Die Aufregung vor dem ersten Nachtrennen der F1-Geschichte lässt Piloten und Fans kurz sogar den spannenden WM-Zweikampf vergessen.
Wenn die Lichter heute in Singapur angehen, heulen die Motoren in der 4,5-Mio.-Einwohner-Metropole zum ersten Mal auf. „Es ist das einmalige Fahren in der Nacht, das uns ganz aufgeregt macht“, gibt WM-Leader Lewis Hamilton zu. Dazu der Thriller um die WM: Vier Rennen vor Saisonende hat der Brite im McLaren einen Punkt Vorsprung auf seinen brasilianischen Ferrari-Rivalen Felipe Massa.
Im gleißenden Scheinwerferlicht inspizierten die Piloten gestern Abend die neue Strecke – zu Fuß, auf dem Rad und per Scooter. Alle waren beeindruckt und mussten den Reportern danach lange Rede und Antwort stehen.
Vettel der große Star
Wie in Monza stahl
Monza-Sensationssieger Sebastian Vettel allen die Show. Der 21-jährige
Deutsche genoss das Blitzlichtgewitter. „Seit meinem Sieg schlafe ich noch
besser“, schmunzelte der Toro-Rosso-Star und verriet: „Hier gehe ich erst
lange nach Mitternacht ins Bett und schlafe bis halb zwei am Nachmittag.“
Hellwach durch die Nacht
Da das erste Training auf dem
futuristischen Singapur City Circuit erst zu Sonnenuntergang (19 Uhr
Ortszeit/13 Uhr MESZ) losgeht, versuchen die Piloten, ihren europäischen
Rhythmus beizubehalten. McLaren-Doc Aki Hiintsa hat Lewis Hamilton ein
strenges Wach-Schlaf-Programm verordnet. Damit das auch wirklich
funktioniert, werden die Hotelfenster abgedunkelt. An den Zimmertüren hängen
„Bitte nicht stören!“-Schilder. Auf die Frage, wie er sich bis vier Uhr Früh
sinnvoll die Zeit vertreibe, meinte Red-Bull-Routinier David Coulthard
augenzwinkernd: „Ganz einfach: Ich habe meine Frau Karen mit.“
Heute muss er wieder hellwach sein. Das erste Training ist wichtiger als sonst. Da haben die Fahrer Gelegenheit, sich auf den neuen linksdrehenden Kurs und auf die Flutlichtsituation einzustellen. Und Hamilton macht sich ernsthafte Sorgen: „Was passiert, wenn plötzlich die Lichter ausgehen? Das ist ja kein Fußballspiel, wo du von einer Sekunde auf die andere einfach stehen bleiben kannst.“ Doch die Organisatoren beruhigten den Briten: In schalldichten Containern versteckt laufen zwölf Dieselgeneratoren. Die Angst vor einem Regenchaos bleibt allerdings – für Sonntag sind schwere Niederschläge angesagt.