Austria
Zellhofer bereut Zeitpunkt der Aufgabe
17.03.2008
Zellhofer scheint seinen Rücktritt in der Emotion getroffen zu haben, aber: "Jetzt muss ich dazu stehen!"
Die Entscheidung war am Sonntag für alle überraschend gekommen - sogar auch für die Austria-Spieler. Georg Zellhofer hatte aus einer bitteren Heimniederlage gegen den Abstiegskandidaten Austria Kärnten (0:1) sehr schnell Konsequenzen gezogen. Der Austria-Trainer nimmt mit Saisonende seinen Hut. Der Abschied sei unumstößlich, erklärte Zellhofer am Tag danach, gestand aber, dass der Zeitpunkt der Mitteilung unmittelbar vor dem Wiener Derby am Dienstagabend gegen Rapid nicht optimal gewesen sei.
"Tut mir leid"
Die Emotionen hatten in Zellhofers
Entscheidung offenbar eine Rolle gespielt. Daher hatte ihn Austrias
Generalmanager Thomas Parits, dem der Coach diesen Schritt schon unmittelbar
nach Ende des Kärnten-Spiels angeboten hatte, auch darum gebeten, noch
einmal darüber zu schlafen. Am Ende entschloss sich Zellhofer aber am
Sonntagvormittag dazu, die Mannschaft zu informieren. "Mein einziger Fehler
war es, davor nicht noch einmal mit Tommy Parits telefoniert zu haben. Das
tut mir leid", sagte Zellhofer.
Kein Druck
Der Generalmanager hätte wohl versucht, den Trainer
noch einmal umzustimmen, zumal der Verein trotz dreier siegloser Spiele in
Folge in keiner Form Druck auf einen der beiden ausgeübt hatte. "Ich muss
jetzt zu dieser Entscheidung stehen", erklärte Zellhofer. "Ich bin ein sehr
ehrgeiziger Trainer und auch sehr kritisch. Die letzten Spiele waren einfach
nicht zufriedenstellend." Als Tabellenvierter liegt die Austria derzeit
sieben Punkte hinter Meister Salzburg, der Meistertitel ist abgeschrieben.
"Unglücklicher Zeitpunkt"
Über den Zeitpunkt
seiner Entscheidung könne man diskutieren, sagte Zellhofer. Für Donnerstag
waren erste Gespräche zu einer möglichen Vertragsverlängerung angesetzt.
"Die hätte ich vielleicht noch abwarten können. Vielleicht war es kein
glücklicher Zeitpunkt", gestand der scheidende Austria-Trainer. Bei der
Bekanntgabe habe er in betroffene Spieler-Gesichter geblickt. "Es war sehr
ruhig in der Kabine", verriet Zellhofer.
Volle Rückendeckung
Auch vor diesem Hintergrund scheint sein
Rückzug für viele unverständlich. Der Trainer hätte im Club die volle
Rückendeckung genossen, nahm sich aber selbst aus dem Spiel. "Er weiß, dass
er emotionell gehandelt hat. Es hat sich alles aufgestaut. Meiner Meinung
nach war der Zeitpunkt nicht glücklich gewählt", sagte Parits, der am
Montagnachmittag mit Manager Markus Kraetschmer und dem Präsidium die
weitere Vorgehensweise besprach.
Schiefe Optik
Persönliche Probleme habe es nie gegeben, betonte
Zellhofer. "Es tut mir leid, dass sich jetzt eine schiefe Optik entwickelt.
Es waren einfach gewisse Umstände, die mich persönlich sehr hart getroffen
haben." Bereits geführte Verhandlungen mit anderen Clubs wies Zellhofer
daher entschieden zurück, bescheinigte den Wienern, für die er seit Oktober
2006 tätig ist, stattdessen vorbildliche Arbeit. "Die Austria ist der
bestgeführte Verein in Österreich und nach wie vor eine Topadresse. Sie hat
Riesenpotenzial."
Top-Budget
Tatsächlich liegt der amtierende Cupsieger auch nach
der Lösung des Betriebsführungsvertrages mit Frank Stronach und Magna
budgetmäßig im vorderen Bundesliga-Drittel. "Unser Budget ist in den Top
drei. Das ist auch unser Anspruch", betonte Kraetschmer. Verbund und Siemens
bleiben dem Club als Großsponsoren erhalten, dazu werden in den kommenden
Wochen weitere Partner präsentiert. "Es sind renommierte Namen. Da wird es
die eine oder andere Überraschung geben", kündigte Kraetschmer an.
Lizenzantrag eingereicht
Der Lizenzantrag wurde der Bundesliga am
Montag fristgerecht übermittelt, nachdem in der vergangenen Woche fast rund
um die Uhr an den Unterlagen gearbeitet worden war. "Wir haben jetzt die
Möglichkeit, mit der Kaderplanung voranzuschreiten", erklärte Kraetschmer.
Außerdem steht für Parits die Suche nach einem Zellhofer-Nachfolger auf dem
Programm. "Sehr schnell wird das aber nicht gehen", meinte der
Generalmanager. "Wir haben genug Zeit und müssen uns das gut überlegen."