Betrug
WM 1966 und 1974 manipuliert
27.06.2008
Das behauptet zumindest der ehemalige FIFA-Präsident Joao Havelange in einem Interview.
Der von 1974 bis 1998 amtierende Präsident des Fußball-Weltverbands FIFA, Joao Havelange, hat am Donnerstag von Manipulationen bei den Weltmeisterschaften 1966 und 1974 zugunsten der Veranstalter-Länder gesprochen. Der 92-jährige Brasilianer sagte in einem Interview der in Sao Paulo erscheinenden Zeitschrift "Folha": "Da es 1974 zu viel verlangt war, zum Präsidenten gewählt und im selben Jahr mit dem Nationalteam Weltmeister zu werden, hat man an dem Stuhl gesägt, auf dem ich gesessen bin."
1966 England bevorzugt
Havelange war vor seinem FIFA-Amt dem
brasilianischen Fußballverband CBF in den "goldenen Jahren" des Landes
vorgestanden, in denen man dreimal Weltmeister geworden war (1958, 1962,
1970). "Die brasilianische WM-Mannschaft von 1962 war fast identisch mit
jener von 1966. Nur damals war mit Sir Stanley Rous ein Engländer
FIFA-Präsident. Und die WM fand in England statt", kommentierte der
Brasilianer den Titelkampf von 1966.
Deutschland, Engalnd "packelten"
Havelange präzisierte
seine Vorwürfe: "Drei Schiedsrichter und sechs Schiedsrichter-Assistenten
haben 1966 die Vorrundenspiele Brasiliens gegen Portugal, Ungarn und
Bulgarien geleitet - sieben davon waren Engländer, die beiden restlichen
Deutsche. Die Idee war ganz einfach, Brasilien zu eliminieren." Das Team war
damals bereits in der Gruppenphase gescheitert.
Die Zusammenarbeit zwischen England und Deutschland sei 1966 sogar noch weiter gegangen. "Das Viertelfinale der Deutschen wurde von einem englischen Referee geleitet, das der Engländer gegen Argentinien von einem Deutschen."
WM 1978 war regulär
"Ganz zufällig hieß das Finale dann
Deutschland gegen England. Die Briten haben seit damals nie mehr die WM
gewonnen", schilderte Havelange. Im Gegensatz zu den beiden von ihm
erwähnten Weltmeisterschaften hätten aber 1978 beim Titelgewinn der
Argentinier in ihrem eigenen Land keine Manipulationen stattgefunden. Die
"Sauberkeit" des WM-Siegs der "Gauchos" zur Zeit der Militärjunta war in der
Vergangenheit immer wieder infrage gestellt worden.