Weltmeister sieht bei McLaren keine Stallorder und traut Schumi einiges zu.
Frage: Sie hatten das Image, ein Playboy zu sein. Trifft das noch zu
oder sind Sie jetzt ausschließlich auf den Motorsport fokussiert?
Button:
"Ich habe mich immer voll dem Motorsport und meiner Karriere gewidmet.
Mein Vater hat unglaublich hart gearbeitet, um meine Karriere zu fördern.
Ich habe es niemals leicht genommen, weil ich ihn nie im Stich lassen will,
aber auch, weil Motorsport und Formel
1 Dinge sind, an die ich leidenschaftlich glaube. Ich denke, ich habe im
Vorjahr gezeigt, dass ich alles gebe. Meine Entscheidung, zu McLaren zu
wechseln und eine größere Herausforderung anzunehmen, beweist,
dass ich immer noch in der Formel 1 erfolgreich sein will. Für mich ist es
nie um einen bestimmten Lebensstil gegangen - es geht darum, Rennen zu
gewinnen, sich selbst an die Grenzen zu treiben und neue Wege durch Höhen
und Tiefen zu finden. Das ist das Wesen des Sports und der Formel 1. Das
treibt mich an."
Frage: Was hat Ihr erster Sieg mit McLaren in Australien für Sie
bedeutet?
Button: "Das war extrem wichtig und auch sehr bewegend.
Es war die Bedeutung dieses Siegs, sowohl in Bezug auf diese Saison als auch
auf meine Karriere insgesamt. Ich hoffe, er hat gezeigt, dass es eine gute
Entscheidung war, zu wechseln. Auch aus persönlicher Sicht bedeutet es
viel, einen Grand Prix mit McLaren gewonnen zu haben. Dort stehen viele
Weltmeister-Wagen im Technologiezentrum, mit denen ich als Zuschauer
aufgewachsen bin - berühmte Autos, die von Champions wie Senna und
Prost gefahren worden sind."
Frage: Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, den Titel zu verteidigen?
Button:
"Nach drei Rennen ist der WM-Kampf extrem eng, das ist sehr gut für den
Sport. Natürlich will ich den Titel behalten. Ich wäre liebend
gerne der erste britische Fahrer, dem das gelingt. Nach den ersten drei
Rennen ist es möglich, der Schlüssel wird wohl die Konstanz sein.
Jedes der großen Teams hat sich schon in mindestens einem Rennen einen
Fehler geleistet. Wir müssen damit beginnen, weniger Fehler zu machen,
so wird die WM gewonnen. Wir haben Glück, weil unser Auto schon in den
vergangenen Jahren eine phänomenale Zuverlässigkeit bewiesen hat."
Frage: Viele Experten bezeichnen Sebastian
Vettel als den Favoriten. Welche Fahrer kämpfen Ihrer Meinung nach um
den Titel und warum?
Button: "Ich denke, Sebastian ist bisher
sehr gut gefahren, und er ist einer der Favoriten. Aber auch einige andere
Fahrer liegen aussichtsreich im Titelrennen. Meiner Meinung nach haben alle
Piloten von McLaren, Mercedes, Red Bull und Ferrari eine Chance auf den WM-Titel.
Es ist noch zu früh, einen speziellen Favoriten zu benennen. Ich
glaube, diese WM könnte eine ganz besondere werden, weil so viele gute
Teams und Fahrer um den Titel kämpfen."
Frage: Was ist Ihr Mindestziel für den Grand Prix von China?
Button:
"Wir lernen immer noch viel über das Auto, und ich mache mich noch
damit vertraut. Aber ich glaube, wir haben so gute Chancen wie in Australien
und Malaysia. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir an der Spitze
mitkämpfen. Aber um gewinnen zu können, muss man ein perfektes
Wochenende haben."
Frage: Wie beurteilen Sie Michael
Schumachers Leistung seit dem Comeback?
Button: "Ich denke,
er macht einen sehr guten Job. Die Leute neigen dazu, zu übersehen, dass er
drei Jahre lang nicht im Cockpit gesessen ist. Sein Speed war extrem gut,
und er wird schneller, wenn er sich an die moderne Formel-1-Technik gewöhnt.
Ich kenne sein Team sehr gut. Sie sind ein Titelanwärter und wissen, was man
braucht, um zu gewinnen. Ich habe keine Zweifel, dass Michael bald an der
Spitze zurück ist. Ross (Brawn) und Michael kennen einander sehr gut. Sie wissen,
wie man das Beste aus dem Auto herausholt. Deshalb ist es nur eine Frage des
Wann und nicht des Ob."
Frage: Nach Ihrem Wechsel von Brawn zu McLaren wurde Ihnen
prophezeit, dass das Team Lewis Hamilton bevorzugen werde. Wie sehen Sie das
und hat Ihr Sieg in Melbourne Ihr Leben dort einfacher gemacht?
Button:
"Eine meiner ersten Fragen, sogar bevor ich mich dem Team angeschlossen
habe, war, ob das Lewis' Team sei. Die Antwort war nachdrücklich, dass es
nicht nur nicht Lewis' Team sei, sondern auch, dass das Team
leidenschaftlich daran glaubt, beiden Fahrern die gleichen Chancen zu geben.
Das war sehr wichtig für mich. Und alles, was ich bisher hier gesehen
habe, lässt mich glauben, dass das wahr ist. Deshalb macht mein Sieg in
Australien keinen Unterschied. Tatsächlich sind die ersten Monate hier so
reibungslos verlaufen, dass ich dachte, ich sei schon viel länger hier."