Formel 1
Im WM-Finale liegen Nerven blank
13.10.2008
Hamilton blieb in Japan zwar ohne Punkt, dennoch hat der WM-Leader kommenden Sonntag in China den ersten Matchball.
Im Finale der Formel-1-WM liegen wie im Vorjahr die Nerven blank. Vor allem bei den um den WM-Titel kämpfenden Lewis Hamilton und Felipe Massa, die am Sonntag beim Japan-GP am Fuße des Fuji-Vulkans Opfer ihrer Heißsporn-Mentalität wurden. Weil Ferrari-Pilot Massa aber mit viel Glück als 7. wenigstens zwei WM-Punkte ergatterte, liegt er mit 79 Zählern zwei Rennen vor Schluss nur noch fünf Punkte hinter McLaren-Pilot Hamilton (84).
Matchball
Dass für Hamilton damit in Shanghai am kommenden
Sonntag und in Brasilien (2.11.) die Luft ähnlich dünn werden kann wie im
Vorjahr, ist ebenso ein Fakt wie dass der junge Engländer trotz aller Kritik
an seiner ungestümen Fahrweise schon in China den Sack vorzeitig zu machen
kann. 2007 hatte freilich der zwei Rennen vor Schluss schon 17 Zähler
zurückliegende Kimi Räikkönen noch von Serienfehlern Hamiltons und McLarens
profitiert und war zum überraschenden WM-Titel gestürmt.
Fehlerhaft
Hamilton hatte zuletzt mehrmals versichert, dass ihm
so etwas nie wieder passieren würde. Dennoch ruinierte der 23-Jährige
Heißsporn am Sonntag in Fuji sein aus der Pole in Angriff genommenes Rennen
gleich mit einem unbedachten Start. Zwar erhielt Massa für seine spätere
rüde Attacke gegen Hamilton ebenfalls eine Durchfahrtsstrafe, mit Glück
wegen der Zeitstrafe gegen Toro-Rosso-Pilot Bourdais ergatterte der
Brasilianer aber noch zwei Punkte und rückte dem auf Platz zwölf punktlos
ins Ziel gekommenen WM-Leader wieder näher. Sogar der 12 Punkte
zurückliegende Pole Robert Kubica (BMW) hat nun noch WM-Chancen.
Lauda von Hamilton enttäuscht
"Ich bin enttäuscht von Lewis.
Er macht die gleichen Blödheiten wie im Vorjahr, dabei hätte ich nach
Singapur gedacht, dass er aus dem Vorjahr gelernt hat", kritisierte auch
Niki Lauda den Engländer wegen der Startattacke in Japan gegen Räikkönen.
"Als die roten Lichter ausgingen, vernebelte sich sein Gehirn", spottete das
englische Boulevard-Blatt "Daily Express". "Es war einfach ein zu großes
Risiko", gab auch Hamilton zu, nahm sich hinsichtlich der späteren Attacke
von Massa aber kein Blatt vor den Mund. "Er ist mir absichtlich ins Auto
gefahren."
Schlechte Erinnerungen
Das nächste Drama winkt nun bereits am
Sonntag in China. An Shanghai hat Hamilton nach dem Ausfall im Vorjahr aber
ganz böse Erinnerungen. Er kann dort die WM-Führung verlieren, umgekehrt
kann er schon in einer Woche mit 23 Jahren, 9 Monaten und 12 Tagen jüngster
Weltmeister der Formel-1-Geschichte sein, wenn er mindestens sechs Punkte
mehr als Massa holt.
Entscheidung am grünen Tisch?
Eine entscheidende Rolle im
finalen WM-Kampf könnten die Renn-Stewarts spielen. Sie sind angesichts der
vielen Vorfälle seit Wochen voll gefordert und viele ihrer nach wie vor
auffällig oft gegen McLaren gerichtete Urteile stehen in der Kritik.
"Rätselhaft, was da für Entscheidungen gefällt werden", schimpfte etwa
McLaren-Chef Ron Dennis und auch Lauda schüttelte den Kopf. "Die Fahrer sind
da, um Rennen zu gewinnen und wollen zeigen, was sie können. Die Strafe
gegen Hamilton war völlig unnötig. Die gegen Massa kann ich verstehen, weil
das WM-entscheidend gewesen sein könnte", sagte der dreifache
Formel-1-Weltmeister in seiner RTL-Analyse.
Alonso will Massa helfen
Leicht wird es Hamilton in Shanghai und
eventuell Brasilien jedenfalls nicht haben. Denn neben Räikkönen muss er nun
auch noch gegen den momentanen Seriensieger Fernando Alonso ankämpfen. Der
Spanier gewann Sonntag im Renault nach Singapur den zweiten GP in Folge und
hatte eine Riesenfreude, danach zu verkünden, dass er im Finish Massa und
nicht seinen gehassten Ex-Teamkollegen unterstützen werde.
"Wenn ich helfen kann, dann Massa", wurde der mit Ferrari liebäugelnde Spanier in "As" zitiert. Über seinen Sieg verlor er nur wenig Worte, nachdem auch er in Japan enorm von den Fehlern der Spitzenfahrer profitiert hatte. "In Singapur hatten wir mit dem Safety Car Glück, deshalb schmeckt der Sieg in Japan besser".