Schwer betroffen
Berger: Lauda-Tod 'verändert alles'
21.05.2019
Lauda habe 'Leben immer mit 120 Prozent Einsatz gelebt'.
Betroffen über den Tod von Niki Lauda hat sich dessen Freund Gerhard Berger (59) gezeigt. "Ich habe einen Freund und Österreich seinen größten und weltweit bekanntesten Sportler verloren. Wenn der Begriff 'Legende' auf jemanden zutrifft, dann auf ihn", meinte der Tiroler in einer Stellungnahme. "Die Vorstellung, sein rotes Kapperl nicht mehr durchs Fahrerlager gehen zu sehen, verändert alles".
"Seine Erfolge als Rennfahrer und Geschäftsmann in Verbindung mit seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit machen ihn zu einer wahren Legende", teilte Berger mit, der Lauda in der Formel 1 erst als Konkurrent erlebte, später bei Ferrari allerdings als eine Art väterlichen Freund. Lauda hatte nämlich Mitte der 1990er-Jahre eine Beraterrolle bei der Scuderia inne, als Berger sein zweites Engagement bei den Italienern begann.
"Ob als Fahrerkollege, Geschäftspartner oder Freund - er war ein Wegbegleiter, auf den ich mich immer verlassen konnte", sagte Berger. "Ihn zeichneten Genauigkeit, Pünktlichkeit, Ordnung und ein scharfer Verstand aus. Diese Merkmale in Verbindung mit seiner schonungslos offenen und geradlinigen Art machten ihn für mich zu einer sehr besonderen Person. Ich trauere um einen Freund, den ich sehr verehrte und schätzte."
Berger und Lauda standen sich sehr nahe
In den vergangenen zehn Jahren habe er ein "sehr persönliches Verhältnis" zu Lauda gehabt, bekundete Berger. Dessen Tod könnte letztlich auch "eine Erlösung" gewesen sein, "weil er sein Leben immer mit 120 Prozent Einsatz gelebt hat. Das war ihm aufgrund seiner schweren Krankheit zuletzt nicht mehr möglich".
Lauda dürfe "keinesfalls auf seine drei Formel-1-Titel und das unglaubliche Comeback nach einem schweren Unfall 1976 reduziert werden", betonte Berger, der aktuell die Geschicke des Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) leitet. "Er war ein extrem guter Pilot von großen Flugzeugen, er hat gegen politische Widerstände eine Airline aufgebaut, er hat als Chef der Fluggesellschaft den Flugzeugabsturz damals mit unglaublicher Genauigkeit und Ehrlichkeit aufgearbeitet, er hat - zusammen mit Toto Wolff - das Formel-1-Team von Mercedes auf die Erfolgsspur gebracht."
Er verneige sich "vor dieser unglaublichen Lebensleistung", machte Berger klar. Seine Gedanken "sind bei seiner Familie, seiner Frau Birgit, seinen Kindern Mia, Max, Lukas, Mathias und Christoph. Der enge Familienkreis hat sich in den letzten Monaten liebevoll und aufopfernd um ihn gekümmert".
Vdb & Kurz mit Anteilnahme
Der Tod von Niki Lauda hat Österreich und den Motorsport wenige Tage vor dem Formel-1-Klassiker in Monaco tief getroffen. "Ein ganz Großer und Schillernder, ein Idol und ehrgeiziger Kämpfer", schrieb Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Für Kanzler Sebastian Kurz verlor das Land "eine seiner herausragendsten Persönlichkeiten". Das Mercedes-Team hat laut Toto Wolff "seinen Leitstern verloren".
Der Mercedes-Motorsportchef stand Lauda bis zuletzt sehr nahe und war regelmäßig in Kontakt mit ihm. "Er verkörperte Heldentum, Menschlichkeit und Aufrichtigkeit auf und abseits der Strecke", schrieb der Wiener über seinen am Montagabend in Zürich verstorbenen Landsmann. "Es war uns eine Ehre, Dich unseren Chairman zu nennen - und mein Privileg, Dich als Freund zu haben." Ex-ORF-Kommentator Heinz Prüller sagte: "Was Niki in seine 70 Jahre hineingelegt hat, ist unglaublich. Was ihn geprägt hat, war seine Menschlichkeit."
