Erinnerungen an WM-Wunder 2002

Südkorea hat nach ''längsten 6 Minuten'' höhere Ziele

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Südkorea ist nach dem Aufstiegs-Krimi am letzten Spieltag im Fußball-Ausnahmezustand und hofft auf weitere Erfolge in der K.o.-Phase.

Nach dem fulminanten 2:1-Erfolg über Portugal hat sich die südkoreanische Mannschaft am Mittelkreis versammelt und gebannt auf das Handy eines Betreuers geschaut. Die Parallelpartie lief da noch, nach sechs schier endlosen Minuten brach ein riesen Jubel aus - der Achtelfinal-Einzug bei der Fußball-WM in Katar war perfekt. Nun habe das Team laut Son Heung-min "höhere Ziele". Bei Uruguay gegen Ghana wiederholte sich ein Stück WM-Historie, dieses Mal schieden aber beide aus.

"Ich bin sehr stolz. Ich möchte allen Fans danken und freue mich, dass wir ihnen dieses Geschenk machen konnten", sagte Matchwinner Hwang Hee-chan. Der Ex-Salzburger war in den ersten beiden Spielen noch verletzt, nun machte er mit seinem Joker-Tor in der Nachspielzeit (92.) den erst dritten Einzug in die K.o.-Phase seines Landes bei der elften WM-Teilnahme perfekt. "Ich wollte im letzten Spiel unbedingt helfen. Das war der beste Weg, dem Team etwas zurückzugeben", betonte Hwang.

Kapitän Son, der Hwang bei seinem Tor mustergültig bediente, beschrieb das quälende Warten auf die Bestätigung des Achtelfinal-Einzuges als "die längsten sechs Minuten seines Lebens". Nach dem Schlusspfiff überkamen dem Tottenham-Legionär die Emotionen, er vergoss noch auf dem Spielfeld Freudentränen.

Ronaldo sorgt abermals für Wirbel

Erstmals seit 2010 steht Südkorea wieder im Achtelfinale, mit Rekordweltmeister Brasilien könnte die Aufgabe kaum schwerer sein. "Jetzt haben wir höhere Ziele. Wir werden unser Bestes geben, um sie zu erreichen. Niemand weiß, was im Fußball passieren kann", sagte Son. Träumen darf erlaubt sein, so wie bei der Heim-WM 2002. Damals waren die Taeguk Warriors bis ins Halbfinale gestürmt.

Aufregung gab es um Cristiano Ronaldo. Bei seiner Frust-Auswechslung regte sich der Superstar nach eigener Aussage nur über einen Spruch eines Gegenspielers auf. "Vor meiner Auswechslung hat mir ein Spieler gesagt, ich solle schneller gehen. Ich habe ihm gesagt, er solle den Mund halten", sagte Ronaldo. Portugal qualifizierte sich trotz der Niederlage als Gruppensieger fürs Achtelfinale.

Des einen Freud, des anderen Leid. Und dieses Leid verspürten in der Parallelpartie der Gruppe H beide Teams. Denn anders als vor zwölf Jahren, als sich Luis Suarez im Viertelfinale der WM in Südafrika mit seinem Handspiel auf der Linie kurz vor Ende der Verlängerung zum Feindbild vieler Fans in Ghana gemacht hatte, schieden dieses Mal nicht nur die Afrikaner aus.

Heftige Kritik an Schiedsrichter Siebert

Doppeltorschütze Giorgian De Arrascaeta führte das zuvor sieg-und torlose Uruguay zum 2:0-Sieg. Ghana verschoss wie 2010 zuvor wieder einen Elfmeter. Uruguay bestrafte das erneut gnadenlos, aber letztlich blieb dieses Déjà vu ohne wirklichen Nutzen. Beim Turnier in Südafrika weinten nur Ghanas Stars - nun vergoss ausgerechnet der damalige Badboy Suarez kurz nach dem Abpfiff die meisten Tränen.

Viel Kritik musste sich der deutsche Schiedsrichter Daniel Siebert gefallen lassen. Zum Ende der ersten Halbzeit verwehrte er Uruguay einen möglichen Foulelfmeter und nach gut einer Stunde einen klaren, obwohl der Videoassistent ihn nach einem Foulspiel an Darwin Nunez noch einmal zum Studium der Videobilder gebeten hatte.

Ghana vergab die große Chance, als drittes afrikanisches Team ins Achtelfinale einzuziehen - das gab es bisher noch nie. Teamchef Otto Addo bekräftigte nach dem Spiel seine Zukunftsentscheidung: "Ich habe das schon gesagt, als ich als Co-Trainer startete. Es war klar, dass ich nach der WM aufhöre." Addo nimmt wieder seinen Job als Talente-Coach bei Borussia Dortmund auf.a

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