Es ist offenbar nicht leicht, die Zuversicht dieser dänischen Fußball-Nationalmannschaft zu brechen.
"Wir sind sehr optimistisch vor dem nächsten Spiel. Wir gehen da sehr positiv heran", sagte Stürmer Jesper Lindström nach der 1:2-Niederlage im zweiten WM-Gruppenspiel gegen Titelverteidiger Frankreich am Samstag. "Wir haben noch alle Möglichkeiten." Das ist wahr, doch die als Geheimfavorit ins Turnier gegangenen Dänen haben nach zwei Spielen nur einen Punkt auf dem Konto und müssen ihr drittes Gruppenspiel gegen Australien am Mittwoch (14 Uhr) nun unbedingt gewinnen, um nicht schon nach der Vorrunde nach Hause zu fliegen.
Die Drucksituation ist "Danish Dynamite" vertraut. "Letztes Jahr hatten wir bei der EM nach zwei Spielen noch keinen Punkt und mussten auch gewinnen. Wir haben es noch selbst in der Hand", hofft Teamchef Kasper Hjulmand auf die Leistungsexplosion. "Wir sind bereit, und das werden wir am Mittwoch zeigen." Die Zuversicht der Dänen fußt vor allem darauf, die jüngste Partie immerhin mit einer Steigerung zum 0:0 gegen Tunesien verloren zu haben. Selbst als Matchwinner Kylian Mbappé in der 61. Minute zum ersten Mal traf, kam der EM-Halbfinalist durch den Ausgleich von Andreas Christensen noch einmal zurück (68.).
"Das war eine sehr gute Leistung gegen ein First-Class-Team", sagte Abwehrspieler Joachim Andersen. Dies, obwohl Mbappé im Finish noch einmal zuschlug (86.) und Frankreich damit als erstes Team bei dieser Endrunde ins Achtelfinale schoss. "Das gibt Ruhe", wusste Teamchef Didier Deschamps und kündigte gegen Tunesien eine Rotationself an. Zwei Probleme hat Dänemark vor dem Australien-Spiel allerdings: Nach dem WM-Aus von Mittelfeld-Stabilisator Thomas Delaney verletzte sich mit Kapitän Simon Kjaer noch ein zweiter Schlüsselspieler in der Defensive am Oberschenkel. "Wir wissen noch nicht, ob er gegen Australien spielen kann", sagte der Trainer.
"Müssen jetzt das letzte Spiel gewinnen"
Ein Schwachpunkt bleibt die Mittelstürmer-Position. Kasper Dolberg, Andreas Cornelius, Martin Braithwaite - in vier WM-Halbzeiten kamen bisher drei zentrale Angreifer zum Einsatz, ohne dass nur einer von ihnen überzeugt hatte.Australien zum Gruppenabschluss ist ein anderes Kaliber als der Weltmeister. Die Socceroos tankten mit dem 1:0 gegen Tunesien aber gewaltig Selbstvertrauen. Schon ein Remis würde zum ersten Achtelfinal-Einzug bei einer WM seit 16 Jahren reichen, falls Frankreich Schützenhilfe leistet. Damals war im Achtelfinale gegen den späteren Weltmeister Italien nach einem 0:1 Endstation.
"Wir müssen jetzt auch das letzte Spiel gewinnen. Das ist eine Riesen-Chance", forderte Graham Arnold, der Teamchef der Australier nach dem ersten Sieg bei einer WM seit 2010. Sieben Spiele, darunter sechs Niederlagen, hatten seine "Boys" zuvor nicht gewonnen. "Jeder hat 110 Prozent gegeben, wir haben den australischen Spirit gezeigt und es geschafft. Ich gehe in den Krieg mit diesen Männern", führte Goldtorschütze Mitchell Duke die bisherigen martialischen Wortspenden aus dem Australien-Lager fort. "Wir haben Selbstvertrauen, und es ist Zeit, dass wir Geschichte schreiben. Einmal mehr für Australien."