GP von Shanghai

Alonso gewann China-GP vor Räikkönen

13.04.2013

Erster GP-Sieg für Spanier seit Juli 2012 - Vettel nach Reifenpoker weiterhin WM-Leader.

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© gepa
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Fernando Alonso hat im großen Reifenpoker der Formel 1 kühlen Kopf bewahrt. Der Ferrari-Star fuhr am Sonntag im Grand Prix von China seinen ersten Sieg seit einem Dreivierteljahr ein. Der Spanier triumphierte in Shanghai souverän vor Lotus-Pilot Kimi Räikkönen und Pole-Position-Mann Lewis Hamilton im Mercedes. Weltmeister Sebastian Vettel verteidigte mit Platz vier im Red Bull zumindest die WM-Führung.

Vettel hatte als einer von wenigen Toppiloten auf eine andere Strategie gesetzt, sich von Startplatz neun den weichen, schnelleren, aber auch schneller abbauenden Reifensatz für das Finish aufgespart. Mit schnellsten Runden flog der Deutsche an Hamilton heran, am Ende fehlten ihm nach einem kleinen Fehler bei der Überrundung von Nachzügler Charles Pic in der Schlussrunde aber 0,2 Sekunden auf das Podest.

Vettel weiter Leader
"Im Nachhinein ist man immer schlauer", erklärte Vettel. "Wenn man die Zeit sucht, dann eher am Anfang des Rennens." Da hing der Titelverteidiger hinter Sauber-Pilot Nico Hülkenberg fest. In der WM liegt Vettel nur noch drei Punkte vor seinem ersten Verfolger Räikkönen. Alonso schob sich mit dem 31. Sieg seiner Karriere, dem ersten seit Deutschland am 22. Juli des Vorjahres, auf Rang drei. Neun Zähler fehlen dem Vizeweltmeister auf seinen Erzrivalen Vettel.

Alonso dominierte das Rennen, behielt auch bei den zahlreichen, den stark abbauenden Reifen geschuldeten Boxenstopps stets die Übersicht. Zehn Runden vor Schluss wies ihn die Box über Funk an, nicht mehr ans Limit zu gehen. "Das tue ich auch nicht", funkte Alonso zurück. Dennoch fuhr der 31-Jährige zu diesem Zeitpunkt eine schnellste Runde nach der anderen. "Wir hätten schneller fahren können, das stimmt", gestand Alonso.

Der Jubel bei Ferrari war groß
Einerseits beendete Alonsos erster Saisonsieg eine längere Durststrecke, andererseits verfügt die Scuderia endlich wieder über ein wirklich konkurrenzfähiges Auto. Bereits am Start ging Alonso von Platz drei an Räikkönen vorbei, Hamilton war in der fünften Runde fällig. "Es war ein fantastisches Rennen. Das ist ein guter Start in dieses Jahr", meinte Alonso. Dabei war er zuletzt in Malaysia noch ausgeschieden.

Für Alonso war es der zweite China-Sieg nach 2005. Damals hatte er in weiterer Folge seinen ersten von zwei WM-Titeln eingefahren. Teamkollege Felipe Massa kam hinter McLaren-Pilot Jenson Button, der sich im Gegensatz zur Konkurrenz mit nur zwei Boxenstopps ins Ziel rettete, nicht über Rang sechs hinaus.

Mark Webber
Noch viel schlechter erging es Vettels Stallrivalen Mark Webber, der nach Problemen mit der Tankanlage im Qualifying und einem Getriebewechsel aus der Box gestartet war. Der Australier schied nach einer Kollision mit Toro-Rosso-Pilot Jean-Eric Vergne aus. Auch Räikkönen hatte eine Feindberührung - mit dem Mexikaner Sergio Perez im McLaren. Dennoch fuhr der Finne nach seinem Auftaktsieg in Australien erneut auf das Podest.

Dahinter wurde es eng, doch Hamilton hielt Vettel gerade noch auf Distanz. 13 Sekunden hatte der Titelverteidiger nach seinem Boxenstopp fünf Runden vor Schluss auf den Briten aufgeholt. "Da habe ich endgültig graue Haare bekommen", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Es ist der zweite dritte Platz innerhalb von zwei Rennen, das ist gut." Die Rennpace sei aber von Anfang an nicht gut genug gewesen.

Rosberg schied aus
Nico Rosberg im zweiten Mercedes schied wegen Stabilisatorproblemen aus. Dazu ermittelten die Sportkommissäre nach Rennende gegen mehrere Piloten, darunter auch Vettel, weil sie unter Gelber Flagge das zu höherem Topspeed auf der Geraden führende Drag Reduction System (DRS) eingesetzt haben sollen. Der vierte WM-Lauf steigt bereits am Sonntag in Bahrain, bevor es Mitte Mai mit dem Europa-Auftakt in Barcelona weitergeht.

