Titelverteidiger nach vier Rennen wieder auf WM-Kurs. Schumi enttäuschend.
Der als Zufalls-Weltmeister verhöhnte Jenson Button hat mit zwei Siegen in den ersten vier Saisonrennen und dem Sprung an die WM-Spitze die letzten Zweifler überzeugt, Red Bull nutzt seinen technischen Vorteil trotz Pole-Position in allen vier Rennen nicht so effizient wie es im Vorjahr Brawn-GP getan hatte. Für Michael Schumacher hingegen wird die Rückkehr in die Formel-1-Welt schön langsam peinlich. Als Zehnter in China wurde der einstige "Regengott" am Sonntag in Shanghai geradezu gedemütigt.
Schumi als "Fahrschüler"
"Der Rekord-Weltmeister
als Fahrschüler", schrieb sogar die Deutsche Presse Agentur dpa nach der
schwachen Vorstellung des 41-jährigen Rückkehrers. Der Mercedes-Fahrer
selbst gab mit finsterem Gesicht und nach seinem schlechtesten Saisonstart
zu: "Dieses Wochenende war kein glückliches für mich. Ich muss daraus
lernen." Besonders peinlich ist, dass der wohl gewiefteste Taktiker im
Geschäft selbst gegen seinen um 17 Jahre jüngeren und in 74 GP-Rennen noch
sieglosen Teamkollegen Nico Rosberg ("Ich habe mir damit viel Respekt
erarbeitet, die Nummer eins im Team bin ich deshalb aber nicht") bisher
keine Chance hatte.
Lauda zieht über Schumi her
Auch der dreimalige Weltmeister
Niki Lauda sieht den ehemaligen Superstar derzeit nur noch als Mittelmaß.
"Der Michael muss hart an sich selbst und besonders mit dem Auto arbeiten,
damit er das ganze Paket einfach schneller kriegt, weil im Moment geht die
Reise nicht nach vorne." Schumachers Zwischenbilanz ist rabenschwarz. Mit
zehn Punkten ist er nach vier Rennen WM-Zehnter, 50 Zähler hinter
China-Sieger Button und 40 hinter dem neuen Gesamtzweiten Rosberg.
Noch aber steht das silberne Lager fest zum PS-Helden. "Keine Angst, Michael hat das Autofahren nicht verlernt", beteuerte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Er ist eine Institution. Er kommt zurück." China war tatsächlich so stark gegen den (Aufwärts-) Trend, dass Haug überzeugt ist: "Jeder weiß, wie stark Michael bei dem Wetter ist. Es muss am Auto liegen."
Bisher ist Schumacher jedenfalls vom Glanz vergangener Tage weit entfernt. Chaotische Regenrennen wie in Shanghai waren für ihn früher eine Lust. Diesmal rutschte Schumacher zuweilen bedenklich um den Kurs und musste sich am Ende sogar vom Renault-Neuling Witali Petrow und dem nicht unbedingt als Regen-Experten gefürchteten Ferrari-Mann Felipe Massa überholen lassen.
Demütigung
Die Rückkehr an die Stätte seines 91. und bisher
letzten GP-Sieges wurde so zur Demütigung. "Ich habe keinen guten Job
gemacht", gestand Schumacher. "Man muss das als Erfahrung abhaken und sich
aufs nächste Rennen vorbereiten."
Viel Lob für Button
Ganz anders Jenson Button und das
McLaren-Team. Erneut traf man dort unter widrigsten Umständen die
goldrichtigen taktischen Entscheidungen, die der früher als Playboy
verrufene Button perfekt umsetzte. "Es ist nicht Glück, das uns an die
Spitze gebracht hat", sagte der 30-Jährige aus Südengland, der im Vorjahr
mit dem Doppeldiffusor-Brawn überraschend Champion geworden war. "Er ist wie
der Weltmeister gefahren, der er ist", meinte McLaren-Teamchef Martin
Whitmarsh. "Der intelligenteste und schnellste Fahrer hat gewonnen", lobte
Ex-Champion Niki Lauda.
Ab nach Europa
Mit dem Rennen in China ging auch der vier Läufe
umfassende Asien-Pazifik-Auftakt zu Ende. Weiter geht es in drei Wochen mit
dem Europa-Auftakt am Muttertag (9. Mai) in Barcelona, danach folgen Monaco
und Türkei, ehe es am 13. Juni für ein Rennen nach Kanada (Montreal) geht.
Mehr als alle (neuen) Regeln sorgte das Wetter für Spannungselemente. Von
den vier bisherigen Rennen fanden drei (Australien, Malaysia und Shanghai)
unter Regen statt, nur der Saisonauftakt in Bahrain verlief trocken. Er war
wegen der Regeländerungen (kein Nachtanken mehr, schmälere Reifen usw.) auch
das langweiligste Rennen.