Formel 1

Alonso gewinnt Heim-GP von Spanien

10.05.2013

Ernüchterung bei Mercedes - Quali-Speed nicht zu halten.

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Fernando Alonso hat sich mit einem Heimsieg eindrucksvoll im Kampf um die Formel-1-WM zurückgemeldet. Der Ferrari-Star gewann am Sonntag erst zum zweiten Mal nach 2006 in Montmelo bei Barcelona - und das in überlegener Manier. Titelverteidiger Sebastian Vettel kam nicht über Platz vier hinaus. Der Red-Bull-Pilot führt damit in der WM nur noch vier Punkte vor Kimi Räikkönen, der im Lotus zum dritten Mal in Folge Zweiter wurde.

Alonso schob sich mit 17 Zählern Rückstand auf Vettel auf den dritten WM-Rang. Die Art und Weise seines zweiten Saisonsieges nach China lässt den Spanier aber hoffen. "Wir hatten schon einige Aufs und Abs, aber wir haben ein Auto, mit dem wir um die WM kämpfen können", versicherte Alonso nach seinem 32. Karriereerfolg. "Ich bin extrem glücklich für das Team. Wir haben dringend gute Rennen gebraucht, weil wir schon etwas zu viele Punkte verloren haben."

Ein weiterer Rückschlag blieb ihm erspart
Gerade noch rechtzeitig vor einem Reifenschaden kam Alonso zum ersten von vier Boxenstopps. Als er kurz darauf Pole-Position-Mann Nico Rosberg überholte, riss es die 93.000 Zuschauer auf dem Circuit de Catalunya von den Sitzen. Bereits in der dritten Kurve hatte sich Alonso, von Platz fünf gestartet, mit einem gewagten Manöver außen an Lewis Hamilton im zweiten enttäuschenden Mercedes und Räikkönen vorbeigepresst.

Als der 31-Jährige nach der Ehrenrunde mit der spanische Flagge aus dem Auto stieg, huldigten ihm die Fans mit lauten "Alonso"-Sprechchören. "Es war ein emotionaler Sieg, es war ein bisschen zusätzlicher Druck", gestand der Lokalmatador. "Man weiß nie, wie diese Reifen reagieren. Daher war ich bis zum Schluss angespannt." Die Positionen waren im Finish aber bezogen.

Massa Dritter
Dritter wurde Alonsos Ferrari-Teamkollege Felipe Massa mit seinem ersten Podestplatz der Saison. Dahinter folgten die beiden Red Bulls von Vettel und Mark Webber, die ihre Strategie auf vier Boxenstopps umstellen mussten. Zu groß war der Reifenverschleiß. Von den Toppiloten kamen lediglich Räikkönen und der sechstplatzierte Rosberg mit drei Stopps durch.

"Man kann als Fahrer nichts aus der Wundertüte ziehen, dass dafür sorgt, dass der Reifen länger hält", erklärte Vettel etwas resignierend. Nicht einmal eine Änderung der Mischungen für den Europa-Auftakt durch den Hersteller Pirelli. "Der neue harte Reifen war ein Griff ins Klo", meinte Vettel. "Er hat dem ganzen Feld nicht geholfen." Das Rennen wurde immer mehr zu einer unübersichtlichen Anzahl von Boxenstopps.

Für Red Bull war es Schadensbegrenzung
"Wir müssen zufrieden sein", sagte Vettel - obwohl er 38 Sekunden auf Alonso verlor. Der Dreifach-Weltmeister: "Es ist schon in gewisser Weise schade, wenn man nicht eine Runde dabei hat, in der man ordentlich aufs Gas treten kann. Nur wer mit dem Reifen schonend umgeht, hat Chancen, ein Rennen zu gewinnen."

Das tut Räikkönens Lotus. Der Finne mausert sich damit immer mehr vom konstanten Punktesammler zum WM-Geheimfavoriten. "Die Situation ist besser als vor dem Rennen", analysierte der "Iceman" nüchtern. "Wir sind auf der Jagd. Wir hoffen, dass wir dabei bleiben und vielleicht noch ein bisschen mehr gewinnen." Bisher hat er das seit seinem Comeback vor einem Jahr nur beim Saisonstart in Australien getan.

Einmal mehr als Reifenfresser entpuppte sich der Mercedes. Rosberg wurde zwar Sechster, der neben ihm aus Reihe eins gestartete Hamilton landete als Zwölfter aber außerhalb der WM-Punkte - und wurde sogar überrundet. Ein kleines Lebenszeichen gab es von McLaren durch die Plätze acht und neun für Jenson Button und Sergio Perez. Der Australier Daniel Ricciardo holte als Zehnter für Toro Rosso noch einen Punkt. Als sechster WM-Lauf steht in zwei Wochen der Klassiker in Monaco auf dem Programm.

