Formel 1
Bahrain-GP vor Absage
10.04.2012
Ecclestone: "Wenn die Teams nicht dorthin wollen, können wir sie nicht zwingen."
Das Formel-1-Rennen in Bahrain steht erneut auf der Kippe. Nun sollen sogar einige Rennställe beim Weltverband auf eine Absage des am 22. April auf dem Kalender stehenden Grand Prix drängen. Grund sind die anhaltenden politischen Proteste.
Direkt nach dem China-Rennen am kommenden Sonntag wird die Formel 1 in Bahrain erwartet, doch die Zweifel am Weiterflug des PS-Trosses in den unruhigen Golfstaat werden immer größer. Menschenrechtler, Politiker und nun angeblich auch einige Teams drängen darauf, den Grand Prix wie im Vorjahr wegen der politischen Lage abzusagen. "Wenn ich brutal ehrlich bin, dann können sie dieses Rennen nur ohne Zwischenfall durchziehen, wenn sie es komplett militärisch abschirmen. Das wäre inakzeptabel", zitierte die britische Zeitung "Guardian" einen ungenannten Teamchef.
Zuvor hatte schon Ex-Weltmeister Damon Hill gewarnt: "Es wäre eine schlimme Situation, schlecht für die Formel 1, wenn für das Rennen das Kriegsrecht durchgesetzt werden müsste." Auch in den vergangenen Wochen waren wieder Tausende für Reformen auf die Straßen gegangen. Mehrfach kam es dabei zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei.
Der Automobil-Weltverband (FIA) betonte, die Situation "ständig zu beobachten und zu bewerten". Täglich sei die FIA in Kontakt mit den lokalen Behörden, um die Sicherheit beim Rennen zu garantieren. "Uns ist mehrfach von den höchsten Behörden in Bahrain bestätigt worden, dass alles unter Kontrolle ist", erklärte ein Verbandssprecher. Bahrains britischer Sicherheitsberater John Yates versicherte: "Es gibt nichts, das die Verschiebung des Rennens rechtfertigen würde."
So ganz trauen die Rennställe dieser Einschätzung aber wohl nicht. Angeblich haben einige Teams bei ihren Flugbuchungen für Personal und Luftfracht Vorkehrungen getroffen, um bis nach dem GP von China am Sonntag noch auf eine Bahrain-Absage reagieren zu können. In Shanghai werden neuerliche Diskussionen zwischen FIA-Präsident Jean Todt, Chefvermarkter Bernie Ecclestone und den Teams erwartet.
Ecclestone will jedoch kein zweites Mal auf das Wüsten-Spektakel verzichten. "Wir werden da sein, wenn sie uns haben wollen", bekräftigte der Brite. Rund 30 Millionen Euro als Antrittsgeld sollen in Ecclestones Kassa fließen. In diesem Licht ist wohl sein Rat an die Demonstranten zu sehen. "Sie müssen sich doch nur mit Plakaten an die Straße zur Strecke stellen, dann werden sie ihre Botschaft los. Keiner wird auf sie schießen", meinte er.
Zuvor hatte eine Protestgruppe in einem Brief an Ecclestone gedroht, dass Rennen massiv stören zu wollen. Menschenrechtler warfen der Formel 1 vor, eine Diktatur zu unterstützen. Der britische Parlamentarier Richard Burden mahnte, es sei "nicht richtig für die Formel 1, der Welt ein abgeschottetes Bild einer Normalität zu zeigen", das nicht der Realität entspräche.
Die Teams und die Fahrer halten sich wie im vergangenen Jahr mit Meinungsäußerungen sehr zurück. In der Vorsaison hatte sich die Absage des Rennens zur Blamage für die Rennserie entwickelt, als auch der bereits festgesetzte Nachholtermin wieder gestrichen wurde. "Ich bin entspannt bei dem Gedanken, dorthin zu gehen. Ich bin sicher, dass es für das Land ein wichtiges Ereignis ist und dass sie jeden glücklich machen wollen", sagte Rekordchampion Michael Schumacher.
Für seinen Arbeitgeber Mercedes ist die Region als Absatzmarkt ebenso interessant wie für Ferrari, bei McLaren ist Bahrain sogar Miteigentümer. Der Ruf nach einer erneuten Renn-Absage ist daher aus dieser Richtung kaum zu erwarten. Und die Gastgeber wollen mit aller Macht ihren Grand Prix retten. "Jetzt ist die Zeit des Friedens angebrochen", beteuerte Scheich Abdullah bin Isa al-Khalifa, Chef von Bahrains Automobilverband und Mitglied des FIA-Weltrats. "Meine Botschaft an die Formel 1 ist: Helft uns, das Land zu einen."