Red Bull Racing hat die Vorherrschaft von Brawn GP in der Formel-1-WM am Sonntag im Grand Prix von China eindrucksvoll gebrochen. Auf Platz 1 und 2 fuhren Vettel und Webber.
Sebastian Vettel und Mark Webber haben am Sonntag im Formel-1-Grand-Prix von China Geschichte geschrieben. Das Duo bescherte Red Bull Racing seinen ersten Sieg in der Königsklasse - gleich in doppelter Ausführung. Der deutsche Jungstar Sebastian Vettel triumphierte im Regen von Shanghai überlegen vor seinem australischen Teamkollegen Webber. WM-Leader Jenson Button musste sich nach Siegen in den beiden Auftaktrennen im Brawn GP mit 45 Sekunden Rückstand und Platz drei begnügen.
Regenfest
Die Dominanz von Brawn scheint zumindest im Regen
gebrochen. Zu überlegen war das österreichisch-englische Team im dritten
Saisonrennen gewesen. Vettel war aus der Pole Position hinter dem Safety Car
gestartet. Der 21-Jährige musste mit einem leichteren Auto zwar zweimal
früher an die Box als Hauptkonkurrent Button, sein Meisterstück vollbrachte
er aber in Runde 41, als er den Engländer noch vor dessen Stop auf
regennasser Fahrbahn überholte. "Ein Doppelsieg, das ist fantastisch",
strahlte Vettel.
Überglücklich
Der Hesse, in dem viele Experten einen
kommenden Weltmeister und Nachfolger von Rekordchampion Michael Schumacher
sehen, hatte im Vorjahr bereits für das Red-Bull-Zweitteam Toro Rosso in
Monza gesiegt - als jüngster Pilot der Geschichte. "Jetzt auch mit Red Bull
Racing zu gewinnen, das ist unglaublich. Ich bin überglücklich", betonte
Vettel, der in der Stunde seines Triumphes auch nicht auf seine langjährigen
Förderer vergaß: "Grüße nach Österreich und ein großer Dank an die ganze
Red-Bull-Familie."
Brilliant
Bei der Siegerehrung wurde trotz österreichischer
Lizenz die englische Hymne für den siegreichen Konstrukteur gespielt. Das
Team, das Red Bull im Herbst 2004 von Jaguar übernommen hatte, hat seinen
Sitz in Milton Keynes, auch die sportlichen Führungskräfte sind Briten.
Einer davon, Teamchef Christian Horner, sparte nicht mit Lob für seinen
Jungstar: "Sebastian ist ein unglaubliches Rennen gefahren. Er hat das
brillant gemacht."
Aquaplaning
Denn die Bedingungen waren alles andere als einfach.
Schlechte Sicht und stellenweise Aquaplaning hatten den Piloten von Beginn
an zu schaffen gemacht. "In der letzten Kurve war es fast wie ein See",
meinte Vettel. Der "Regenkönig" schien damit aber am Besten zurechtzukommen,
drehte an der Spitzen phasenweise einsam seine Runden. Dahinter hatte sich
Webber Mitte des Rennens ein spektakuläres Duell mit Button geliefert.
Brawn GP hatte - nicht zuletzt in Ermangelung von Wintertests im Regen - auf nassem Terrain sichtlich mehr Probleme, die Reifen auf Temperatur zu bringen. "Daher habe ich nicht viel ausrichten können", erklärte Button, der mit sechs Punkten Vorsprung auf seinen Teamkollegen Rubens Barrichello (4.) weiter die WM-Wertung anführt. Zweite Kraft in der Konstrukteurs-WM sind nach verpatzten Auftaktrennen mit einem Schlag trotz derzeit noch fehlenden Doppel-Diffusors die Red Bulls.
Webber freute sich zwar über die beste Platzierung seiner Formel-1-Karriere, will aber nicht die gesamte Saison im Schatten seines jungen Stallgefährten stehen. "Dieses Ergebnis ist eine Belohnung. Wir haben einiges durchgemacht", erinnerte der Australier an die vergangenen Jahre, in denen das Team mehrmals hinter den hohen Erwartungen geblieben war. "Ich hoffe, dass ich in Zukunft aber auch einmal eine Stufe höher stehen werde."
