Toto Wolff deckt Schwächen des W12 auf
DESHALB ist Mercedes heuer langsamer als Red Bull
29.03.2021Mercedes scheint heuer gegenüber Red Bull Luft verloren zu haben. Werden die Silberpfeile an der Spitze verdrängt? Teamchef Toto Wolff deckt die Schwächen vom neuen W12-Boliden auf.
Klar ist: Mercedes hat bei den Wintertests vor der Formel-1-Saison 2021 und im Qualifying in Bahrain nicht geblufft. Verstappen raste Hamilton vier Zehntelsekunden für die Pole-Position davon.
Bis zuletzt hatte man gehofft, dass es vielleicht doch wie in den vergangenen Jahren laufen würde, als man bei den Tests teilweise auch Rückstand hatte, dann aber voll da war, als es um Pole-Positions und Siege ging. Dem ist nicht so. Red Bull wirkt gestärt - Mercedes hat PS verloren.
Im Rennen dann der taktische Schachzug vom Mercedes-Team. Hamilton gelingt doch der erste F1-Saisonsieg.
Mercedes-Motor heuer schwächer
Nach dem Qualifying hat Toto Wolff Rede und Antwort gestanden und die Schwächen des neuen W12-Boliden aufgedeckt:
"Wir verlieren bei Highspeed. Wir können eindeutig sehen, dass wir da ein Defizit haben", erklärt Wolff. Das liege ausgerechnet an der Mercedes-Wunderwaffe der vergangenen Jahre, nämlich an der Power-Unit: "In Sachen Energierückgewinnung sind wir noch nicht happy."
Honda "hat mehr Saft" am Ende der Geraden
Das alleine sei zwar nicht der Grund für vier Zehntelsekunden Rückstand; aber wenn Wolff sich die Mühe macht, das Thema in der Ursachenforschung so detailliert zu erklären, wird es wohl einer der Hauptfaktoren sein. Selbst auf Sebastian Vettel, ebenfalls mit Mercedes-Power unterwegs, fehlen fast zehn km/h. Immerhin also kein konzeptionelles Problem.
Wolff weiter: "Jedes Mal am Ende der Geraden gehen wir ein. In der zweiten Hälfte der Runde, am Ende der langen Geraden, haben wir nicht mehr genug Energie. Da baut die elektrische Energie bei uns plötzlich ab", erklärt Wolff. Oder, anders formuliert: Während das Duracell-Häschen im Honda-Motor immer noch Saft hat, ist die Mercedes-Batterie an dem Punkt schon leer.
Der starke Eindruck von Red Bull wird bestätigt: Honda hat für das letzte Jahr in der Formel 1 vor dem Ausstieg sicher den besten Motor gebaut, den die Japaner seit ihrer Rückkehr je hatten. Vor allem weil der neue Motor so schlank wie nie zuvor ist, bleibt mehr Platz für andere aerodynamische Teile bei Verstappen und Co.
Wolff: "Gute Motivation für uns"
"Sie haben einen großartigen Job gemacht. Sie haben eine extrem konkurrenzfähige Power-Unit abgeliefert", muss Wolff neidlos anerkennen. "Man muss ja nur schauen, wo der AlphaTauri steht. Das müssen wir als Sportsmänner hinnehmen. Man sieht beim 'Derating', dass das ein Thema ist, das wir in den Griff bekommen müssen. Wird nicht leicht, aber wir werden es hinbekommen."
"Honda", sagt der 49-jährige Österreicher, "ist eine sehr stolze Firma. Ich war von Anfang an davon überzeugt, dass sie in diesen Motor für ihr letztes Jahr noch einmal alles reinlegen werden. Die haben nicht einen Stein auf dem anderen gelassen und keine Ressource ausgelassen, um ihren Job ordentlich zu Ende zu bringen. Freut mich für sie und ist eine gute Motivation für uns."
In Bahrain allgemein Probleme
Was steckt also noch drin im Mercedes? "Viele, viele Sekunden, wenn wir nur das Set-up hinbekommen", scherzt Wolff und fügt (ernst gemeint) an: "Das Auto ist einfach nicht gut beisammen. Bahrain war letztes Jahr auch schon nicht gut für uns. Diese Strecke und dieser Asphalt scheinen Red Bull irgendwie besser zu liegen als uns."
"Das ist aber keine akzeptable Erklärung", stellt der Mercedes-Teamchef klar. "Wir müssen jetzt das Gleiche tun wie in den letzten Jahren, nämlich das Auto und die Reifen verstehen und jedes noch so kleine Detail optimieren. Dann werden wir bald wieder in diesem Fight drin sein."
Nichts desto trotz: Mercedes sollte man auf keinen Fall schon nach dem ersten von 23 Rennen abschreiben. Beim Weltmeister-Team ist man sich jedoch einig: Es ist noch viel Luft nach oben!