Quali-Rekordschütze könnte erstmals von Beginn an auflaufen.
Für die Niederlande ist vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen den bisher auffällig schwachen Fußball-WM-Gastgeber Katar am Dienstag (16.00 Uhr im Sport24 Liveticker) ein Sieg quasi Pflicht. Auch wenn der zum Aufstieg gar nicht nötig ist. Spielerisch muss jedenfalls eine Leistungssteigerung her, um die hoffnungsfrohen Titel-Ansagen von Teamchef Louis van Gaal zu untermauern. Erstmals könnte es von Beginn an Stürmer Memphis Depay richten.
In den ersten beiden Auftritten, dem späten 2:0-Sieg über den Senegal und dem nicht unglücklichen 1:1 gegen Ecuador, kam der Rekordtorschütze der Qualifikation (12 gemeinsam mit Englands Harry Kane) nur von der Bank. Fehlende Spielpraxis nach einer langwierigen Oberschenkelblessur bei seinem Club FC Barcelona verhinderten vorerst Glanzmomente des 28-Jährigen. Van Gaal äußerte sich zu einem Startelf-Einsatz Depays nur vage. "Wir werden kein Risiko mit Memphis eingehen", sagte der Bondscoach am Montag.
Depay will von Beginn an spielen
Depay selbst gab an, dass er sich "besser und besser" fühle. "Wir haben natürlich andere Spieler, die sehr gut sind. Aber mit einem fitten Memphis haben wir eine bessere Chance", meinte er selbstbewusst. Seine fehlende Spielpraxis sieht er nicht als Problem: "Das ist überbewertet. Ich kann trotzdem für eine entscheidende Aktion sorgen oder ein Tor schießen."
In Pool A liegt "Oranje" mit 4 Zählern punktegleich mit Ecuador (2.) auf Platz eins, dahinter rangieren der Senegal (3) und die bereits chancenlosen Katarer (0). Den Niederlanden reicht ein Unentschieden gegen Katar für die nächste Runde. Bei einem Sieg wäre man Gruppenerster, wenn Ecuador nicht gegen Senegal gewinnt. Auf solche Rechenspiele will und darf sich die "Elftal", die immerhin Titelansprüche angemeldet hatte, aber gar nicht einlassen.
Das Ziel von Van Gaal ist der Gruppensieg, unabhängig von möglichen weiteren Gegnern im Turnier. "Wenn man Weltmeister werden will, muss man jeden Gegner schlagen können", sagte der 71-Jährige. Im Parallelspiel kämpfen der Senegal und Ecuador um den Einzug in die K.o.-Runde. Voraussichtlich wird die Niederlande als Gruppensieger im Achtelfinale auf die USA oder den Iran treffen. Im Viertelfinale wäre ein Duell mit Weltmeister Frankreich oder Argentinien möglich.
Katar will sich erhobenen Hauptes verabschieden
Für Katar geht es nur noch um einen ehrenhaften Abschied von einer WM, die trotz jahrelanger Vorbereitung schnell zum Desaster geriet. Nach dem Auftakt-0:2 gegen Ecuador samt inferiorer Leistung und dem folgenden 1:3 gegen den Senegal waren die Hausherren bereits eliminiert - als erst zweite Gastgebernation nach Südafrika 2010 kam das Aus bereits in der Gruppenphase. Südafrika hatte zum Schluss immerhin vier Punkte am Konto, der Negativrekord ist Katar nicht mehr zu nehmen. Und gegen die stärkste Truppe in Gruppe A droht zum Abschluss eine weitere Watschen.
"Natürlich wären wir gern in einer besseren Situation, aber sollten die Perspektive nicht verlieren. Wir sind in einem kleinen Land mit 6.000 lizenzierten Fußballern. Wir werden in der Zukunft besser sein, als wir es bei dieser WM waren", versprach Trainer Felix Sanchez am Montag. Man werde versuchen, mit den Niederlanden mitzuhalten. Der 46-Jährige wies allerdings auch darauf hin, dass der Gegner das achtbeste Team der Welt sei und setzt eher auf den Lerneffekt für seine Spieler. "Das wird ein guter Abschluss für unser Team", sagte Sanchez.
Zu seiner Zukunft wollte sich der frühere Jugendtrainer des FC Barcelona nicht äußern, meinte aber mit Blick auf den Fußball in Katar: "Wir schließen nun ein Kapitel und beginnen ein neues. Das Land will weiter in den Fußball investieren und wir wollen uns für die nächsten großen Turniere qualifizieren."
Technische Daten und mögliche Aufstellungen
Gruppe A - 3. Runde: Katar- Niederlande
Al Bayt Stadium
Niederlande: 23 Noppert - 2 Timber, 4 Van Dijk, 5 Ake - 22 Dumfries, 14 Klaassen, 21 F. de Jong, 17 Blind - 10 Depay - 7 Bergwijn, 11 Gakpo
Katar: 22 Barsham - 2 Pedro Miguel, 17 Mohamad, 16 Khoukhi, 3 A. Hassan, 14 Ahmed - 12 Boudiaf, 10 Al-Haydos, 23 Madibo - 11 Afif, 19 Ali