Pannen-Show

Ferrari in der Krise

06.04.2009

Nach den ersten beiden GP der Saison steht Ferrari noch ohne Punkte da.

Zur Vollversion des Artikels
© AP
Zur Vollversion des Artikels

Zwei Rennen, null Punkte. Die Bilanz von Ferrari in der neuen Formel-1-WM ist erschreckend. Das Topteam der Vorsaison wurde seinen hohen Ansprüchen auch am Sonntag im Grand Prix von Malaysia nicht einmal ansatzweise gerecht. Zwar scheint den Italienern nicht so viel Zeit auf die Spitze um Dominator Jenson Button zu fehlen wie etwa McLaren-Mercedes, dafür mischen sich ungewohnte taktische Fehler ins Protokoll.

Taktische Nieten
In Sepang hatte sich Ferrari gleich mehrmals verpokert. Im Qualifying verpasste Felipe Massa als 16. die zweite Phase, weil er zu früh an der Box geblieben war, im Abbruchrennen schickten die Strategen Kimi Räikkönen viel zu früh mit Regenreifen auf die Strecke. "Als der Regen kam, waren meine Reifen schon wieder völlig am Ende", verriet Räikkönen. Davor hatte er im Trockenen 20 Sekunden pro Runde und die Chance auf einen Spitzenplatz verloren.

Auch Schumi trägt Schuld
Fehler, die man von Ferrari nicht gewöhnt ist - zumal das Team in Malaysia unter anderem von Rekordweltmeister Michael Schumacher beraten wurde. Der Deutsche, der für seine Tätigkeiten im Konzern bis zu fünf Millionen Euro erhalten soll, hätte seine Erfahrung einbringen sollen. Schumacher gestand allerdings, den Reifenwechsel bei Räikkönen mitgetragen zu haben. "Das war in dem Moment die falsche Entscheidung", erklärte der 40-Jährige.

Das Wetterradar hatte laut Schumacher eindeutig Regen vorausgesagt. Dieser kam auch, ließ aber länger auf sich warten als erwartet. "Wenn man klare Informationen hat, darf man auch mal das Risiko eingehen", meinte der 91-fache Grand-Prix-Sieger. Die Piloten sehen das freilich nicht ganz so entspannt. 15 Punkte fehlen ihnen nach den beiden Nullnummern bereits auf WM-Leader Button. "Wir haben ein echtes Problem", gestand Vizeweltmeister Massa.

Ausreden
Auch das neue Auto ist mit dem neuen Reglement noch lange nicht so schnell wie jenes im Vorjahr. Schumacher begründete das mit dem langen WM-Rennen 2008. Während sich andere Teams bereits auf 2009 konzentrierten, kämpften Ferrari und McLaren bis zum Schluss um den Titel. Dennoch waren Räikkönen und Massa als die Hauptherausforderer der überlegenen Brawn GP in die Saison gegangen - um am Ende desillusioniert ihre Unterlegenheit festzustellen.

Brawn "außer Reichweite"
"Die Brawns sind außer Reichweite", meinte Massa. "Wir müssen bei Null anfangen und Punkt für Punkt verstehen, was falsch läuft." Teamchef Stefano Domenicali ist sich der Problematik bewusst. Dem Nachfolger des großen Jean Todt stießen vor allem die Fehler seiner Renningenieure sauer auf. "Ich muss sicherstellen, dass meine Leute die richtigen Entscheidungen treffen, denn so etwas können wir einfach nicht akzeptieren", betonte Domenicali.

Am anderen Ende der Boxenstraße - ganz hinten, wo man sich als neuer Rennstall einzuordnen hat - lachte sich Ross Brawn ins Fäustchen. Mit ihm als Technikchef, der Schumacher bei Ferrari zu fünf WM-Titeln geführt hatte, wäre so eine Vorstellung undenkbar gewesen. Nun führt der Engländer sein eigenes Team von Sieg zu Sieg, führt Fahrer- und Konstrukteurs-WM an. "Das Märchen geht weiter", sagte Brawn. Jenson Button bleibt am Drücker.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel