Vierschanzentournee-Legende Sven Hannawald beginnt nach überstandenem Burn-out am Wochenende seine Laufbahn als Profi-Rennfahrer. "Ich war früher schon professionell und kann Sachen nicht halb machen", sagte der 35-jährige Münchner. Mit einer Corvette des Teams Callaway startet der ehemalige Skisprung-Star am Wochenende in Oschersleben im ADAC GT Masters in seine erste komplette Motorsport-Saison.
"Ich habe da keinen Stress, ich bin ja nicht in der Favoritenrolle", sagte Hannawald. "Wenn ich wieder mit dem Springen anfangen würde, dann hätte ich richtig Druck. Aber das ist einfach etwas Neues und Spannendes." Seit dem Ende seiner Skisprung-Karriere 2005 hatte Hannawald bei verschiedenen Gaststarts "ein bisschen Rennluft geschnuppert, weil einfach jeder Junge gerne schnelle Autos fährt". Im vergangenen Jahr habe er aber gemerkt, dass ihm die sporadischen Starts nicht mehr reichen. "Da fährt man sowieso nur hinterher - und das nimmt mir als früherem Profi-Sportler relativ schnell den Spaß", sagte der zweifache Skisprung-Weltmeister.
Als bisher einziger Skispringer hatte Hannawald in der Saison 2001/02 alle vier Wettbewerbe der Vierschanzentournee gewonnen und damit Sport-Geschichte geschrieben. Doch der Mannschafts-Olympiasieger litt an Depressionen und begab sich gut zwei Jahre später wegen eines Burn-out-Syndroms in stationäre Behandlung.
"Jetzt habe ich eine neue Herausforderung gefunden", betonte Hannawald. Die 14 Läufe betrachtet er als Lehrjahr. Die gut 500 PS starke Corvette teilt sich der Neueinsteiger mit Thomas Jäger, der unter anderem von 2000 bis 2003 für Mercedes im Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) fuhr. Bei den jeweils zwei Rennen pro Wettkampf-Wochenende wechseln sich die beiden Teamgefährten immer beim Boxenstopp ab. "Es ist gut, dass ein Profi mit mir im Auto sitzt", erklärte Hannawald. "Anhand der Daten kann ich genau sehen, wo er wie schnell fährt, wo er bremst und mich eins zu eins damit vergleichen. So kann ich in kurzer Zeit viel lernen." Sein Engagement ist zwar vorerst auf ein Jahr befristet, doch Hannawald sieht sich "auf jeden Fall langfristig" in seiner zweiten Sportlerkarriere.