Webber in Bahrain-Startaufstellung drei Plätze zurück
Red-Bull-Pilot Mark Webber wird in der Startaufstellung für den nächsten Formel-1-Grand-Prix kommenden Sonntag in Bahrain um drei Startplätze zurückversetzt. Die Sportkommissäre bestraften den wegen technischer Probleme aus der Box gestarteten Australier am Sonntag nach dem dritten Saisonrennen in China für die von ihm verursachte Kollision mit Jean-Eric Vergne im Toro Rosso. "Das komplettiert ein tolles Wochenende für mich", sagte Webber mit ironischem Unterton.

Gleich fünf Startplätze muss in Bahrain Sauber-Pilot Esteban Gutierrez zurück. Der mexikanische Rookie krachte dem Deutschen Adrian Sutil ins Heck seines Force India. Gegen mehrere weitere Piloten, darunter der zweitplatzierte Kimi Räikkönen und Webbers Stallrivale Sebastian Vettel, wurde am Sonntagabend nach Rennende außerdem noch wegen der mutmaßlichen Verwendung von DRS unter Gelber Flagge ermittelt.

Alonso mit 31 Siegen in ewiger Bestenliste bereits Vierter
Fernando Alonso hat am Sonntag in Shanghai mit seinem 31. Grand-Prix-Sieg in der Formel 1 in der ewigen Bestenliste zum viertplatzierten Briten Nigel Mansell aufgeschlossen. Mehr Rennen haben in der Königsklasse nur die Legenden Michael Schumacher (91), Alain Prost (51) und Ayrton Senna (41) gewonnen.

Die Fahrer mit den meisten Siegen in der Geschichte der Formel 1:
1. Michael Schumacher (GER) 91 (1991-2012)
2. Alain Prost (FRA)        51 (1980-1993)
3. Ayrton Senna (BRA)       41 (1984-1994)
4. Nigel Mansell (GBR)      31 (1980-1995)
  . Fernando Alonso (ESP) *  31 (2001-    )
6. Jackie Stewart (GBR)     27 (1965-1973)
  . Sebastian Vettel (GER) * 27 (2007-    )
8. Niki Lauda (AUT)         25 (1971-1985)

Auf Seite 2 Kritik an Reifen erneuert

Die schnell abbauenden Reifen stehen auch nach dem dritten Saisonrennen der Formel-1-WM am Sonntag in China in der Kritik. Die Situation dürfte sich aber zumindest ab dem Europa-Auftakt Mitte Mai in Barcelona etwas entspannen. Ab dann will der Hersteller Pirelli haltbarere Pneus liefern, bestätigte Dreifach-Weltmeister Niki Lauda, der Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams. Mehr Reifendruck soll der Schlüssel dazu sein.

In Shanghai waren die ersten Piloten bereits nach vier Runden an die Box gekommen, weil die erstmals in dieser Saison eingesetzte weiche Mischung einfach nicht länger gehalten hätte. "Ob es wirklich notwendig ist, dass die Reifen so am Limit sind, dass sie gleich nach dem Start alle in die Box fahren müssen, das muss man sich schon überlegen", kritisierte Lauda. "Das ist kompliziert, auch für die Zuschauer."

Abhilfe soll beim übernächsten Rennen in Spanien (12. Mai) geschaffen werden. "Es gibt einen Plan von Pirelli, den kenne ich", verriet Lauda, der auch als RTL-Experte tätig ist. Für den nächsten Grand Prix kommenden Sonntag in Bahrain komme die Änderung allerdings zu spät, weil der italienische Hersteller die Produktion bereits abgeschlossen hat. Lauda: "Aber ab Barcelona wird etwas mehr Luft in die Reifen gebracht."

Abhilfe ab Barcelona in Sicht
Darauf hofft auch Weltmeister Sebastian Vettel, dessen Poker in Shanghai nicht aufgegangen ist. Der Deutsche hatte im Qualifying auf einen vorderen Startplatz verzichtet, um mit der härteren, weil haltbareren Reifenmischung ins Rennen gehen zu können. Trotz einer Aufholjagd im Finish reichte es nur zu Platz vier. "Das hat im Moment nicht viel mit Rennfahren zu tun, wenn man die ganze Zeit nur auf die Reifen achtgibt", kritisierte Vettel.

Im Rennverlauf etwa hatte der Red-Bull-Pilot zweimal den späteren Sieger Fernando Alonso passieren lassen müssen. "Da habe ich mich nicht einmal gewehrt, sonst hätte ich mir selbst ins Bein geschossen", meinte Vettel. Positionswechsel gibt es mittlerweile en masse, echte Zweikämpfe sind aber Mangelware. Zu wichtig ist es für die Piloten, ihre sensiblen Reifen nicht über Gebühr zu beanspruchen.

Dabei hatte der Auftrag an den Hersteller gelautet, die Rennen durch die neuen Pneus spannender zu machen. Laut Meinung vieler Beobachter sind sie aber höchstens unübersichtlicher geworden. Die Frage nach der aktuellen Hackordnung in der Königsklasse stellt sich daher für Vettel derzeit nicht. "Das Kräfteverhältnis ist im Moment ein Scherz", sagte der WM-Leader. Der Reifenlotterie sei Dank.

 

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