Koller lobt Teamcamp
Weltrangliste: ÖFB-Team auf Platz 58
06.06.2012
Nach starken Testspielen rückt ÖFB-Team in FIFA-Rangliste um 15 Plätze vor.
Mit dem ersten Unentschieden
und dem ersten Match ohne Gegentreffer in der Ära von Fußball-Teamchef Marcel Koller
ist am Dienstagabend nach zwölf Tagen das Intensiv-Camp der österreichischen Nationalmannschaft
in Tirol zu Ende gegangen. Der Schweizer hatte in Seefeld und Innsbruck sichtlich Spaß bei der Arbeit und bilanzierte nach dem 0:0 im Tivoli-Stadion gegen Rumänien fast durchwegs positiv.
"Das war sicher ein Schritt vorwärts, den es jetzt zu verfestigen gilt. Wir sind auf einem guten Weg, ein Gesicht zu entwickeln", versicherte Koller. Auch die Zahlen sprechen bereits für seine Arbeit. Koller kann nach vier Partien zwei Siege, ein Remis, eine Niederlage und somit eine positive Bilanz vorweisen. Und in der am Mittwoch erschienenen FIFA-Weltrangliste kletterte Österreich gleich 15 Ränge nach oben und ist nun 58.
Ernstfall WM-Quali rückt näher
Das rot-weiß-rote Pflänzchen wächst für Koller langsam, aber stetig. Bis zum Startschuss der WM-Qualifikation steht am 15. August in Wien gegen die Türkei nur noch ein Test auf dem Programm. Die Partie gegen die Rumänen entwickelte sich genau so, wie es der 51-Jährige erwartet hatte. "Es war das angekündigte Geduldspiel", sagte Koller, der vier Tage nach dem 3:2 gegen die Ukraine wieder einige gute Ansätze sah.
"Hat richtig gut ausgesehen"
"Wir haben defensiv sehr wenig zugelassen. Vor der Pause hat unser Passspiel gut funktioniert, zudem haben wir die Rumänen früh gestört. Das hat richtig gut ausgesehen und auch den Fans sicher Spaß gemacht", so Koller. Nach der Pause war dann teilweise nicht zu übersehen, dass sich bei einigen Schlüsselspielern die Energiereserven dem Ende zuneigten. Gefehlt hat den Österreichern neben den alles entscheidenden Offensivpulsen ebenfalls die letzte Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor, die diesmal auch Marko Arnautovic nicht beisteuern konnte.
"Der letzte Tick fehlt noch, um die Chancen auszunützen. Und auch im Spiel nach vorne müssen wir uns sicher noch weiterentwickeln. Und das werden wir auch tun", weiß Koller. Kapitän Marc Janko wurde laut Koller nicht aufgrund seiner Leistung, sondern aufgrund einer kleinen Blessur ausgetauscht.
Kreativ-Potenzial ist vorhanden
Zusätzliche Kreativität erwartet sich Koller allein schon durch die Rückkehr von einigen diesmal fehlenden Akteuren. Kicker wie Christian Fuchs, Martin Harnik, Christoph Leitgeb oder Jakob Jantscher haben sicher das Zeug dazu. "Da haben wir schon noch ein Potenzial an Kreativität", weiß Koller. Viel Zeit für die direkte Arbeit mit den Spielern bleibt dem ÖFB-Trainerstab aber vor dem Quali-Start am 11. September gegen Deutschland nicht mehr.
Vor der Türkei-Partie sind es nur drei Tage, in denen Koller seine Truppe vorbereiten kann. Dabei wird Koller den diesmal zahlreichen Abwesenden einen Crashkurs über die in Seefeld erarbeiteten Details geben, für Arnautovic, Zlatko Junuzovic und Co. wird es ein Auffrischen des Erlernten. Koller ist sich der Bedeutung des Deutschland-Spiels schon jetzt bewusst, relativierte aber: "Wenn wir gegen Deutschland verlieren, sind wir noch nicht ausgeschieden. Und wenn wir gegen Deutschland gewinnen, sind wir noch nicht Weltmeister."
Teamcamp als Entscheidungshilfe
Jene Akteure, die in Seefeld mit dabei waren, haben bei Koller auf jeden Fall einen Stein im Brett. "Wenn zwei Spieler Kopf an Kopf liegen, kann die Teilnahme an diesem Trainingscamp schon eine Entscheidungshilfe sein", bestätigte Koller, der seine ehrgeizigen Ziele für die Tage in Tirol größtenteils umgesetzt sah. "Wir haben theoretisch und praktisch sehr viel gearbeitet. Wir konnten den Spielern viel mitgeben und haben einige Akteure kennengelernt, die wir nur von der Tribüne kannten."
Teamchef als Entertainer
Koller musste aber auch den hohen Belastungen der langen Saison Tribut zollen und schraubte nach den ersten fünf intensiven Tagen die Frequenz deutlich herunter. Und den Spaßfaktor hinauf. Der Schweizer zeigte in Seefeld oft Entertainerqualitäten und auch Nähe zu den Fans, wie etwa ein spontaner gemeinsamer Fototermin mit den Trainingszuschauern nach dem Ukraine-Sieg bewies.
"Spaß und Freude sind wichtig, um erfolgreich zu arbeiten", stellte Koller einmal mehr klar. "Aber ich weiß natürlich, dass ein Trainer an den Ergebnissen gemessen wird. Davon lassen wir uns aber sicher nicht verrückt machen, wir gehen weiter unseren Weg." Nun sei einmal vorrangig, dass die Spieler Urlaub machen und die Batterien aufladen.
Koller selbst reist zur EM, bei der er und sein Trainerstab die kommenden Quali-Gegner Deutschland, Schweden und Irland unter die Lupe nehmen. Kollers Favoriten sind auch jene der Buchmacher: "Deutschland und Spanien."
FIFA-Weltrangliste
1. (1.) Spanien 1.456 Pkt. -
2. (3.) Uruguay 1.292
3. (2.) Deutschland 1.288 * -
4. (4.) Niederlande 1.234 -
5. (6.) Brasilien 1.155
6. (7.) England 1.145 -
7. (9.) Argentinien 1.137
8. (8.) Kroatien 1.053 -
9. (0.) Dänemark 1.019 -
10. (5.) Portugal 996 -
12. (12.) Italien 977 -
13. (11.) Russland 975 -
14. (16.) Frankreich 964 -
15. (14.) Griechenland 953 -
16. (15.) Elfenbeinküste 943 +
17. (17.) Schweden 910 * -
18. (18.) Irland 907 * -
27. (26.) Tschechien 771 -
33. (33.) Türkei 732 +
52. (45.) Rumänien 572 ++
52. (50.) Ukraine 572 ++ -
58. (73.) Österreich 524
62. (65.) Polen 518 -
122. (118.) Färöer 279 *
141. (137.) Kasachstan 209 *
*) Österreichs Gegner in der kommenden WM-Qualifikation für die Endrunde in Brasilien 2014
+) Österreichs kommende Länderspiel-Gegner ++) Österreichs Gegner in den beiden vergangenen Länderspielen
-) EM-Teilnehmer