Korruptionsprozess

F1-Chef Ecclestone beteuerte seine Unschuld

24.04.2014

Bei Verurteilung wegen Bestechung von Bankvorstand drohen Haft und Absetzung.

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Zum Auftakt des Münchner Prozesses hat der der Korruption beschuldigte Formel-1-Chef Bernie Ecclestone am Donnerstag einen forschen Verteidigungskurs eingelegt. Den früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky, den er mit 44 Millionen Dollar bestochen haben soll, bezichtigte er der Lüge.

Ecclestone widersprach in einer von seinen Verteidigern verlesenen umfangreichen Erklärung allen Vorwürfen der Staatsanwaltschaft. Der Formel-1-Geschäftsführer selbst hatte sich zuvor nur zu seiner Person geäußert. Seine Anwälte betonten, es habe keine Bestechung des Bankers Gribkowsky gegeben. "Herr Dr. Gribkowsky hat in den entscheidenden Punkten die Unwahrheit gesagt", hieß es in Ecclestones Erklärung. Eine Absprache im Laufe des Prozesses mit der Staatsanwaltschaft schlossen die Verteidiger allerdings nicht aus.

Der mehrstündige Vortrag, angefangen bei Ecclestones Kindheit und seinem schon früh ausgeprägten Geschäftssinn, sollte vor allem Gribkowsky infrage stellen. Er war es, dem Ecclestone beim Verkauf der Formel 1 vor acht Jahren von der BayernLB an das Investmentunternehmen CVC eine Millionensumme gezahlt hatte. Gribkowsky wurde dafür wegen Bestechlichkeit zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt.

Ecclestone streitet die Bestechung aber ab, er fühlte sich angeblich unter Druck gesetzt. Er habe Angst gehabt, dass ihn der Banker bei den britischen Steuerbehörden anzeige: "Das hätte mich mehr als zwei Milliarden Pfund kosten können."

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Ecclestone rechtfertigte sich
Die Staatsanwaltschaft dagegen unterstellte Ecclestone in ihren 24-seitigen Ausführungen, dass er das Geld zahlte, um den Verkauf der Formel 1 damals in seinem Sinne zu lenken - und so auch seine Macht zu bewahren. Die seinerzeit beteiligten Banken BayernLB, JP Morgan und Lehman seien für Ecclestone "von Beginn an ein Störfaktor" gewesen. Er sei auch sehr darum bemüht gewesen, nicht offenzulegen, wie die Formel 1 ihre "Einnahmen generiert".

Ecclestone nahm die Vorwürfe ohne große Regung zur Kenntnis. Nach seiner Ankunft beim Justizgebäude wirkte er zunächst angespannt. Auf dem Weg in den Gerichtssaal sagte er dann auf die Frage nach seiner Stimmungslage: "Ich bin zuversichtlich. Die Sonne scheint."

F1-Chef widersprach Staatsanwaltschaft
Schnell wurde klar, mit welcher Strategie die Ecclestone-Verteidigung den zunächst für 26 Tage angesetzten Prozess gewinnen will. "Herr Gribkowsky wollte Mr. Formel 1 sein und mich los werden", wiederholte Ecclestone in seinem schriftlichen Statement noch einmal eine alte Aussage aus dem Prozess gegen Gribkowsky. Dort hatte Ecclestone als Zeuge ausgesagt. Außerdem widersprach Ecclestone der Darstellung der Staatsanwaltschaft: Er habe nicht gewusst, dass Gribkowsky als Landesbank-Vorstand ein öffentlicher Amtsträger war.

In einem weiteren Punkt widersprach Ecclestone der weitläufigen Annahme, dass er vor dem Verkauf der Motorsport-Königsklasse 2006 noch Teilhaber gewesen sei und damit eine Kontrolle gehabt hätte: "Dies war zu keinem Zeitpunkt der Fall", sagte er.

