team zu bezwingen. "Jedes Team mit Messi hat komplett andere Voraussetzungen. Wir haben Argentinien spielen sehen, wir wissen, wie sie spielen. Sie sind ein schwieriger Gegner", befand Antoine Griezmann, der gegen Marokko eine starke Leistung zeigte.
Gegen die "Albiceleste" erwartet der 31-Jährige auch wegen der zahlreichen südamerikanischen Fans ein hartes Spiel. "Wir werden sehen, wie wir ihnen weh tun können." Ähnlich beurteilte auch sein Coach die Ausgangslage vor dem WM-Showdown. "Wir müssen unsere Qualitäten nutzen, die Schlüsselspieler müssen den Unterschied machen. Vielleicht wird das Team gewinnen, das weniger Fehler macht", sagte Deschamps.
Erkrankten Upamecano und Rabiot wieder fit
Am Sonntag werden ihm der Ex-Salzburger Dayot Upamecano und Mittelfeld-Antreiber Adrien Rabiot wieder zur Verfügung stehen. Beide hatten im Halbfinale wegen fiebriger Infekte gefehlt. Auch Kingsley Coman war von Fieber betroffen. Große Sorgen, dass ein Virus umgeht, machen sich die Franzosen aber nicht. "Wir hatten einige Fälle mit grippeähnlichen Symptomen, wir versuchen, vorsichtig zu sein, damit es sich nicht weiter ausbreitet", sagte Deschamps.
Ein Extralob hatte der Trainer für seinen "Joker" Kolo Muani übrig, der nur 44 Sekunden nach seiner Einwechslung traf (79.). Es war das drittschnellste Jokertor der WM-Geschichte seit Erfassung der Daten 1966. Nur der Uruguayer Richard Morales, der 2002 schon nach 16 Sekunden traf, und Dänemarks Ebbe Sand (1998/26 Sekunden) waren noch schneller. "Seine Stärke ist seine Geschwindigkeit, daher habe ich ihn gebracht. Das ist großartig für ihn und für das Team", meinte Deschamps über den Stürmer von Oliver Glasners Eintracht Frankfurt.
Trost von Mbappé für Hakimi
Kylian Mbappé tröstete indes seinen PSG-Club-Kollegen Achraf Hakimi. "Jeder ist stolz auf das, was ihr geschafft habt. Ihr habt Geschichte geschrieben", schrieb der 23-jährige Offensivstar von Paris Saint-Germain auf Twitter an den Marokkaner gerichtet. Mbappé hatte Hakimi nach der Partie auf dem Platz lange getröstet und umarmt, anschließend tauschten die beiden ihre Trikots.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron schaute nach dem Halbfinal-Sieg in der Kabine vorbei, um zu gratulieren. Mit Blick auf das Finale und Gegner Messi, der ebenfalls bei PSG unter Vertrag steht, erklärte der 44-Jährige. "Er ist ein großartiger Spieler, wenn er in Paris spielt. Aber mir ist er in Paris lieber als in seiner Nationalmannschaft." Er habe viel Respekt vor dem "wundervollen" Team Argentiniens. Dennoch war der Staatschef von der Équipe Tricolore überzeugt. "Ich denke, wir sind der Favorit", wurde Macron von "L'Equipe" zitiert.
Bei der WM in Russland bezwang Frankreich die Argentinier im Achtelfinale mit 4:3, Mbappé traf damals doppelt. Auch dieses Mal wollen die Franzosen wieder Spielverderber für Messi bei dessen letzter WM sein. "Es ist eine andere Mannschaft als die, gegen die wir vor vier Jahren gespielt haben", sagte Deschamps, der ankündigte: "Es gibt noch ein letztes Spiel. Am Sonntag werden wir um den Titel spielen."