Blatter im Visir

Interpol macht Jagd auf die FIFA-Bosse

03.06.2015

Nach Rücktritt, packen Blatter-Günstlinge gegen den Ex-Fußball-Chef aus.

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Das Beben im Weltfußballverband geht weiter: Sieben führende FIFA-Funktionäre sitzen weiter in der Schweiz in Schubhaft, warten auf ihre Auslieferung an die USA. Jetzt hat Interpol sechs weitere Top-Fußball-Funktionäre und Geschäftsleute auf die Fahndungsliste gesetzt.

Die US-Justiz wirft ihnen Korruption in der Höhe von zumindest 110 Millionen Dollar vor. An der Spitze der Fahndungsliste steht Ex-FIFA-Vize Jack Warner, früherer Fußballpräsident von Trinidad und Tobago.

An ihn hat Blatters Generalsekretär Jérôme Valcke 2008 10 Millionen Dollar überwiesen. Auf ein Konto in New York. Das Vermögen diente, das vermuten die US-Behörden, als Schmiergeld für die Vergabe der Fußball-WM 2010 an Südafrika.

Was wusste Blatter von der 10-Mio.-Dollar-Zahlung?
Blatter-Rücktritt. Kurz nach Bekanntwerden dieser Zahlung räumte FIFA-Präsident Joseph Blatter (79) – wie berichtet – Dienstagabend den Platz an der Spitze des Weltverbandes: „Ohne Kalkül wird Blatter kaum gehandelt haben“, vermuten Experten wie der Buchautor Thomas Kistner (siehe Interview).

Kronzeuge. Wahrscheinlicher ist, dass auch Blatter selbst tief in den Schmiergeldskandal verwickelt ist. Das FBI ermittelt bereits gegen ihn. Außerdem hat in den USA der Ex-FIFA-Funktionär Chuck Blazer (70) ausgesagt. Blazer, ein Amerikaner, saß bis vor zwei Jahren im FIFA-Exekutivkomitee. Er ist der „Maulwurf“, der die FBI-Ermittler zuletzt mit einem 40 Seiten starken Dossier fütterte. Auffallend ist auch, dass jene sechs, nach denen nun gefahndet wird, ebenfalls mit Blatter befreundet waren:

+ Nicolás Leoz, südamerikanischer Verbandspräsident, FIFA-Exekutivkomitee.

+ Jack Warner, Ex-Blatter-Vize. Saß in seiner Heimat Trindidad eine Nacht in der Zelle – gegen Kaution frei.

+ Alejandro Burzaco, Hugo Jinkis und Mariano Jinkis sind argentinische Geschäftsleute, die für Sportmarketing-Agenturen arbeiteten.

+ José Margulies, ein Brasilianer, soll die Zahlungen vermittelt haben. K. Wend

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