Das WM-Halbfinale zwischen Kroatien und Argentinien am Dienstag steht auch im Zeichen des Duells zweier Superstars.
Der 37-jährige Luka Modric und der um zwei Jahre jüngere Lionel Messi zählen auch bei dieser Endrunde zu den prägenden Erscheinungen und agieren innerhalb ihrer Mannschaft als unangefochtene Anführer. Auf dem Platz verkörpern die zwei Ausnahmespieler, die in Katar nach der Vollendung ihrer einzigartigen Karrieren streben, allerdings konträre Spielweisen. Messi versprüht auf der Position des Spielmachers Zauber und Glanz und sorgt mit sehenswerten Toren, traumhaften Assists und hinreißenden Dribblings für Aufsehen. Während der Spiele nimmt sich Argentiniens Bester oft Auszeiten, sobald es drauf ankommt, ist er aber präsent. Im Gegensatz dazu gilt Modric als Taktgeber seiner Mannschaft, der sich trotz seines fortgeschrittenen Alters immer noch für keinen Meter und keinen Zweikampf zu schade ist. Der Kroate verkörpert über 90 Minuten und darüber hinaus eine irrsinnige Präsenz auf dem Platz. Abseits des Spielfeldes weisen die beiden durchaus auch Parallelen auf, verhalten sich schüchtern und meiden so gut es geht das große Rampenlicht.
Sowohl Messi als auch Modric haben im Fußball nahezu alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Argentiniens Superstar ist sechsfacher Weltfußballer und vierfacher Champions-League-Sieger, hinzu kommen elf nationale Meisterschaften und 22 Torjäger-Kanonen. Mit dem Nationalteam hat er die U20-WM 2005 und Olympiagold 2008 gewonnen. Modric gewann die Königsklasse gar fünfmal und unterbrach 2018 bei der Weltfußballer-Wahl die ein Jahrzehnt währende Dominanz von Messi und Kontrahent Cristiano Ronaldo. Der wohl wichtigste Titel im Weltfußball fehlt den Superstars in der beeindrucken Vita allerdings noch - am kommenden Sonntag könnte einer der beiden die Sehnsucht nach dem WM-Pokal stillen.
Ein Endspiel wäre für beide Akteure kein Neuland, die Erinnerungen an ihr jeweils erstes dürften aber schmerzhaft sein. Der große Traum von Messi platzte 2014 gegen Deutschland erst in der Verlängerung mit 0:1, die Wahl zum besten Spieler des Turniers war am Tag seiner bisher bittersten Niederlage nur einen Randnotiz. Vier Jahre später führte Modric Kroatien überraschend ins Finale, dort war Frankreich beim 4:2 allerdings eine Nummer zu groß und der "Goldene Ball" blieb am Ende nur ein Trostpreis.
Argentinien plant Revanche für WM-Niederlage 2018
Im Rahmen der Endrunde 2018 begegneten sich die beiden Ausnahmekicker auch das bisher einzige Mal auf der WM-Bühne. Damals stahl der 1,72 cm große Modric dem um drei Zentimeter kleineren Messi die Show. Kroatien gewann in der Gruppenphase durch Treffer von Ante Rebic, Ivan Rakitic und Modric mit 3:0. Zwölf Jahre zuvor trafen die beiden in einem Testspiel zur Vorbereitung auf die WM 2006 das allererste Mal aufeinander. Messi, damals gerade volljährig geworden, traf in seinem sechsten Länderspiel erstmals für die Albiceleste, Modric absolvierte im zentralen Mittelfeld überhaupt sein erstes Spiel für Kroatien.
Weitere 159 Partien im weiß-rot karierten Dress sollten für den seit fünf Jahren als Kapitän agierenden Modric bis dato noch folgen. Der 37-Jährige fungiert bei den Kroaten gleichzeitig als Gehirn und Seele der Mannschaft, neben seinen unbestrittenen fußballerischen Fähigkeiten kommt seinen Verdiensten im mentalen Bereich eine ebenso wichtige Bedeutung zu. Im Viertelfinale brach die kroatische Mannschaft nach Neymars Tor in der Verlängerung im Kollektiv zusammen, einzig Modric wirkte positiv und entfachte nochmals Feuer. "Er war unser Kopf, er hat ein unglaubliches Spiel gemacht", sagte Teamchef Zlatko Dalic. Für ihn sei Modric auch mit 37 Jahren noch "einer der besten Spieler der Welt."
Der mittlerweile 35-jährige Messi bestritt bisher 170 Länderkämpfe für die Albiceleste, seit elf Jahren trägt er bereits die Kapitänsbinde. Bei seiner fünften WM-Teilnahme läuft der Superstar aktuell zur Hochform auf. In fünf Spielen traf er viermal, zwei weitere Tore legte er auf und im Viertelfinale leitete er den Sieg im Elfmeterschießen gegen die Niederlande mit seinem Treffer zum 1:0 ein. Das Spiel der Argentinier ist auf Messi zugeschnitten und gleichzeitig enorm abhängig von ihm. Dem ist sich auch Teamchef Lionel Scaloni bewusst, der seinen Kapitän jüngst als "den besten aller Zeiten" bezeichnete. Mit dem WM-Titel würde er wohl endgültig auf einer Stufe mit seinem legendären Landsmann Diego Maradona stehen. Im Duell am Dienstag (20.00/live Servus TV) wollen Messi und Modric dem Spiel wieder ihren Stempel aufdrücken und die Chance auf den persönlich ersten WM-Triumph wahren. Ein Titel auf der größten Bühne des Fußballs würde für beide die ultimative Krönung einer außergewöhnlichen Karriere bedeuten.