Regen-Farce in der Formel 1

Heftige Kritik zu Belgien-GP: 'Das ist ein Witz'

30.08.2021

Der Formel-1-GP von Belgien, der keiner war, wird in die Geschichte eingehen. Heftige Kritik am Ausgang hagelt es von Fahrern und Teamchefs.

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Mit Unverständnis hat Lewis Hamilton auf die skurrile Formel-1-Farce von Spa-Francorchamps reagiert. "Wir vermitteln einfach keine guten Werte, wenn wir den Fans einen solchen Auftritt als Rennen verkaufen", sagte der erzürnte Rekordweltmeister nach einer denkwürdigen Mini-Ausfahrt in Belgien. Ein echter Grand Prix war wegen Dauerregens unmöglich, stattdessen wurde nach zwei Runden hinter dem Safety Car Hamiltons Titelrivale Max Verstappen zum Sieger gekürt.

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Diese fragwürdige Regelung löste nach einem nervenaufreibenden Tag mit viel Wartezeit jede Menge Unmut und Diskussionen aus. "Geld regiert die Welt", urteilte Mercedes-Pilot Hamilton, der nach seinem dritten Platz knapp die WM-Führung vor Verstappen verteidigte. "Es gab hier keinen Moment, an dem man dieses Rennen guten Gewissens hätte freigeben können", ergänzte der 36-jährige Brite.

Kürzestes Formel-1-Rennen der Geschichte

Und lag damit richtig. In den Ardennen regnete es schon vor dem geplanten Start um 15.00 Uhr unaufhörlich, nach stundenlangem Warten hatte sich bis zum verzweifelten letzten Versuch um 18.17 Uhr nichts geändert. Nach zwei Runden wurde wieder abgebrochen und das von der Renndistanz kürzeste Rennen der Formel-1-Geschichte, das mit knapp vier Stunden aber fast am längsten dauerte, für alle Beteiligten unbefriedigend beendet.

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"Das war kein Grand Prix. Sie haben einfach so die Punkte verteilt. Das ist schockierend", sagte Ex-Weltmeister Fernando Alonso. Die Regel, dass es schon bei zwei absolvierten Umläufen die Hälfte der WM-Zähler gibt, obwohl nie richtig gefahren wurde, müsse nun überdacht werden. "Wir brauchen als Sport eine bessere Lösung, wenn so eine Situation eintritt. Das Resultat sollte kein Rennen über ein paar Runden hinter einem Safety Car sein", sagte McLaren-Boss Zak Brown: "Wir müssen daraus für die Zukunft etwas lernen."

„Wenn es keine Rennrunden gibt, daher praktisch kein Rennen gefahren wurde, warum sollten dann Punkte verteilt werden? Ich bin kein Rennen gefahren, daher habe ich den halben Punkt auch nicht verdient“, sagte der zehntplatzierte Spanier Carlos Sainz. Sein Vorgänger bei Ferrari und aktuelle Pilot bei Aston Martin, Sebastian Vettel, stieß sich daran, dass im Endeffekt der Ausgang des Qualifyings das Rennergebnis darstellte. „Wenn man das Qualifying belohnen will, dann soll man gleich dafür Punkte verteilen. Das ist ein Witz“, sagte der vierfache Weltmeister. 

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"Antrittsgeld, egal ob gefahren wird oder nicht"

Dass auf dem anspruchsvollen Kurs kein echtes Rennen stattfand, war die einzig richtige Entscheidung. "Das höchste Ziel muss unsere Sicherheit sein", sagte Sebastian Vettel. In seinem Aston Martin rollte er als Fünfter ins Ziel. Einen Kampf um Positionen hatte es an einem Tag für die Formel-1-Geschichtsbücher nicht geben können, stattdessen war das Ergebnis der Qualifikation auch das finale Resultat. Die Autos sind für Starkregen nicht gebaut. "Der limitierende Faktor ist die Sicht", sagte Vettel. Für die Piloten war wegen der Gischt schon kaum der Vordermann erkennbar.

Abbrüche gab es in der Historie schon einige. Dass wegen schlechten Wetters gar nicht erst richtig gestartet werden konnte, ist aber ein Novum. "Noch nie habe ich an einem Sonntag so anhaltend mieses Wetter erlebt. Das Wetter hat uns einen üblen Streich gespielt", sagte Renndirektor Michael Masi vom Automobil-Weltverband FIA.

Der Herr über den Ablauf des Renntags verteidigte die Entscheidung, nach stundenlangem Warten auf die Piste zurückzukehren. "Einige Teams haben eine Aufhellung erkannt, also gingen wir raus, aber dann verstärkten sich die Niederschläge wieder", sagte der Australier Masi, der von Kalkül ebenso nichts wissen wollte wie Formel-1-Boss Stefano Domenicali. "Wir bekommen das Antrittsgeld, egal ob der Grand Prix gefahren wird oder nicht. Es ging hier einzig und allein um die Zuschauer. Wir haben alles versucht, ihnen noch etwas zu bieten", sagte der Italiener dem Fachmagazin "Auto, Motor und Sport".

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Geduldsprobe für alle

Eine Verschiebung auf Montag war angesichts des engen Terminkalenders unmöglich, schon am kommenden Sonntag wird im nahen Zandvoort in den Niederlanden wieder gefahren. "Da ist der Wetterbericht auf jeden Fall besser", sagte Vettel und freute sich nach einem nicht nur aus meteorologischer Sicht trüben Tag auf Sonne an der Küste.

Vor allem die 75.000 Fans taten den Fahrern leid. Stundenlang standen sie im strömenden Regen, waren völlig durchnässt und hofften auf einen Wettkampf, den es aber nicht geben konnte. Viele im Fahrerlager hätten sich deswegen einen früheren Abbruch gewünscht. Sechs bis sieben Stunden vor dem geplanten Start füllten sich die Tribünen bereits, viele blieben bei 13 Grad und starkem Wind zehn Stunden und länger. "Ich hoffe, dass die Fans ihr Geld zurückbekommen", sagte Hamilton. In diese Richtung war allerdings noch nichts zu vernehmen.

Im Mercedes-Lager ärgerte man sich aber nicht nur aus Sympathie mit den waschelnassen Zuschauerinnen und Zuschauern, sondern auch aufgrund der Tatsache, das Verstappen den Rückstand in der WM-Wertung auf Hamilton auf billige Art und Weise verkürzen konnte. „Die halben Punkte sind ärgerlich, aber so ist das Reglement. Das Prozedere hinter dem Safety-Car hätten wir uns eigentlich sparen können“, ließ Teamchef Toto Wolff im ORF-Interview kein gutes Haar an der Entscheidung der FIA, die nötigen Runden durchzuboxen. 

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Russell jubelte über erstes Podium

Am Ende eines unrühmlichen Tages bekam Verstappen 12,5 statt 25 Punkte für seinen sechsten Saisonsieg, George Russell stand als Zweiter für Williams das erste Mal auf dem Podium und Hamilton erhielt 7,5 Punkte auf dem Weg zu seinem angepeilten achten Titel. "Wir sind nicht stolz auf diesen Sieg", sagte Verstappen, der bei noch zehn ausstehenden Rennen nur drei Zähler hinter Hamilton liegt. "Niemand wird sagen, dass es die richtige Entscheidung ist, das ein Rennen zu nennen", bilanzierte McLaren-Boss Brown: "Ich hoffe, so etwas wird nie wieder passieren." 

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