Super-Vettel beendet Red Bull-Durststrecke in Monza, steht vor Titelverteidigung.
Das Spiel ist ihm praktisch nicht mehr zu nehmen. Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel
hat bereits in zwei Wochen in Singapur den ersten von insgesamt sechs Matchbällen. Mit seinem zweiten Titel in Serie wäre der deutsche Red-Bull
-Pilot mit 24 Jahren auch der jüngste Doppel-Weltmeister der Geschichte. Nach seinem überlegenen Triumph in Monza liegt Vettel bereits 112 Punkte vor seinem ersten Verfolger Fernando Alonso.
Mehr als 100 Punkte Vorsprung
Vettel ist damit definitiv bis zum vorletzten Rennen in Abu Dhabi WM-Leader, was auch immer passiert. Erstmals liegt der Ausnahmekönner mehr als 100 Punkte voran. "Vettel einen Augenblick vor der Weltmeisterschaft", titelte die "Gazzetta dello Sport" am Montag nach dessen Galavorstellung im Königlichen Park. Die war in dieser Form nicht zu erwarten gewesen, weil die Bullen mit dem High-Speed-Kurs in den vergangenen Jahren nicht zurechtgekommen waren.
Monza-Fluch beendet
"Red Bull ist hier noch nie auf dem Podium gewesen", erinnerte Motorsport-Berater Helmut Marko. "Dieses wichtige Rennen so dominant zu entscheiden, ist schon eine Genugtuung." Denn die nächsten Strecken sollten dem RB7 noch besser liegen. "Auf dem Papier war das nicht unser stärkster Kurs", erklärte Teamchef Christian Horner. Singapur dagegen "sollte eine sehr gute Strecke für uns sein", meinte Horner. "Sie ist ganz anders als Monza."
Weltmeister-Szenarien
Mit einem Sieg auf dem Stadtkurs wäre Vettel bereits Weltmeister, wenn der im Ferrari-Heimrennen drittplatzierte Alonso nicht auf das Podest fährt. Dazu dürften weder Teamkollege Mark Webber noch Jenson Button Platz zwei belegen. "So weit denken wir noch nicht", betonte Vettel. "Wenn man zu viel erwartet, gibt es auch die Möglichkeit, enttäuscht zu werden." Er denke weiter Schritt für Schritt. "Es ist falsch, etwas zu planen, bevor es passiert."
Dass er in der besten Ausgangsposition ist, gesteht mittlerweile aber selbst der zurückhaltende Deutsche ein. "Alle anderen würden gerne mit uns tauschen", sagte Vettel. Die Konkurrenz hat spätestens in Monza endgültig das Handtuch geworfen. "Wir fahren alle nur noch um den zweiten Platz", meinte Webber, der in Italien nach einer Kollision mit Felipe Massa ausgefallen war. Damit nahmen die ersten fünf Plätze ausschließlich Weltmeister ein.
Nur Siege zählen
Trotz des komfortablen WM-Polsters fährt Red Bull weiterhin auf Sieg. "Wir wollen immer aggressiv an die Sache herangehen, das ist unsere Philosophie", erklärte Horner, der Vettel in Monza "in einer eigenen Liga" sah. Den Triumph widmete das Team der ehemaligen Mitarbeiterin Erin Pezzella, die vergangene Woche an Krebs gestorben war. "Das setzt alles in die richtige Relation", betonte Horner. Pezzella war lediglich 31 Jahre alt.
Schumi kommt in Form
Neben Vettel vermochte auch dessen Landsmann Michael Schumacher mit Platz fünf zu überzeugen. "Grande Schumi", schrieb die "Gazzetta" fast wie in alten Zeiten. "Er mag vielleicht der Großvater der F1 sein, aber gestern riss er die Zuschauer von ihren Sitzen." Für seine harten Manöver gegen Lewis Hamilton musste der Rekordweltmeister allerdings auch Kritik von McLaren einstecken.
Während sich Hamilton (4.) selbst einen Maulkorb auferlegte, kommentierte Teamkollege Button (2.) Schumachers Zick-Zack-Kurs: "Er ist immer von rechts nach links und wieder nach rechts gefahren. Das halten wir nicht für richtig. Vielleicht hat er seine Erinnerung verloren." Den Fans gefiel es. "Wir sind zwei Fahrer, die immer ans Limit gehen", verteidigte sich der Rekordweltmeister. "Ich habe mein Auto breit wie einen Laster gemacht."