Auch EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani trauerte um Niki Lauda. "Ein großer Champion, ein großes Beispiel. Wir danken einem Menschen, der wunderbare und spannende Seiten der Formel 1 geschrieben hat", so Tajani nach Medienangaben. Der Deputierte der rechten Regierungspartei Lega, Paolo Grimoldi, will laut offiziellem Antrag beim italienischen Automobilclub einreichen, damit die Rennstrecke von Monza künftig nach Niki Lauda benannt wird. "Lauda ist am 12. September 1976 in Monza zur Legende geworden, nachdem er lediglich sechs Wochen nach dem schrecklichen Unfall am Nürburgring wieder einen heroischen vierten Platz erobert hat", so Grimoldi.
Formel-1-Familie trauert
Nico Rosberg, 2016 mit Mercedes Formel-1-Weltmeister, bedankte sich bei Lauda "für alles. Ich habe so viel von dir gelernt", meinte der Deutsche. Auch der Mutterkonzern des Formel-1-Teams, das Lauda als Aufsichtsratsvorsitzender seit 2012 und zuletzt zu fünf WM-Titeln in Folge führte, bekundete sein Beileid. "Wir werden für immer dankbar sein für Nikis unschätzbaren Einfluss auf den Motorsport und auf Mercedes-AMGF1", hieß es von der Daimler AG. "RIP Niki", postete der aktuelle Mercedes-Pilot Valtteri Bottas schlicht auf Twitter.
Vorerst ohne Kommentar blieb der Account seines Teamkollegen Lewis Hamilton, der aktueller Formel-1-Champion und WM-Spitzenreiter ist. Der Brite hatte ebenfalls ein enges Verhältnis zu Lauda. Von Mercedes werde es am Dienstag keine weitere Stellungnahme von Mercedes geben, erklärte ein Sprecher. Das Team befand sich auf der Anreise nach Monaco, wo am Sonntag der sechste WM-Lauf 2019 stattfindet.
Dieser wird freilich nun vom Tod eines der Größten seiner Zunft überschattet. "Sein Ableben ist ein großer Verlust für die gesamte Formel-1-Familie und den gesamten Motorsport", sagte Formel-1-Geschäftsführer Chase Carey. Red-Bull-Berater Helmut Marko, der Lauda Ende der 1960er-Jahre kennengelernt hatte, würdigte seinen langjährigen Weggefährten als Ausnahmepersönlichkeit "mit Handschlagqualität". Lauda hinterlasse "eine nicht ersetzbare Lücke, sowohl für Österreich als auch für das ganze Grand-Prix-Geschehen".
Lauda als "österreichischer Schatz"
Es sei "alles so unwirklich", erklärte die rot-weiß-rote Motorsport-Legende Dieter Quester. "Eine tiefe Leere in mir", bedauerte Luca di Montezemolo, der Lauda 1975 zu Ferrari geholt hatte. Lauda sei "als Champion geboren und als Champion gestorben", betonte Arturo Merzario, der Lauda 1976 nach dessen Feuerunfall auf dem Nürburgring das Leben gerettet hatte. "Es gibt Champions, Leute mit Erfolgen, aber hier verlieren wir einen Ehrenmann, der sich nie beschwert hat", der Franzose Alain Prost, 1984-1985 bei McLaren der letzte Teamkollege Laudas in der Motorsport-"Königsklasse".
"Sein Kampfgeist, nachdem der Unfall war, sich wieder an die Spitze zu kämpfen", fiel der heimischen Ski-Ikone Annemarie Moser-Pröll ein. "Er war sicher der Sportler international, den man mit Österreich verbunden hat", sagte Tennis-Aushängeschild Thomas Muster. "Ein Stück österreichische Sportgeschichte", meinte auch Ex-Fußballer Hans Krankl. "Niki war ein Champion. Er war eine Ikone. Er war ein österreichischer Schatz", ließ Weltstar Arnold Schwarzenegger wissen.
Auch die hohe Politik drückte ihre Anteilnahme aus. "Das ganze Land und die Motorsportwelt trauert um einen ganz großen Österreicher. Niki, du wirst uns fehlen", schrieb Bundeskanzler Kurz (ÖVP). "Niki Lauda war eine echte Integrationsfigur", meinte Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ). "Ein Wiener Weltmeister, der immer wieder aufgestanden ist", meldete sich Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zu Wort. "Ein großer Champion, ein großes Beispiel", wurde EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani in italienischen Medien zitiert.