Im November 2022 brach sich Ski-Star Max Franz bei einem schweren Sturz beide Unterschenkel. Der 34-Jährige kämpft seitdem täglich an seinem Comeback. Im oe24-Interview gibt der Kärntner Einblicke in seinen harten Reha-Alltag.
oe24: Max, wie geht's Ihnen heute?
MAX FRANZ: Ehrlich gesagt war der letzte Tag nicht so gut. Obwohl es konstant schön ist, fühle ich mich, als ob ein Wetterumschwung kommen würde. Es liegt vermutlich daran, dass ich vor zwei Tagen eine blöde Bewegung gemacht hab. Ich hab seither Schmerzen, die erst langsam nachlassen. Dafür ist in den zwei Wochen davor echt was weiter gegangen. Das sind die typischen Ups und Downs während so einer Reha.
oe24: In der ORF-Doku sah man, dass Ihnen Ihre Frau aufopfernd half, in den Alltag zu finden ...
FRANZ: Sie ist zum Glück selbstständig und konnte sich in der ersten Zeit viel frei nehmen. Ich war ja sehr lang im Rollstuhl und hatte bis vor einem Monat Krücken. Als frühere Arzthelferin konnte sie mich bestens versorgen. Wir hatten schon schwierige Tage.
oe24: Ihr Physio meinte, Ihre Wattzahlen beim Ergometerfahren würden nach oben gehen. Gibt Ihnen das Auftrieb?
FRANZ: Auch das ist ein Auf und Ab. Wir machen sehr viel am Rad. Allerdings ist der Knochen noch nicht so fest ist, wie wir's gern hätten. Nach mittlerweile sechs Operationen ist meine Substanz ziemlich aufgebraucht. Es gibt Tage, an denen hab fast nix gemacht, trotzdem bin ich fix und fertig, einfach, weil mein Körper regenerieren muss. Jetzt muss ich eine Grundlage aufbauen. Immerhin kann ich schon kürzere Intervalle am Ergometer fahren und ruhige Einheiten draußen am E-Bike.
oe24: Haben Sie seit dem Sturz im November viel Gewicht verloren?
FRANZ: Das war kein Problem, ich wiege sogar mehr, als zu meiner aktiven Zeit. Ich konnte ziemlich schnell wieder mit der Beinpresse trainieren, so hab ich die Oberschenkelmuskulatur nahezu erhalten. Außerdem habe viel für den Oberkörper getan, das monatelange Krücken-Gehen hat auch geholfen. Was mir abgeht, sind die langen Ausdauer-Einheiten ab, bei denen man so richtig schwitzt.
oe24: Wie sieht Ihr Reha-Alltag aus?
FRANZ: Montag bis Freitag hab ich täglich Therapie. Ich komm zum Beispiel zwischen acht und neun Uhr ins Red-Bull-Center nach Thalgau. Dort hab ich eineinhalb bis zwei Stunden Training, dann über eine Stunde Therapie. Danach werde ich mit Geräten behandelt: Strom, Magnetfeld usw. Am Nachmittag arbeite ich daheim mit meinem Physio - z. B. eineinhalb Stunden Radfahren. Inzwischen schau ich, dass ich auf zehn Stunden Rad in der Woche komme. Es geht halt alles sehr zach voran.
oe24: Welche Perspektiven haben Sie für die nächsten Wochen und Monate?
FRANZ: Wenn Schnee kommt, wär mein Ziel, Skitouren zu gehen und klassisch Skilanglaufen. Und gegen Ende der Saison hab ich dann hoffentlich wieder so genug Muskeln aufgebaut, um Ski zu fahren.
oe24: Haben Sie tatsächlich einen Comeback-Plan?
FRANZ: Den Antrieb und das Ziel habe ich. Ich peile die WM 2025 an, da sollte ich ein Jahr davor schon wieder schneidig fahren. Dazu brauch ich einige Kilometer, um mir wieder meine Sicherheit zurück zu holen. Von dem bin ich aber noch sehr, sehr weit weg.
oe24: Was ist zurzeit Ihr größtes Problem?
FRANZ: Jürgen Mandl (der Operateur, d. Red.) sagt, dass ein Knochen, der noch nicht richtig verheilt ist, einfach weh tut. Wir hoffen, dass der Knochen fest wird. Sobald das passiert, sagt er, bin ich ein anderer Mensch. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass das in den zwei Monaten bis der Schnee kommt, passiert. Das stresst mich, aber ich vertraue den Ärzten.
oe24: Können Sie sich wenigstens im Alltagsleben schon normal bewegen?
FRANZ: Ich humple noch anständig. Oft fragen mich Leute, wenn sie mich sehen: Was ist denn dir passiert? Ich sag dann: Vor zehn Monaten hab ich mir beide Füße gebrochen. Nur wenige verstehen, dass es so lang dauert, bis man sich von so einer schweren Verletzung erfängt.
oe24: Wenn Sie den Heilungsverlauf der beiden gebrochenen Unterschenkel vergleichen ...
FRANZ: ... dann passt der rechte eh schon ganz gut. Beim Linken ist der zerstörte Nerv das Problem. Die Fußsohle ist noch immer taub. Auf der anderen Seite ist sie in bestimmten Augenblicken hypersensibel. So hatte ich zum Beispiel nach dem Barfußgehen einen Kieselstein in der Fußsohle stecken, ohne es gespürt zu haben. Dann trete ich auf ein Steinchen und geh in die Knie, weil alles plötzlich so supersensibel ist. Aber wenn ich diesen Schmerz spüre, müsste ich eigentlich jubeln. Juhu, ich spüre wieder was!