Das Comeback
Bühne frei für den Besten aller Zeiten
09.03.2010
Endlich ist es soweit: Schumi misst sich mit den jungen Wilden.
Der erfolgreichste Pilot aller Zeiten setzt sein Vermächtnis aufs Spiel. Sieben WM-Titel hat Michael Schumacher auf der Habenseite, abgesehen von seiner Debütsaison 1991 immer zumindest ein Rennen gewonnen. Mit 41 Jahren wagt der deutsche Rekordchampion am Wochenende in Bahrain ein mit Spannung erwartetes Comeback in der Formel 1. Es ist das Comeback des Jahrzehnts in der Königsklasse.
Eigenes Denkmal steht am Spiel
Schumacher ist bereit, für seine
Leidenschaft am eigenen Denkmal zu rütteln. Als Privatperson war der
zweifache Familienvater offensichtlich nicht ausgelastet. Ganz hatte er sich
vom Motorsport nicht verabschiedet, doch auch anfänglich nur hobbymäßig,
dann aber immer intensiver betriebene Motorradrennen genügtem dem extrem
ehrgeizigen Ausnahmesportler nicht. Schumacher will sich in seinem
Mercedes-Silberpfeil mit den Besten messen.
Konkurrenz groß wie nie
Die Konkurrenz
in der Formel 1 ist womöglich größer denn je, acht Fahrer werden vor dem
Auftakt WM-Chancen eingeräumt - neben Schumacher und seinem Teamkollegen
Nico Rosberg auch den Piloten von Ferrari, McLaren und Red Bull. "Wir
haben das Ziel und die Mission, den Titel zu holen", kündigte
Schumacher trotz mäßiger Testzeiten im Februar an. Misserfolg beim Comeback
ist allerdings ein Risiko, dessen ist sich der Superstar wohl bewusst.
Zu hoch sind die Erwartungen, zu groß die Leistungen, die Schumacher in den vergangenen 20 Jahren Motorsport erbracht hat. 91 GP-Siege, sieben WM-Titel, fünf davon in Serie mit Ferrari - der Deutsche hatte lange Zeit als unschlagbar gegolten. In seiner Heimat wird Schumacher als Halbgott verehrt, in Italien hat er diesen Status eingebüßt. Drei Jahre nach seinem Rücktritt 2006 hat man es ihm nicht verziehen, bei der Konkurrenz angeheuert zu haben.
Auch als Berater im Mittelpunkt
Selbst als Schumacher in den
vergangenen Jahren nur als Ferrari-Berater tätig gewesen war, war er im
Mittelpunkt gestanden. Bei seinem Comeback in Bahrain wird die
Aufmerksamkeit eine neue Dimension erreichen. Deutsche Medien überschlagen
sich seit Tagen in Vorfreude. Der Altstar allerdings bereitet sich in seiner
Schweizer Wahl-Heimat vor, wird erst am Mittwoch in die Wüste reisen. Die
erste Pressekonferenz ist für Donnerstag angesetzt.
"Es wird viele Leute interessieren, wie er zurechtkommt", meinte der amtierende Weltmeister Jenson Button. "Er wird so stark sein wie zuvor, aber vieles ist anders in der Formel 1. Er war viele Jahre bei Ferrari, dort hat er praktisch alles haben können, das er wollte." Mercedes will seine Piloten laut eigenen Angaben gleich behandeln, wenngleich Schumachers Ex-Teamkollege Rubens Barrichello Rosberg warnte: "Du musst so schnell wie möglich da raus!"
Mit Tricks gearbeitet
Zu viele Piloten waren am Übereifer
Schumachers zerbrochen. Nicht immer hatte er seine Siege mit lauteren
Mitteln gefeiert. Den ersten WM-Titel 1994 hatte ihm eine Kollision mit
Damon Hill ermöglicht, drei Jahre später scheiterte Schumacher mit einem
ähnlichen Versuch gegen Jacques Villeneuve. Technische Tricks hatten dem
Champion bei Benetton den Spitznamen "Schummel-Schumi"
eingebracht, bei Ferrari war er von 2000 bis 2004 praktisch unbezwingbar.
Vorschusslorbeeren
"Er hat eine unglaubliche
Arbeitseinstellung", streute Teamchef Ross Brawn seinem langjährigen
Schützling Rosen. "Er würde das nicht tun, wenn er davon überzeugt
wäre." Dass Schumachers Comeback der vom Rückzug einiger
Hersteller angeschlagenen Branche Quoten bringt, darüber ist sie sich einig. "Die
Leute, ich inklusive, erwarten große Dinge von Michael, und ich denke, es
gibt keinen Grund, warum er nicht Weltmeister werden sollte, wenn das Auto
gut genug ist", sagte Rechtevermarkter Bernie Ecclestone.
Ein Generationsduell mit Lewis Hamilton oder "Baby-Schumi" Sebastian Vettel steht bevor. Ob der leicht ergraute Schumacher mit der mehr als 15 Jahre jüngeren Konkurrenz mithalten kann, bleibt abzuwarten. "Ich wäre überrascht, wenn er um die WM mitfährt", erklärte etwa der österreichische Ex-Pilot Alexander Wurz. Das neu formierte Mercedes-Werksteam müsse sich erst einspielen. Und selbst der Größte aller Zeiten dürfte es merken, drei Jahre lang nicht rennmäßig am Lenkrad gedreht zu haben.