Hohe Umsätze dank WM zu erwarten
Wettanbieter freuen sich über starkes Weihnachtsgeschäft
16.11.2022Die Fußball-WM in Katar ermöglicht den Wettanbietern ein ungewöhnlich gutes Weihnachtsgeschäft. Die Einsätze im Zusammenhang mit Großereignissen sind stets besonders hoch, die Kritik am diesmaligen Ausrichter und der ungewöhnliche Termin dürften daran nur wenig ändern.
In Österreich verzeichnet die Branche im Vorfeld des am Sonntag beginnenden Turniers bereits reges Interesse, aufgrund des fehlenden ÖFB-Teams ist aber keine Umsatzexplosion zu erwarten.
"Mit Österreich wäre es natürlich ein wirkliches Weihnachtsgeschäft, so ist es ein starkes Geschäft, aber kein boomendes", erläuterte Philip Newald, der Geschäftsführer von tipp3. Der Winter-Termin und die sehr kurze Pause vor Turnierbeginn führt aber auch hierzulande dazu, dass das vor Großevents übliche Loch wegfalle. "Wir gehen davon aus, dass das Niveau von Anfang höher ist als sonst. Normalerweise brauchen die Kunden etwas Zeit, um in der WM anzukommen, einen Überblick über Stärken und Schwächen zu haben und ihre Wetten zielsicher zu platzieren."
Üblicherweise mache sich eine WM im Jahresumsatz wie ein zusätzlicher Monat bemerkbar. Dazu tragen auch viele Kunden bei, die ausschließlich auf Großevents setzen. "Es gibt eine eigene Klientel, die wettet nur bei Großereignissen und in der WM-Quali oder beim Champions-League-Finale", erläuterte der Chef heimischen Nummer zwei am Wettenmarkt hinter Admiral im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur.
Vermehrt auf Überraschungen getippt
Außergewöhnlich sei diesmal hingegen, dass ein Großteil der Kunden mit vielen Überraschungen rechne. Wetten auf einen Außenseiter-Weltmeister würden extrem oft gespielt, sagte Newald und nannte Dänemark als Beispiel. Die WM-Favoriten sind freilich auch für seine Buchmacher die üblichen Verdächtigen wie Brasilien, Argentinien und Frankreich. Eine mitentscheidende Rolle komme auch der speziellen Konstellation der WM zu. "Aus Sicht unserer Buchmacher wird sich das Team durchsetzen, das das beste Mannschaftsgefüge findet, weil das Turnier schon in einer eigenartigen Umgebung stattfindet."
Mit der Kritik am WM-Ausrichter, gesellschaftspolitischen Themen und dem Zeitpunkt des Turniers hat sich auch Newald mit seiner Belegschaft und im Austausch mit seinen Vertriebspartnern intensiv beschäftigen müssen. "Diese WM ist sicher die herausforderndste, die wir je hatten", erläuterte Newald bezüglich der Begleitumstände und gab zu, die Emotionalität des Themas vor den vergangenen Wochen ein wenig unterschätzt zu haben.
Man gehe jetzt jedenfalls einen ehrlich-authentischen Weg, indem man das Geschäft sehr professionell abwickle, gleichzeitig aber einen Teil des Ertrages mit dem Partner Fairplay für wichtige Themen wie Anti-Homophobie und Anti-Diskriminierung einsetze. Als Buchmacher solle man aber nicht unbedingt nur den moralischen Zeigefinger heben, wie er anfügte.
Newald über Rapid-Geschäftsführung: "Derzeit kein Thema"
Newald hofft, dass man nach Katar wieder zum Normalbetrieb zurückfindet. "Diese WM ist ein spannendes Thema, aber wir sind trotzdem froh, wenn der Fußball dann wieder dahin zurückkehrt, wo er einmal war." Er rechnet trotz allem mit hohen Einschaltquoten und hofft ungeachtet der besonderen Umstände auf eine gelungene WM. Auch was das eigene Geschäft betrifft. "Wir sind guter Dinge, dass es einen guten Mix für alle Beteiligten gibt."
Seiner Ansicht nach gehe es den Wettkunden weniger darum, viel Geld zu machen, sondern um das emotionale Erlebnis und ein spannendes Ereignis. Das zeige auch der durchschnittliche Wetteinsatz von 15 Euro. Insgesamt werde vor dem Turnier auf Mannschaften gewettet, denen man Erfolg wünsche, im späteren Verlauf spiele dann die Turnierdynamik eine große Rolle. Besonders polarisierend ist für viele offenbar das Abschneiden der deutschen Mannschaft. Hierbei zeigt sich ein starkes West-Ost-Gefälle. "In den westlichen Bundesländern gibt es sehr viele, die sagen, dass Deutschland mindestens in Halbfinale kommt, im Osten glauben 80 Prozent, dass sie frühzeitig ausscheiden."
Angesprochen auf kolportiertes Interesse an ihm für den Posten als Wirtschaftsgeschäftsführer von Rapid Wien winkte Newald übrigens ab. "Das ist derzeit keinerlei Thema - wir haben mit der Fußball-WM mehr als genug Arbeit am Tisch."