Ergebnis:

 

Weiters:
9. Sergio Perez (MEX) McLaren +1:21,738, 10. Daniel Ricciardo (AUS) Toro Rosso +1 Runde, 11. Esteban Gutierrez (MEX) Sauber +1 Runde, 12. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +1 Runde, 13. Adrian Sutil (GER) Force India +1 Runde, 14. Pastor Maldonado (VEN) Williams +1 Runde, 15. Nico Hülkenberg (GER) Sauber +1 Runde, 16. Valtteri Bottas (FIN) Williams +1 Runde, 17. Charles Pic (FRA) Caterham +1 Runde, 18. Jules Bianchi (FRA) Marussia +2 Runden, 19. Max Chilton (GBR) Marussia +2 Runden.

WM-Wertung:

 

Auf Seite 2: Ernüchterung bei Lauda-Team

Es war das befürchtete Deja-vu - wenn auch mit unterschiedlichem Ausgang für die Fahrer. Mercedes hat nach einem "Sweep" in der ersten Startreihe am Sonntag im Grand Prix von Spanien einen weiteren Rückschlag hinnehmen müssen. Während sich Nico Rosberg aus der Pole Position zumindest auf Rang sechs rettete, war Teamkollege Lewis Hamilton in einem Silberpfeil ohne Haftung völlig ohne Chance.

Der Engländer landete auf Platz zwölf - überrundet und hinter Sauber-Rookie Esteban Gutierrez. Es war Hamiltons schlechteste Platzierung bei einer Zielankunft seit 2009. Das große Problem von Mercedes sind die Reifen, die noch schneller abbauen als bei der Konkurrenz. "Es kann keiner mehr volle Pulle fahren", kritisierte Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda einmal mehr die sensiblen Pneus von Hersteller Pirelli.

Lauda: "Auto ist sehr gut"
Hamilton musste fast ohne Gegenwehr einen um den anderen Konkurrenten vorbeiziehen lassen - und wurde dabei noch per Funk angewiesen, besonders auf seinen linken Hinterreifen zu achten. "Ich kann nicht noch langsamer fahren", entgegnete der Weltmeister von 2008 etwas desillusioniert. Schon nach dem überragenden Qualifying hatte sich Hamilton eher wortkarg und zurückhaltend gegeben - eine böse Vorahnung.

Im Rennen sind die Silberpfeile nicht konkurrenzfähig, zumindest nicht auf einer Strecke, die den Reifen stark beansprucht. "Das Auto ist sehr gut, sonst würden wir nicht in der ersten Reihe stehen", betonte Lauda. "Im Renntrimm und mit diesen Reifen ist aber alles anders. Jedes Wochenende gibt es wieder und wieder neue Überraschungen. Das finde ich grundsätzlich falsch." Der dreifache Weltmeister sieht Pirelli in der Pflicht, für einen planbareren Abbau zu sorgen.

Der Hersteller hat bereits weitere Änderungen angekündigt. Aufgrund der Vorlaufzeit in der Produktion werden sich diese aber erst auf das drittnächste Rennen Ende Juni in Silverstone auswirken. "Vier Boxenstopps sind zu viel", gestand Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. Für Hamilton reichten nicht einmal die, um mit den Pneus zurechtzukommen.

Durchgereichter Hamilton: "Kann nicht noch langsamer fahren"
"Er hat nie genug Grip gehabt und das Auto ist das ganze Rennen nur herumgerutscht. Wir haben ein schnelles Auto, aber es beansprucht den Reifen zu stark", erklärte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Ich glaube es ist für die Fahrer frustrierend und für uns alle. Das ist etwas, was nahezu körperlich Schmerzen bereitet." Die richtige Balance zwischen den Leistungsstärken am Samstag und Sonntag sei noch nicht gefunden. Wolff: "Da müssen wir hart arbeiten."

Die dritte Pole Position in Folge machte nur sehr kurzfristig glücklich. "In Monte Carlo kann sich aber wieder alles ändern", erinnerte Lauda. Fernando Alonso hält die Silberpfeile ob ihrer Überlegenheit im Qualifying beim Klassiker in zwei Wochen im Fürstentum sogar für das Team, das es zu schlagen gilt. "Es ist sehr schwierig, dort zu überholen", sagte der Spanien-Sieger. "Mercedes fährt als Favorit nach Monaco."

 

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