Für England und die USA war das 0:0 im Gruppe-B-Duell der Fußball-WM in Katar am Freitag kein großes Malheur. Beide Mannschaften haben den Aufstieg ins Achtelfinale in der eigenen Hand.
Die Engländer können sich am Dienstag gegen Wales sogar eine Niederlage mit bis zu drei Toren Unterschied leisten und wären durch. Die USA brauchen hingegen einen Sieg gegen den Iran. Das Selbstvertrauen stimmt jedenfalls. "Wir sind da, wo wir sein wollten", sagte Christian Pulisic. Der 24-Jährige, der in der ersten Spielhälfte die Latte getroffen hatte, bekam nachher die Auszeichnung zum Mann des Matchs. Lieber wären dem Offensivspieler von Chelsea aber freilich die drei Punkte gegen die Kollegen aus der englischen Spitzenliga gewesen. "Das war eine wirklich gute Leistung. Drei Punkte wären schön gewesen, einer bringt uns in eine Position, in der wir um alles spielen können", sagte Abwehrspieler Tim Ream, der wie sein Viererketten-Nebenmann Antonee Robinson bei Fulham in der Premier League engagiert ist.
Die USA blieben erstmals seit ihrem 1:0-Erfolg über England bei der WM 1950 in Brasilien gegen ein europäisches Team ohne Gegentreffer - und das gegen den hochgelobten EM-Zweiten. Für die Amerikaner war es in der bisherigen WM-Geschichte das erste 0:0. "Es ist hart, solche Mannschaften zu schlagen", sagte Kapitän Tyler Adams von Leeds United, den die US-Fans in ihrer Online-Abstimmung zum "Man of the Match" wählten. Es sei wichtig, das Weiterkommen in der eigenen Hand zu haben.
England führt die Tabelle der Gruppe B mit vier Punkten vor dem Iran, USA und Wales an. Iran hat drei Punkte, die nachfolgenden Teams jeweils einen weniger. Das bedeutet eine Konstellation, in der für jeden am letzten Spieltag der Aufstieg noch möglich ist. Die Amerikaner würden sich mit einem Sieg in dem politisch brisanten Schlagabtausch mit dem Iran wie 2014 wieder für das Achtelfinale qualifizieren. "Wir müssen gewinnen", sagte Pulisic.
England reicht am Dienstag ein Remis
Die englischen Fans durften sich unter anderem bei dem oft geschmähten Harry Maguire bedanken, dass Pulisic und Co. nicht ins Netz trafen. Der Abwehrspieler, der eine schwierige Halbsaison bei Manchester United hinter sich hat, stand hinten bombensicher und entfernte mit Tacklings und Kopfbällen viele Bälle aus der Gefahrenzone. "Harry hat eine fantastische Leistung gezeigt", sagte Kapitän Harry Kane, der ebenfalls zu den stärksten Engländern zählte. "Ich freue mich wirklich für ihn. Er hatte einige harte Momente im letzten Jahr oder davor, aber heute hat er seine Klasse gezeigt."
Mit jedem Sieg am Dienstag bucht England das Achtelfinal-Ticket gegen den Zweiten der Gruppe A (entweder die Niederlande, wahrscheinlich aber Senegal oder Ecuador). Ein Unentschieden könnte ebenfalls den ersten Platz bringen - es sei denn, der Iran schlägt die Vereinigten Staaten oder die US-Boys gewinnen mit zumindest vier Toren Unterschied.
Und selbst bei einer Niederlage gegen Wales wäre die Mannschaft von Trainer Gareth Southgate weiter. Nur eine wirkliche Schlappe mit vier Toren Unterschied oder mehr gegen die Waliser würde das doch blamable Aus nach der Vorrunde bedeuten.