"Es fällt mir schwer, das zu akzeptieren"

Lewandowski am Boden zerstört - Ochoa der gefeierte Held

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Frust statt Freude: Den WM-Auftakt hat sich Robert Lewandowski ganz anders vorgestellt.

Mit einem vergebenen Elfmeter bei der Nullnummer gegen Mexiko und Kult-Goalie Guillermo Ochoa gab Polens Superstar nicht nur einen Sieg aus der Hand, sondern wartet nun weiter auf sein erstes Tor bei einer Fußball-Weltmeisterschaft. "Wir haben klug gespielt und hätten gewinnen müssen. Umso schwerer fällt es mir, das zu akzeptieren", haderte der 34-jährige Barca-Stürmer am Dienstagabend.

In seiner Spezialdisziplin vom Punkt gilt Lewandowski eigentlich als eiskalt, erst zum zweiten Mal bei insgesamt 14 Versuchen vergab er einen Strafstoß im Nationalteam. "Entschuldigung und danke für all die Worte der Unterstützung", schrieb der frühere Weltfußballer auf Instagram. Es habe "wehgetan", es gebe keine Möglichkeit, das zu erklären. Trotz seines Fehlschusses sind die Chancen der Polen auf die erste K.o.-Runde bei einer WM seit 36 Jahren gar nicht so schlecht. Bei einem Sieg am Samstag gegen den sensationellen Tabellenführer Saudi-Arabien könnten die Polen mutmaßlich als Spitzenreiter ins Finale der Gruppe C gegen Argentinien gehen.

Lewandowski erhält Rückhalt von der Mannschaft

Rückhalt erhielt Lewandowski auch von seiner Mannschaft. "Robert ist ein großartiger Spieler, unser Kapitän, das kann passieren im Fußball", sagte Augsburgs Robert Gumny. "Ohne ihn wären wir gar nicht hier", ergänzte Tormann Wojciech Szczesny. Teamchef Czeslaw Michniewicz fühlte mit seinem Star mit. Diese Dinge würden eben passieren, sagte er und zog einen Vergleich zu weiteren Fußball-Legenden: "Auch andere großartige Spieler haben bei großen Turnieren keine Tore geschossen. Zico, Sokrates, Platini, Maradona, aber auch viele andere großartige Fußballer", erklärte der Coach.

Zuvor wurde Solospitze Lewandowski von der mexikanischen Abwehr tadellos aus dem Spiel genommen. "Es war nicht einfach für ihn, direkt gegen zwei starke Innenverteidiger zu spielen, die immer an ihm dran waren. Das war die Taktik Mexikos und hat uns nicht überrascht, so spielt man gegen Robert", erklärte Michniewicz. Lewandowski wartet nach seinem vierten WM-Spiel noch immer auf sein erstes Tor, dieses soll nun gegen Saudi-Arabien gelingen.

Ochoa als gefeierter Held

Auf der Gegenseite wurde WM-Spezialist Ochoa von den mexikanischen Fans als Held gefeiert, seine Parade im Stadion 974 von Doha fast wie ein WM-Titel bejubelt. Sein Ex-Teamkollege Oribe Peralta verglich den 37-Jährigen in einer Fotomontage gar mit einem Heiligen. "Für solche Tage wie diese lohnt jedes Opfer", schrieb ein euphorisierter Ochoa nach dem gelungenen Auftakt seiner insgesamt fünften WM in den sozialen Netzwerken. Ochoa blüht bei Weltmeisterschaften traditionell auf, gilt in seiner Heimat auch als "Elferkiller".

Der gehaltene Elfer war deshalb auch kein Zufall, er habe in den vergangenen Wochen mit seinem Tormanntrainer daran gearbeitet. "Es ist immer schwierig bei einem Elfmeter von Lewandowski. Du schaust dir 15-20 Elfmeter von ihm an und weißt nicht, welche Seite du auswählen sollst", erklärte Ochoa. Er sei froh, "die Null gehalten zu haben" und Mexiko damit einen wichtigen Punkt auf dem Weg in die K.o.-Phase.

 

Vor vier Jahren hielt Ochoa beim 1:0-Sieg gegen Deutschland stark, vor acht Jahren brachte er WM-Gastgeber Brasilien mit Neymar bei einem 0:0 fast zur Verzweiflung. "Wir wissen, dass Memo einer für die wichtigen Momente ist, das hat er schon bei jeder WM bewiesen. Heute hat er es wieder einmal getan", sagte Teamkollege Henry Martin. Ochoa, der bei CF America in der heimischen Liga unter Vertrag steht, bedankte sich für die Unterstützung bei den Fans. "Wir wissen, dass sie verrückt nach dem Nationalteam sind. Wir müssen weiter alles geben. Das fühlt sich an wie ein Heimspiel hier", sagte er und präsentierte die Trophäe für den besten Spieler des Spiels. "Ich liebe die WM."

So wie seine Landsleute, laut FIFA-Angaben waren etwa 90.000 Mexikaner rund um das Stadion unterwegs. Ähnlich wird es wohl im vorgezogenen "Endspiel" gegen Argentinien sein, der Turniermitfavorit hatte überraschend gegen Saudi-Arabien (1:2) verloren und steht am Samstag gegen "El Tri" schon gehörig unter Druck. "Es wird zwei Endspiele für alle in der Gruppe geben", sagte Mexikos Teamchef Gerardo Martino vor dem Duell gegen seine Landsmänner. Das Szenario habe sich nun geändert. "Vorher haben wir gesagt, dass die erste Partie die wichtigste ist, nun wird es die zweite sein."

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