Hinter Red Bull und Brawn überraschte McLaren-Mercedes auf den Plätzen fünf (Heikki Kovalainen) und sechs (Weltmeister Lewis Hamilton). Die beiden Ferraris fuhren auch im dritten Saisonrennen nicht in die Punkteränge. Vizeweltmeister Felipe Massa schied mit einem Elektronikproblem aus, Kimi Räikkönen verpasste als Zehnter ebenso WM-Punkte wie Fernando Alonso, der nach Startplatz zwei im Renault nicht über Platz neun hinauskam.
Beide Ex-Weltmeister ließ der einzige Rookie im Feld hinter sich. Der Schweizer Sebastian Buemi fuhr als Achter seinen dritten WM-Punkt für Toro Rosso ein. Eine einzige Schrecksekunde hatte der 20-Jährige zu überstehen, als er in einer Safety-Car-Phase leicht mit dem führenden Vettel kollidierte und seinen Frontflügel beschädigte. Abgesehen davon scheint Buemi aber den großen Fußstapfen seines Toro-Rosso-Vorgängers Vettel gewachsen. Es sind die Fußstapfen eines Siegers - und vielleicht sogar WM-Anwärters.
Endstand (56 Runden zu je 5,451 km = 305,256 km):
1. Sebastian Vettel (GER) Red Bull-Renault 1:57:43,485 Stunden
(Durchschnittsgeschwindigkeit: 155,578 km/h)
2. Mark Webber (AUS) Red Bull-Renault + 10,970 Sekunden
3.
Jenson Button (GBR) Brawn-Mercedes + 44,975
4. Rubens
Barrichello (BRA) Brawn-Mercedes + 1:03,704 Min.
5. Heikki
Kovalainen (FIN) McLaren-Mercedes + 1:05,102
6. Lewis Hamilton
(GBR) McLaren-Mercedes + 1:11,866
7. Timo Glock (GER)
Toyota + 1:14,476
8. Sebastien Buemi (SUI) Toro
Rosso-Ferrari + 1:16,439
9. Fernando Alonso (ESP) Renault
+ 1:24,309
10. Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari +
1:31,750
11. Sebastien Bourdais (FRA) Toro Rosso-Ferrari + 1:34,156
12.
Nick Heidfeld (GER) BMW-Sauber + 1:35,834
13. Robert
Kubica (POL) BMW-Sauber + 1:46,853
14. Giancarlo
Fisichella (ITA) Force India-Mercedes + 1 Runde
15. Nico Rosberg (GER)
Williams-Toyota + 1 Runde
16. Nelson Piquet jr. (BRA)
Renault + 2 Runden
17. Adrian Sutil (GER) Force
India-Mercedes + 6 Runden
Ausgeschieden: Jarno Trulli (ITA) Toyota, Felipe Massa (BRA) Ferrari, Kazuki Nakajima (JPN) Williams-Toyota
Schnellste Runde: Rubens Barrichello (BRA) Brawn GP 1:52,592 Minuten in Runde 42 (Durchschnittsgeschwindigkeit: 174,289 km/h)
WM-Stand (nach 3 von 17 Rennen):
1. Jenson Button (GBR)
Brawn-Mercedes 21 Punkte
2. Rubens Barrichello (BRA)
Brawn-Mercedes 15
3. Sebastian Vettel (GER) Red Bull-Renault
10
4. Timo Glock (GER) Toyota 10
5. Mark
Webber (AUS) Red Bull-Renault 9,5
6. Jarno Trulli (ITA)
Toyota 8,5
7. Nick Heidfeld (GER) BMW-Sauber
4
8. Fernando Alonso (ESP) Renault 4
. Heikki
Kovalainen (FIN) McLaren-Mercedes 4
10. Lewis Hamilton (GBR)
McLaren-Mercedes 4
11. Nico Rosberg (GER) Williams-Toyota
3,5
12. Sebastien Buemi (SUI) Toro Rosso-Ferrari 3
13.
Sebastien Bourdais (FRA) Toro Rosso-Ferrari 1
Anmerkung: Halbe Punkte im Grand Prix von Malaysia