Italien feiert "Ferrari-Meisterwerk", RBS hält Schaden in Grenzen.
Ein Rennen, zwei Sieger. Nach dem Italien-Grand Prix in Monza herrschte sowohl bei Ferrari Jubelstimmung als auch beim österreichischen Red-Bull-Team. Sebastian Vettel (4.) und Mark Webber (6.) hielten den Schaden auf der letzten "Anti-Strecke" in Grenzen und blicken nun zuversichtlich auf das Saisonfinale und die letzten fünf Rennen. Webber führt nun auch wieder in der Fahrer-WM.
Meisterwerk
Mehr Grund zum Triumphieren als die "Austro-Briten" hatten daher nur Fernando Alonso und Ferrari. "Das ist eine Riesenmotivation für das ganze Team", sagte der spanische Sieger nach seinem fantastischen Boxenstopp, der ihn an die Spitze und letztlich zum Sieg gebracht hatte. "Jetzt müssen wir weiter das Maximum leisten." Teamchef Stefano Domenicali jubelte wenige Tage nachdem noch eine harte Strafe wegen der Hockenheim-Stallorder gedroht hatte.
Das ist sie in der Tat, liegen doch die ersten fünf Piloten nur 24 Punkte, gerade mal einen Sieg also, auseinander. Die italienischen und spanischen Medien jubelten daher ebenfalls. "Alonso triumphiert in Monza. Die WM ist wieder offen", titelte "Tuttosport". Und "Liberta" schrieb: "Ein Ferrari-Meisterwerk." "El Mundo" meinte: "Dieser 24-Karat-Sieg auf der Zielgeraden der WM lässt Alonso wieder um den Titel fahren."
Zufriedene Bullen
Aber auch für Vettel und Webber sieht es wieder gut aus, vor allem Vettels Vabanquespiel in Monza zahlte sich aus, auch wenn es nach einigen seltsamen Begebenheiten auf Kosten von Webber ging. Zunächst musste Vettel seine später bis zum Schluss tadellosen Reifen schonen, dann sorgten "Motorenprobleme" - angeblich durch blockierende Bremsen bzw. ein kleines Feuer in der Air Box - dafür, dass ihn Webber leicht überholen konnte. Gleich danach war der Deutsche aber wieder superschnell und am Ende setzte er sich erst recht wieder vor den Teamkollegen.
Erklärung gab es dafür keine. "Unsere Taktik war ein Risiko, räumte Vettel nach dem Reifenwechsel in der vorletzten Runde ein. "Wenn es aufgeht, bist du der König, wenn nicht, kannst du der Idiot sein." Als "Depp" oder "Crash-Kid" wie zuletzt in Belgien nach seinem unüberlegten Rammstoß gegen Jenson Button muss sich Vettel nach dem Großen Preis von Italien nicht beschimpfen lassen. Der Taktik-Fuchs hat es seinen Kritikern gezeigt und kostete das genüsslich aus. "Man lernt im Leben dazu", sagte er. "Ich halte mich an die Leute, die an mich glauben und die zu mir halten."
Positive Entwicklung
Vettels WM-Aussichten sind gleich aus mehreren Gründen enorm gestiegen: Das Autodromo Nazionale war der letzte "Anti-Red-Bull-Kurs" im Kalender. Die restlichen fünf Strecken in Übersee liegen dem RB6 von ihrer Charakteristik her gut. Weder in Singapur, Seoul, Suzuka, Sao Paulo oder Abu Dhabi haben die Ferrari oder McLaren Vorteile - im Gegenteil. Wenn sich Vettel keine Fehler mehr leistet, sollte er die vor ihm liegenden Button (165 Punkte), Fernando Alonso (166) und Lewis Hamilton (182) überholen können.
Vettels Hauptproblem dürfte Webber sein. Der Australier profitiert im selben Maß vom Restprogramm. Im Schnitt muss ihm der Deutsche bei jedem Grand Prix fünf Punkte abnehmen, um ihn am Ende überflügeln zu können. Dabei will Vettel vernünftig vorgehen. "In der Ruhe liegt die Kraft", versicherte er. "Wir müssen weitermachen wie bisher."
Webber war "etwas enttäuscht", dass er als Sechster nicht mehr Punkte holen konnte und zudem auf Vettel etwas von seinem Vorsprung eingebüßt hatte. Der Australier haderte vor allem mit dem Deutschen Nico Hülkenberg, der ihn im Williams rundenlang blockiert und so auch Vettel zum vierten Platz verholfen hatte.