Abgesegnet
FIA genehmigt McLaren-Heckflügel
12.03.2010
Konkurrenz fürchtet Vorteile wie im Vorjahr bei Brawns Doppeldifusor.
Die Formel 1 wird unmittelbar vor dem Saisonstart wieder einmal von technischen Diskussionen begleitet. Anstoßpunkt ist der Heckflügel von McLaren-Mercedes, den der Automobil-Weltverband FIA am Donnerstag genehmigt hat. Die Konkurrenz ortet einen klaren Wettbewerbsvorteil, ein Protest scheint aber zwecklos. Wie schon im Vorjahr beim Doppel-Diffusor dürfte auch das heimische Topteam Red Bull zum Nachrüsten gezwungen sein.
Red Bull "zum Reagieren gezwungen"
"Wir müssen darauf
reagieren, das ist nie gut", gestand Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko.
Es handle sich um eine ähnliche Situation wie beim Diffusor, der dem
österreichisch-englischen Team im Vorjahr gegen Brawn den WM-Titel gekostet
hatte. Aerodynamisch bedingt der Schlitz im Heck von McLaren große
Änderungen. "Das wird Auswüchse haben wie beim Doppel-Diffusor", meinte
Marko. "Wir müssen aerodynamische Ergänzungen vornehmen."
Das Heck von Jenson Button und Lewis Hamilton hatte schon bei den Testfahrten Aufmerksamkeit erregt, die FIA ihre Entscheidung auf den Auftakt in Bahrain verschoben. Dort war am Donnerstag an keinem Auto etwas beanstandet worden. "Vor ein paar Wochen hat es noch ganz anders ausgeschaut", erklärte Marko. Nun liege es auch an Designer Adrian Newey, eine neue, vielleicht noch bessere Lösung zu finden. "Wir geben nicht auf", versprach Marko.
Motoren weiterentwickeln?
Auf einer anderen Front hofft Red Bull
nun ebenfalls auf Wohlwollen der FIA. Renault hat die Regelbehörde gebeten,
das seit 2007 gültige Entwicklungsverbot für Motoren aufzuheben, um wieder
auf ein Niveau mit Branchenführer Mercedes zu kommen. Red Bull hatte sich im
Herbst entschieden, den Franzosen die Treue zu halten, die das Einfrieren
der Motorenentwicklung offensichtlich ernster genommen haben als die
Konkurrenz.
Nachteil für Renault-Motor
Vier Mercedes-betriebene Autos
waren am Freitag in Sakhir im Training voran. "Der Kurs hat viele Geraden",
begründete Marko. Dort zeigt sich der Leistungsnachteil von Renault, der
bereits mehr als 20 PS betragen könnte. "Wir hoffen stark, dass sie mit
ihrem Ansuchen Erfolg haben. Sonst ist das ein klarer Nachteil für uns",
bestätigte Marko. Bei entsprechender Vorlaufzeit könnte ein verbesserter
Motor bis zum Europa-Auftakt Anfang Mai in Barcelona fertig sein.
Wettlauf mit der Zeit
Das wäre bald genug, um auch in der WM
wieder annähernd Chancengleichheit zu schaffen. Vier Rennen sind bis dahin
bestritten, 15 noch ausständig. Den Doppel-Diffusor hatte Newey im Vorjahr
bis zum siebenten Rennen in der Türkei nachgerüstet. Ab diesem Zeitpunkt
hatte Red Bull fünf von elf Rennen gewonnen. Die Motorenentwicklung war 2007
auf dem Stand von Ende 2006 eingefroren worden - vorrangig um den Teams zu
helfen, Kosten zu sparen.
Das aerodynamische Nachrüsten wegen des McLaren-Hecks widerspricht diesem Ansatz. Unterstützung erhält Red Bull daher von der Konkurrenz - neben Williams oder Lotus besonders von Motorenpartner Renault. "Es ist ganz klar, dass der McLaren-Flügel illegal ist", betonte dessen Technischer Direktor Bob Bell. "Die FIA eröffnet damit ein neuerliches Wettrüsten, das viele Teams sehr viel Geld kosten wird." Und das wolle natürlich niemand.