Mercedes-Boss im oe24-Interview über Gerüchte
Herr Wolff, haben Sie Angst, dass Lewis aufhört?
20.05.2023
Nach der Imola-Absage schüttete Toto Wolff gegenüber oe24 sein Herz aus.
Noch vor seiner Anreise nach Imola hatte Wolff vergangenen Mittwoch von F1-Boss Stefano Domenicali persönlich von der Absage vom Grand Prix der Emilia Romagna erfahren. Der Mercedes-Boss reagierte betroffen: „Angesichts der Tragödie, die den Menschen dort widerfährt, war klar, dass wir an diesem Wochenende kein Autorennen fahren können. Das geht mir menschlich nahe, da rückt alles andere in den Hindergrund.“
oe24: Bevor die Unwetter kamen, hat Mercedes mit großem Optimismuns dem GP in Imola entgegengeblickt ...
Toto Wolff: Wir hätten natürlich gerne gesehen, wie wir uns mit dem neuen Auto tun. Wenn du ein Auto komplett überarbeitest, willst du wissen, was das Upgrade-Package kann.
oe24: Werdet ihr Red Bull wieder einheizen?
Wolff: Das wird leider nicht so schnell passieren. Aber ich erhoffe mir schon einen Schritt nach vorne.
oe24: Was genau hat Mercedes unternommen?
Wolff: Wir mussten aufdie Überlegenheit von Red Bull reagieren. Weil wir vorn und hinten keine Lösung gefunden haben, das alte Auto schnell zu machen, haben wir Unterboden, Bodywork (z. B. Seitenkästen, d. Red.) und Vorderrad-Aufhängung neu gebaut.
oe24: Wie viel kann das bringen?
Wolff: In der Formel 1 gibt‘s keine Wunder. Wir werden jetzt nicht eine halbe Sekunde schneller fahren, aber wir haben hoffentlich ein paar Probleme weniger und können mit einem konkurrenzfähigen Auto weiter arbeiten. Bisher war es zu steif und bockig.
oe24: Was heißt das für den nächsten GP in Monaco, wo Mercedes aufgrund des langen Radstands schon zu überlegenen Zeiten Probleme hatte?
Wolff: Monaco hat mit einer konventionellen Rennstrecke nichts zu tun. Deswegen werden wir am nächsten Wochenende nicht erfahren ob das, was wir am Auto geändert haben, auch wirklich was bringt. Es bleibt also spannend.
oe24: Spannend ist auch, was mit Lewis Hamilton passiert. Man hört ständig neue Gerüchte – von einem Wechsel zu Ferrari bis zum möglichem Karriereende, falls er mit eurem Auto nicht gewinnen kann ...
Wolff: Diese Gerüchte tauchen alle zwei Jahre, wenn wir einen neuen Vertrag machen müssen, auf. Aber nichts von alldem stimmt. Wir diskutieren ganz normal, ohne jeden Zeitdruck.
»Unagenehm, wenn zwei Blutsbrüder über Geld diskutieren«
oe24: Lewis meinte, dass es schwer es ist, mit Ihnen zu verhandeln ...
Wolff: Das hab ich auch gesagt. Es ist einfach unangenehm, dass zwei Freunde, zwei Blutsbrüder, die zehn Jahre durch dick und dünn gegangen sind, plötzlich ums Geld diskutieren müssen.
oe24: Und, werdet ihr euch einigen?
Wolff: Ich bin fix davon überzeugt, dass wir zusammen finden, da gibt es für mich keinen Millimeter Zweifel.
oe24: Zu Mathias Lauda meinte Hamilton, er werde noch länger Rennen fahren als wir alle glauben. Wird er bei Mercedes bleiben?
Wolff: Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Wenn wir Lewis ein konkurrenzfähiges Auto hinstellen, gewinnt er noch lange. Schau dir Tom Brady an, zu was der mit über 40 Jahren noch imstande war.