Flutlicht-Spektakel

Formel 1 spaltet Singapur

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Nicht alle Bürger sind von der Notwendigkeit eines F1-Rennens überzeugt.

Der 55. Stock im Marina Bay Sands. Unter der Aussichtsplattform des Hotels erstrecken sich der Singapur Flyer, das größte Riesenrad der Welt, und ein grelles Lichterband. Das einzige Nachtrennen der Formel 1 im asiatischen Stadtstaat geht am Wochenende in seine vierte Auflage. Die Königsklasse des Motorsports hat Glanz und Glamour nach Singapur gebracht. Dennoch begegnet die Bevölkerung dem Grand Prix mit gemischten Gefühlen.

Steuerzahler kommt für Kosten auf
Mehr als 60 Millionen Singapur-Dollar (34,2 Mio. Euro) jährlich kostet den Steuerzahler die Prestigeveranstaltung. Um das Rennen zur gewohnten Sendezeit am Nachmittag nach Europa zu bringen, wird in der Nacht gefahren. 3.000 Lux Lichtstärke kommen aus insgesamt 1.500 Projektoren. Die Strecke ist damit laut Veranstaltern viermal heller beleuchtet als ein durchschnittliches Fußballstadion. Aufgebaut werden die Flutlicht-Anlagen schon ab Mai.

Geteilte Bevölkerung
Nicht alle Singapurer profitieren davon. "Die Leute sind geteilter Meinung. Manche sind stolz auf die Formel 1, die anderen finden sie unnötig", erklärte June, die als Rezeptionistin arbeitet. "Immerhin kommen viele neue Menschen und machen Singapur für die Welt interessant." Weniger begeistert sind die Taxifahrer, die sich ob der zahlreichen Sperren - die Strecke führt zu mehr als 70 Prozent über öffentliche Straßen - ins Chaos stürzen müssen.

Tausende Arbeiter
Bis zu 10.000 Arbeiter erfordert der Aufbau, das Rennen ist dafür mit 82.500 Zuschauern regelmäßig ausverkauft. Viele Anrainer können sich den Spaß auch leisten, zählt Singapur als wichtiger Finanz- und Handelsplatz doch zu den reichsten Ländern der Welt. Der Wohlstand manifestiert sich in den Bauwerken, die das Zentrum beherrschen. Alleine das aus drei Gebäuden bestehende Marina Bay Sands, das 2010 eröffnet wurde, hat inklusive Grundstück acht Milliarden Singapur-Dollar (4,56 Mrd. Euro) gekostet.

"Formel 1 ist ein großes Casino"
Dafür birgt das schicke Hotel-Resort eines von nur zwei Casinos in der Metropole, die für ihre rigorosen Gesetze bekannt ist. "Dadurch kommt Geld herein", erinnerte June. "Die Formel 1 ist selbst ein großes Casino." Die Fahrer genießen das Nachtrennen, vollziehen aber keine Zeitanpassung. Das bedeutet: Schlafen bis am frühen Nachmittag. "Dafür findet man nach der Arbeit kein offenes Restaurant mehr", erinnerte Rekordweltmeister Michael Schumacher.

"Das Rennen ist einzigartig", versicherte der zweimalige Singapur-Sieger Fernando Alonso. "Es verändert die Routinen." Sechs Stunden beträgt der Zeitunterschied nach Mitteleuropa, um die Pole Position wird am Samstag kurz vor Mitternacht (Ortszeit) gefahren. Doch dann beginnt der Partyreigen erst. Topstars wie Shakira, Shaggy oder Linkin Park treten an der Rennstrecke auf.

Kruder und Dorfmeister spielen auf
Sechs Millionen Singapur-Dollar (3,42 Mio. Euro) beträgt alleine das Entertainment-Budget. Österreichischer Beitrag ist das DJ- und Produzenten-Duo Kruder & Dorfmeister. Dazu kommt am Samstag die exquisite Amber Lounge Fashion Show, bei der der Linzer Coiffeur Marco Inmann mit seinem Team für die Frisuren sorgt - auch für jene der vertretenen Formel-1-Piloten.

Luft nach oben
In den dunklen Gassen der Vorstadt ist von diesem Glanz wenig über. Ein zwielichtiges Vergnügungs-Etablissement reiht sich an das nächste. "Singapur muss sich noch weiter entwickeln", meinte Rezeptionistin June. Dafür sorgen Gastarbeiter aus Niedriglohnländern des südostasiatischen Raumes. Die 1,2 Millionen Ausländer bilden fast ein Viertel der Gesamtbevölkerung Singapurs.

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