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Er habe sämtliche Vermögenswerte 1997 als Schenkung an eine Gesellschaft seiner damaligen Frau und zum Wohl seiner beiden Töchter übertragen. Etwa um 1996 hätten ihn gesundheitliche Sorgen geplagt, er habe sich einer Reihe Operationen unterziehen müssen, bis er 1998 einen dreifachen Bypass bekommen habe.

Was wäre im Sterbefall passiert?
Wäre er gestorben, hätte seine damalige Gattin 40 Prozent Erbschaftssteuer auf sein Vermögen zahlen müssen, sagte Ecclestone. Slavica Ecclestone habe als gebürtige Kroatin noch nicht lange genug ihren Wohnsitz in England gehabt, um dies zu umgehen. Durch die Schenkung besaß er nach eigener Darstellung keine Anteile mehr an der Formel 1. Er habe lediglich in der Formel 1 das operative Geschäft geführt und nicht einwirken können auf den familieneigenen Bambino Trust, an dem nach der Pleite der Mediengruppe Kirch eben jene drei Banken Anteile hatten.

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Laut den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft beeinflusste Ecclestone den Verkauf dennoch, weil er um seinen Posten an der Spitze der Formel 1 fürchtete. Ecclestone habe die "unbequeme BayernLB durch einen neuen Anteilseigner" austauschen wollen, um die vereinbarten Mitbestimmungs- und Kontrollregelungen nicht mehr mit der BayernLB umsetzen zu müssen. Kaufinteressent CVC hätte wiederum von Beginn an klar gemacht, dass Ecclestone auch bei einer Übernahme Geschäftsführer bleibe. Das ist er bis heute.

+++ Auf Seite 2 der Liveticker +++

15:40 Uhr: Was wäre die Formel 1 ohne Ecclestone?
In einer Ära ohne Bernie Ecclestone würde die Formel 1 nach Ansicht von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff wie jedes andere Unternehmen geführt. "Nach Ecclestone wird es, vermute ich, ein Management-Team mit unterschiedlichen Kompetenzen geben.

15:35 Uhr: Der erste Verhandlungstag ist zu Ende. Nach den Erklärungen von Bernie Ecclestone bendete man den heutigen Gerichtstag.

15:30 Uhr: Gribkowsky habe immer wieder angedeutet, dass er in der Formel 1 bleiben wollte. Jedoch zu Beginn des Jahres 2005 gab es in der Formel 1 kein "Geschäftsfeld, indem er helfen hätte können."  Ecclestone habe sich bedroht gefühlt: Ihm war klar, dass Gribkowsky "auf alle Fälle Geld haben wollte, unter welcher Überschrift auch immer."

15:10 Uhr: Ecclestone stellt sich selbst bei den Deals als Randfigur dar. Wie die Beziehung zu Gribkowsky ausgesehen hat, kann man dadurch schwer nachvollziehen. Man vermutet ein eher negatives Auskommen unter den beiden Machtmenschen.

15:03 Uhr: Mit den Worten "It's as good as it will get" soll Ecclestone der BayernLB den CVC-Deal aufgeschwatzt haben. Er bestreitet dies aber klar.

14:58 Uhr: Heute wird es kein Urteil geben. Der Prozess ist ja erst gestartet worden. Die Richter stellen sich jedenfalls auf einen langen Prozess gegen Ecclestone ein. Bis Mitte September sind mehr als 20 Verhandlungstage eingeplant.

14:40 Uhr: Zehn Minuten Pause wurden vom Richter verordnet. Danach geht es mit dem Verkauf an CVC weiter. Diese Firma übernahm später Formel-1-Anteile.

14:26 Uhr: Es gilt in Justizkreisen als unwahrscheinlich, dass Bernie Ecclestone am Ende des Prozesses Mitte September ins Gefängnis muss.

14:12 Uhr: Info: Als Angeklagter in einem Strafprozess muss der 83-Jährige Bernie Ecclestone an allen Tagen persönlich vor Gericht erscheinen. Laut einer Gerichtssprecherin könne das Erscheinen notfalls per Haftbefehl erzwungen werden.

