"Disastro!"
Ferraris Absturz geht weiter
20.04.2009
Drei Rennen - null Punkte: Schlechtester Saisonstart Ferraris seit 28 Jahren.
"Disastro!" Drei Rennen, drei Desaster - Nach Ferraris schlechtestem Formel-1-Saisonstart seit 28 Jahren beklagt Italien den Absturz seines vergötterten Traditionsrennstalls. "Wo sind die Weltmeister? Was ist nur bei Ferrari los?", fragte die entsetzte "La Repubblica" am Montag.
Lachnummer
Nach der erneuten Doppelpleite im Grand Prix von China
am Sonntag verkommt die ruhmreiche "Scuderia" als WM-Schlusslicht mit null
Punkten zur Lachnummer der Königsklasse. "Da muss man sich dann schon
fragen, inwiefern es Sinn macht, die Saison abzuhaken und sich schon auf das
nächste Jahr zu konzentrieren", meinte sogar Rekord-Weltmeister und
Ferrari-Berater Michael Schumacher angesichts des deutlichen Rückstands zu
den Rivalen.
"Il Cavalino rampante" ("Das springende Pferd") lahmt. Der rote Renner ist langsam und unzuverlässig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Vize-Weltmeister Felipe Masse musste seinen Boliden in Shanghai nach einem Elektronik-Defekt vorzeitig abstellen, Teamkollege Kimi Räikkönen schlich als Zehnter ins Ziel.
Alarmglocken
Im Ferrari-Werk läuten deshalb die Alarmglocken.
"Wir dürfen jetzt nicht in Panik verfallen", mahnte jedoch Teamchef Stefano
Domenicali. Ruhe bewahren und weiterarbeiten, lautet sein Motto. Zumindest
bis zur traditionellen Dienstagsitzung in Maranello, bei der Domenicali &
Co. ein Donnerwetter von Fiat- und Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo zu
erwarten haben.
Präsident zürnt
Der Ferrari-Boss hatte schon vor dem
China-Rennen Klartext gesprochen: "Ich will nicht, dass sich Ferrari bei
jedem zur Komödiantentruppe macht!" Zum jüngsten Treffen brachte Montezemolo
den verdutzten Ferrari-Ingenieuren dann eine Mönchskutte mit - als Symbol
für eine menschliche und gelassene Zusammenarbeit, auch in dieser
schwierigen Situation. Sein anstehender Besuch dürfte weniger väterliche
Züge haben. Nicht wenige erwarten eher eine Inquisition.
Saison schon vorbei?
Piloten und Techniker stehen in der Kritik,
in Maranello läuft das Ultimatum: Schafft Ferrari am kommenden Sonntag in
Bahrain und beim Europa-Auftakt am 10. Mai in Montmelo/Barcelona kein
Comeback, wird dieses WM-Jahr abgeschrieben. Doch Domenicali will die Saison
noch nicht verloren geben. "Nach drei Rennen mit null Punkten dazustehen,
tut weh. Aber wir haben einen Plan", sagte der Teamchef.
KERS und Doppeldiffusor
In Bahrain soll das
Energie-Rückgewinnungssystem KERS Ferrari wieder heranbringen, in Spanien
will man dann mit dem eiligst nachgerüsteten Doppel-Diffusor wieder
konkurrenzfähig sein. "Wir wissen, was zu tun ist", sagte Räikkönen im
Hinblick auf die kommenden Wochen der Entscheidung.
Alle Hoffnung auf Massa
Den weiterhin enttäuschenden Finnen aber
haben die Tifosi längst aufgegeben. "Sein Feuer ist erloschen", urteilte die
"La Gazzetta dello Sport". Einziger Hoffnungsträger bleibt also Massa, der
in Shanghai bis zum Ausfall seines Autos grandios aufgeholt hatte. "Wir
werden es schaffen", beruhigte der Brasilianer die Fans.
Köpferollen
Wenn nicht, wird es in Maranello weitere
personelle Konsequenzen geben. Erstes "Opfer" vor Shanghai war Luca
Baldisserri: Der Teammanager musste zu Hause bleiben, um sich um die
Weiterentwicklung des F60 zu kümmern. Ob dies wirklich eine Strafe war?
Zumindest musste er so die dritte Nullnummer nicht persönlich miterleben.