Rennsportchef Marko verlangt Rivalität UND Teamgeist.
Red Bull Racing war vor allem im Qualifying das bisher klar überlegene Team der Formel 1-WM 2010. Jetzt gilt es, diese Dominanz endlich auch wieder im Rennen wieder umzusetzen. Die Übernahme der WM-Führung ist in beiden Wertungen möglich und ist auch das Ziel der Bullen beim Grand Prix von Ungarn am Sonntag in Budapest.
WM-Führung im Visier
"Wir sollten schon längst an der Spitze
sein. Budapest ist eine weitere gute Gelegenheit", sagte RB-Motorsport-Chef
Helmut Marko. "Es wäre gut, wenn wir mit einem Vorsprung oder wenigstens
Gleichstand in die Sommerpause gehen könnten."
Hirn setzt aus
Dass bei seinen keiner Stallorder unterliegenden
Fahrern das "Hirn aussetzt" sobald sie im Cockpit sitzen, ist zwar so nie
gesagt worden, war aber sichtbares Faktum spätestens seit sich Sebastian
Vettel und Mark Webber in Istanbul und in Silverstone gegenseitig ins Aus
duelliert haben. "Wenn ein Rennfahrer den Helm aufsetzt und aufs Gas steigt,
ist nicht immer die Ratio im Vordergrund", ist dem Grazer bewusst. Für Marko
nichts Unübliches. "Je enger die Fahrer beieinander sind, desto mehr
Konfliktstoff gibt es."
Rivalität pusht die Fahrer
Marko sieht die teaminterne
Rivalität sogar befruchtend. "Die hat es doch erst möglich gemacht, dass
sich unsere beiden Fahrer so hochgepusht haben." Dass dies in Grenzsituation
nicht immer förderlich sein muss, ist dem früheren Formel-1-Fahrer und
Le-Mans-Sieger natürlich auch klar. "Rivalität gehört gefördert, muss aber
im Rahmen der Fairness bleiben und die Teamkomponente muss im Vordergrund
bleiben", schrieb er Vettel und Webber daher nochmals ins Stammbuch.
Mateschitz vor Ort dabei
In Budapest wird wieder Firmenchef
Dietrich Mateschitz höchstpersönlich nach dem rechten schauen. Stallorder
oder nicht, das ist ein Thema, das Red Bull bisher ganz anders ausgereizt
hat als etwa Ferrari. "Das ist ein Thema, das ganz Red Bull bewegt", so
Marko. "Unsere Fahrer sind gleichgestellt, bei Konflikten stehen aber
Teaminteressen im Vordergrund. Wenn sie zusammen auf eine Kurve zufliegen,
müssen sie diese auch wieder als erster und zweiter verlassen und nicht
einer im Dreck", hatte Marko schon in Hockenheim verlangt.
Dass Kommunikationsprobleme im austro-englischen Teams für Verwirrung in der Außendarstellung geführt hätten, glaubt Marko nur bedingt. "Wir sprechen eine einheitliche Sprache im Team. Einiges wird aber bei der Übersetzung natürlich verzerrt und hat Emotionen hoch gehen lassen."
"Fehlgeleitete Emotionen"
Dass er im Team eher Position
für seinen langjährigen und ebenfalls deutsch sprechenden Schützling Vettel
aus dem RB-Juniorteam beziehen würde, ringt Marko nur ein Kopfschütteln ab.
"Das sind genau diese fehlgeleiteten Emotionen. Ich hab's auch den
englischen Journalisten erklärt. Uns ist egal, wer (von den beiden
Red-Bull-Piloten/Anm.) Weltmeister wird!"
Dass wie in Silverstone nur ein Fahrer einen neuen Teil am Auto hat, kann laut Marko immer wieder passieren. "Das Entwicklungstempo in der Formel 1 ist so hoch, da kann es oft Probleme geben. Man kann nie genügend Ersatzteile mithaben, dass immer Parität besteht."