13:59 Uhr: Die Erklärungen auf Seiten von Ecclestone werden von seinen Anwälten vorgetragen. Der Formel-1-Boss selbst kann nicht lange mitlesen, beugt sich aber immer wieder tief über das Papier.

13:46 Uhr: Ein Bestechungsversuch wurde laut Ecclestone nicht unternommen. Er habe lediglich "We will see" gesagt und nicht wie von der Staatsanwaltschaft vorgetragenen "We will take care of you".

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13:34 Uhr: Bezüglich der Bayern LB meint Ecclestone: "Eine Option war dies nicht. Die BLB hätte die Formel 1 niemals lenken können."

13:25 Uhr: Ecclestone legt den Zeitablauf auf den Tisch, wie Gribkowsky zur Erpressung gekommen sein soll. Für den Formel-1-Boss standen dabei zwei Milliarden Euro auf dem Spiel.

13:13 Uhr: Im Prozess werde es darum gehen, den Zeitpunkt, den Inhalt und die Umstände der "vielfältigen Aussagen von Herrn Dr. Gribkowsky" zu hinterfragen.

12:58 Uhr: Gerade wurde die Stellungnahme von Ecclestone auf die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft verlesen. Anwalt Sven Thomas schließt mit den Worten, dass man diese noch zwei Stunden ausführen könnte.

12:48 Uhr: Bernie Ecclestone ist von der mittagspause zurück. Er nahm nur ein Salami-Brötchen und Cola-Light zu sich. Beim Weg zurück auf seinen Platz geht er stumm an den fragenden Journalisten vorbei.

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12:40 Uhr: In der ersten Prozess-Hälfte versuchte sich Bernie Ecclestone, nach Verlesung der Anklageschrift, zu rechtfertigen. Sein Anwalt sagte, dass die Anschuldigungen gegen den Formel-1-Boss nicht wahr sind. Die Behauptungen von Gribowsky könne man widerlegen.

12:05 Uhr: Mittagspause im Prozess um Bernie Ecclestone. Ab 12:40 Uhr soll es weitergehen.

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12:03 Uhr: Info: Woher kannten sich Ecclestone und Gribkowsky?
Die beiden Männer haben sich getroffen, als die bayerische Landesbank ihre Mehrheit an der Formel 1 verkaufen wollte. Die Anteile an der Rennserie waren ihr als Pfand für die Pleite der Kirch-Gruppe zugefallen. Weil die Bank nicht viel damit anfangen konnte, sollte Gribkowsky die Beteiligung zu Geld machen. Dabei kam er im Jahr 2006 immer wieder mit Ecclestone zusammen, den der Besitzerwechsel alles andere als kalt ließ.

11:47 Uhr: Ecclestone erklärt weiter: "Als Civil Servant" habe er Gribkowsky nie bezeichnet. Gribkowsky sei nie anders aufgetreten als die Banker der anderen Anteilseigner Lehmann Brothers und JP Morgan. Gribkowsky habe sich selbst immer als "Banker" bezeichnet.

11:39 Uhr: Bernie Ecclestone: "Das Geschäft würde nicht funktionieren, wenn ich bei jedem Vertragsabschluss, das Einverständnis der Anteilseigner hätte einholen müssen. Wäre das so gewesen, wäre ich gegangen."

11:24 Uhr: Gribkowsky habe an entscheidenden Stellen gelogen. Das Statement der Anwälte besagt, dass die Geschehnisse in der Anklageschrift nicht zutreffend sind.

11:19 Uhr: Die Anwälte von Bernie Ecclestone kündigen eine Presse-Erklärung an, in welcher Beweise vorgelegt werden, die jene Behauptungen von Gribowsky widerlegen.

