Nach Vettels Triumph in Silverstone hat man bei Red Bull Lunte gerochen.
Die Formel-1-WM ist noch lange nicht entschieden. Zur Saisonhalbzeit scheint Red Bull die Dominanz des Konkurrenten Brawn GP gebrochen zu haben. Nach ihrem Doppelsieg in Silverstone haben Sebastian Vettel und Mark Webber die Spur von WM-Leader Jenson Button aufgenommen. "Wir haben definitiv eine Chance auf den WM-Titel", versicherte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Wir müssen dafür nur genauso weiterarbeiten wie bisher."
Technisch die Nummer 1
Im technologischen Wettrennen der Saison
hat sein Team nämlich bisher die beste Performance abgeliefert. Zu
Saisonbeginn war Red Bull aufgrund eines fehlenden Doppel-Diffusors noch
deutlich hinter Brawn gelegen, in Silverstone hat sich das Kräfteverhältnis
erstmals umgedreht. "Unsere Designgruppe hat einen brillanten Job gemacht -
einfach großartig", lobte Horner. Schon in Monte Carlo hatte ein großes
Update den RB5 deutlich schneller gemacht, jenes von Silverstone war noch
signifikanter.
Favorit
Demnach dürfte Red Bull auch in drei Wochen auf dem
Nürburgring der Favorit sein. "Wir haben uns jedes Wochenende verbessert.
Ich sehe keinen Grund, warum wir diese Leistungen nicht fortsetzen können",
meinte Horner. Von einer Trendwende in der WM wollte der Teamchef allerdings
noch nicht sprechen. "Das könnte man erst sagen, wenn wir sie an Punkten
überholt haben." Derzeit liegt Vettel als WM-Dritter 25 Zähler hinter
Button, in der Konstrukteurs-Wertung fehlen den Bullen 30,5 Punkte auf Brawn.
"Es ist noch immer eine massive Aufgabe, sie einzuholen. Aber es muss unser Ziel sein", erklärte Horner. "Wir haben noch eine halbe Saison vor uns. Das kann eine sehr gute halbe Saison werden." Denn in England war der Red Bull-Renault der Konkurrenz in allen Sektoren der Strecke haushoch überlegen. "Die Entwicklungs-Geschwindigkeit ist derzeit sehr hoch. Es wird nicht in diesem Tempo weitergehen, aber wir müssen weiter so arbeiten - Schritt für Schritt", erklärte Horner. "Dann ist es sicher möglich."
Endlich an der Spitze
Bis April hatte Red Bull noch seit seinem
Einstieg im Jahr 2005 auf den ersten Rennsieg gewartet. Drei Podestplätze
waren bis zur vergangenen Saison die gesamte Ausbeute gewesen, 2009 sind es
bereits acht - nach ebenso vielen Grand Prix. "Natürlich ist das jetzt eine
ganz andere Situation für uns. Das ist der Lohn für die lange, harte Arbeit,
Tag für Tag", sagte Horner. Der mit 35 Jahren jüngste Teamchef der
Königsklasse dankte es der Belegschaft auf seine Weise - mit einer
Grillfeier in seinem Garten.
Vettel jagt Weltrekord
Als eine der Schlüsselfiguren für den
Erfolg machte Horner natürlich auch Ausnahmetalent Vettel aus. Der Deutsche
könnte mit seinen 21 Jahren der mit Abstand jüngste Weltmeister der
Geschichte werden. "Er ist sehr jung, aber im Team sehr populär", erklärte
Horner. "Er macht ständig Witze, ist aber trotzdem sehr fokussiert." Vor
allem Vettels Nachahmungskünste tragen immer wieder zur Belustigung bei.
Horner: "Er ist sehr intelligent und versteht den englischen Humor -
ziemlich bemerkenswert."