11:07 Uhr: Ecclestone spricht nur mit seiner Dolmetscherin. Wird er sich für 300 Millionen aus der Verhandlung freikaufen? Die "Times" spekuliert damit und beruft sich auf ihm nahestende Quellen.

10:57 Uhr: Zur Info: Ecclestone behauptete vor dem Prozess, vom früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky im Zuge des Verkaufs der Formel-1-Anteile erpresst worden zu sein und ihm deshalb 44 Millionen Dollar gezahlt zu haben.

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10:49 Uhr: Die 44 Millionen für Gribkowsky werden nun erwähnt. Ecclestone habe eine satte Provision für dessen Vermittlertätigkeit aufgestellt. Bei den Ausführungen lächelt der Formel-1-boss nur milde.

10:40 Uhr: Die Deals zwischen BayernLB und Investor CVC werden nun von der Staatsanwaltschaft genauer asufgeschlüsselt. Ecclestone wirkt zurückhaltend und macht sich auch Notizen.

10:32 Uhr: Die Bayern-LB habe den Formel-1-Boss "gestört", somit versuchte Ecclestone Gribkowsky auf seine Seite zu ziehen. "Civil Servant" nannte er Gribkowsky, somit schlussfolgert die Staatsanwaltschaft, dass Ecclestone sehr wohl wusste, dass er einen Staatsbediensteten besteche.

10:24 Uhr: 24 Seiten werden gerade verlesen. Die Anklageschrift ist umfassend. Ecclestone muss sich wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue in München verantworten.

10:15 Uhr: Eines ist schon zu Beginn klar: Gribkowsky wird als Staatsdiener gesehen. Das heißt, dass die Strafe deutlich höher für Bernie Ecclestone werden kann. Das Bestechen eines Beamten ist deutlich "teurer" wie jene Handlung bei einem Wirtschaftsboss.

10:08 Uhr: Vor dem Prozess wurde spekuliert, dass die Verteidiger von Bernie Ecclestone das Gericht nicht aktzeptieren würden. Befangenheit hätte man vorgeworfen. Dies passierte aber nicht. Die Verhandlung beginnt mit der Verlesung der Anklageschrift.

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09:59 Uhr: Die Münchner Staatsanwaltschaft hält die Verteidigungslinie von Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone im bevorstehenden Korruptionsprozess für unglaubwürdig. Dies gehe - laut Medienberichten - aus der Anklageschrift hervor.

09:51 Uhr: Zur Info: Mit der Bestechung von Gerhard Gribowsky wollte Ecclestone sicherstellen, dass der Banke den Verkauf der Rennserie in seinem Sinn regle.

09:40 Uhr: Ecclestone ist hier. Er betritt den Gerichts-Saal und nimmt Platz.

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09:38 Uhr: Laut der Aussage der Gerichtssprecherin Margarete Nötzel sollte der 83-Jährige live dabei sein: "Nach meiner Kenntnis wird sich Herr Ecclestone dem Verfahren stellen."

09:32 Uhr: Die Verhandlung startet langsam. Bernie Ecclestone ist weiterhin nicht in Sicht.

09:30 Uhr: Bernie Ecclestone soll dem Vorstand der Bayern-LB, Gerhard Grikowsky, 44 Millionen Dollar an Bestechungsgeldern gezahlt haben.

09:24 Uhr: Wichtig zu erwähnen ist, dass ein Urteil heute im Prozess nicht fallen wird. Der letzte Prozesstag ist für den Monat September angesetzt.

09:15 Uhr: Das Landgericht in München ist gut besucht. Dabei bleibt aber offen, ob der Motorsport-Chef Bernie Ecclestone persönlich zugegen sein wird. Bitteres Detail: Kommt er nicht, wird ihm der Pass abgenommen...

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09:02 Uhr: Heute startet der Prozess rund um den Formel-1-Zampano Benrie Ecclestone. Dabei soll folgende Frage geklärt werden: Hat der F1-Chef den Staat um 35 Millionen Euro betrogen?

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